Das Buch der Gleichnisse
hatte (es war mit Stefan gewesen) und ins Unglück geriet, und dass dies eine unfassbare Heimsuchung gewesen war, gerade weil sie erweckt war! Im Dorf wurde oft davon gesprochen, ins Unglück zu geraten und zu sündigen , wenn auch meistens murmelnd.
Sie rührte ihn mit den Fingerspitzen an.
Es war im Jahr nachdem Tante Valborg nach Hause gekommen war und erklärt hatte, dass sie sterben würde, am Krebs, aber dann in der guten Stube gestanden und gewagt hatte, ’m Birger inne Augen zu sehen und zu sagen, dass, weil der Erlöser sich nicht um sie gekümmert habe in ihrer Not, sie sich auch nichts aus dem Erlöser mache, und dass sie es gewagt hatte! Dies war etwas, was durch dieses ihr erschütterndes Zeugnis jetzt durch die Larssonküche blitzte! Blitzte! Diese freimütige Stellungnahme der Tante hatte, vor’m Birger und ’m Erlöser und in gewissem Maße ihm selbst, wie er da hinterm großen Schrank in der guten Stube stand, dank ihrer Freimütigkeit etwas in Gang gesetzt: Dass etwas möglich war! Aber als er sich ein halbes Jahr danach am Gründonnerstag geweigert hatte, die Mutter zum heiligen Abendmahl des Herrn zu begleiten, und die Mutter sich flennend allein auf den Weg gemacht hatte, da hatte er eine Stunde später vor der Sündenangst kapituliert! Nach vielleicht vierzigminütigem Nachdenken und Gebetsangst hatte er aufgegeben! Und das Fahrrad genommen, es war ein Rex, die Mutter hatte ein Monark mit Ballonreifen, und war am Abend des Gründonnerstags die sieben Kilometer zur Kirche gefahren, in persönlicher Bestzeit von 19:35.
Und hatte sich damit vor allen wieder eingereiht in die Schar der Erlösten. Obwohl er insgeheim zweifelte.
Dennoch war es so, als habe er nicht nur vor der Kraft des Sündenbewusstseins kapituliert – denn er hatte ja das Abendmahl begangen!, das Gute in ihm hatte gesiegt! er war immer noch erweckt!, und die Mutter hatte Tränen in den Augen vor Erleichterung!, und sie hatten unisono »O Haupt voll Blut und Wunden!« gesungen – sondern gleichzeitig halbwegs begonnen, sich auf Tante Valborgs Seite zu stellen und zu sagen nix da! nix da!
Der Befreiungskampf musste ununterbrochen verloren, aber wiederaufgenommen werden, so viel hatte er verstanden.
Es war vollkommen still in der Larssonküche, abgesehen von den Fliegen.
»Bist du wirklich noch nie mit einer Gleichaltrigen zusammen gewesen«, hatte sie aufs Neue geflüstert. Er hatte verneint. Sie standen beide, und sie hatte ihn gebeten, sein Hemd auszuziehen, das ist ebenso gut, denn ich spüre ja, dass du beinahe bebst , hatte sie geflüstert, soll ich dir helfen?
Ja, hatte er gesagt.
Sie war sehr vorsichtig und schweigsam gewesen, und ihre Hand, es war die rechte, hatte sich sehr leicht über sein Glied bewegt, in erster Linie waren es die Fingerspitzen, und sie hatte sachlich konstatiert, dass er ja keine Probleme mit der Vorhaut habe, sie lasse sich auch nach dem Steifwerden zurückziehen. Sie war gleichsam konzentriert auf dies mit der Vorhaut, aber das war ja natürlich, hatte er nachforschend gedacht, wenn man berücksichtigte, dass sie im Winter Beraterin im Krankenhaus war, wenn auch mehr in der Wirtschaftsabteilung, und im übrigen hatte sich ihm ganz erheblich der Kopf gedreht, als sie sein Glied berührte, das jetzt gehörig steif geworden war. Und als sie ihm das Sonntagshemd auszog, war ihm fast schwarz vor Augen geworden.
»Ist genauso gut, wenn ich mich auch ausziehe«, hatte sie gesagt.
»Wieso das?«, hatte er beinahe verwirrt gefragt.
»Ja, dann ist es ausgeglichener«, hatte sie gesagt.
»Ja, das ist klar«, hatte er erwidert. Während einiger Sekunden hatte ihm etwas von Burmans ältester Tochter vorgeschwebt , die nach Sünde und geschlechtlichem Umgang (mit Stefan) ins Unglück geraten war, aber das verschwand. Es schwebte ihm nur ganz kurz vor, und sie murmelte die ganze Zeit weich und undeutlich etwas über diese Sache mit der Vorhaut. Es war ihr gleichsam wichtig. Und eine Weile hatte sie geschwiegen und zu ihm aufgesehen, beinahe mit Angst in den Braunaugen, als wären sie wässerig, vielleicht flehend, aber nicht auf die übliche Gebetsart, und sie hatte noch einmal gefragt, ob er es wirklich noch nie mit einer Gleichaltrigen probiert habe; aber er hatte verneint, was der Wahrheit entsprach. Und dies mit der Sünde und Burmans Ältester (und Stefan) hatte ihm da erneut vorgeschwebt, dass das hier vielleicht Sünde war, aber er vielleicht keine Todsünde beging, obwohl er im letzten Jahr
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