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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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Schmierenstück fürs Theater zusammen.
    Er hatte sich in diesem Winter 1987 wie eine nasse Katze in der Wohnung zusammengerollt und in Alkohol eingelullt und gewusst, dass alles verloren war, aber am Ende das Abenteuer des Jungen niedergeschrieben, während er gleichzeitig in allen Schränken nach den Flaschen suchte, und seine rote Katze, die ihm in therapeutischer Absicht zugeteilt worden war, die Katze hatte voller Empörung erklärt, zurückgelassen worden zu sein, genau wie die Psychologin es angedeutet hatte, bevor sie ihn hinauswarf, weil er ganz unschuldig und ohne nennenswerte Nebenabsichten bekannt hatte, dass er sich von ihr angezogen fühle und mit der Angesprochenen gern eine Limonade teilen wolle .
    Daraus wurde also nichts.
    Da hatte er sicherheitshalber beschlossen, sich zu erlösen. Das war der Ausdruck, er würde sich nicht ausliefern, sondern ganz allein durchkommen. Sturzbetrunken oder nicht, erlösen konnte man sich ja immer.
    Wie ’de Elof. Und der Beweis existierte ja, neun Blätter, aber sie mussten gedeutet werden. Sich selbst erlösen konnte nur ein Verkünder, und das war er ja schon. Und dann konnte er aus dem Jungen und der toten Katze ein Gleichnis machen, aber nicht so verlogen wie die im Neuen Testament. Diese wahre Erzählung aus dem Leben würde von dem Jungen handeln, der sich Gott erst auslieferte, als die Katze getötet worden und wiederauferstanden war. Und wie der Junge ihn dazu gebracht hatte zu verstehen, dass es keinen Gott gab, außer dem kleinen Kind, das ihn begleitete und das man an der Hand halten konnte. Als sei Gott der kleine Kim, der dich durch die Wildnis der Bosheit begleitete, also begleitete wie eine Katze an einer Schnur, ja genau, wie eine kleine Katze voller Vergebung. Und die Gnade würde von einem Kreuzfuchs vermittelt werden, der im Besitz der Wahrheit war und sie als ein Gleichnis vermittelte . Direkt an P.W. Und ’n Elof, der ihnen rein metaphorisch ja immer über die Schulter blickte. Und an ihn selbst. Wie sie andächtig hinter dem Lokus dem Gleichnis des Kreuzfuchses lauschten.
    Man brauchte sich nicht der Gnade verdient zu machen, die von jemandem erteilt wurde, der mit stummen Lippenbewegungen geradewegs durch die Generationen hindurch sprechen konnte. Und das Gleichnis sollte niedergeschrieben werden, es sollte in aller Eile geschehen, und vor der Nacht auf der isländischen Schneeebene, weit früher, mehrere Jahre früher, als er noch Zeit hatte und den Mut, die Zeit zu nutzen, obwohl er hinter sich den hechelnden Atem des unerbittlichen Jehova spürte.
    Kim, kleiner Freund. Wohin führst du mich.
    *
    Er arbeitet, dem Arbeitsbuch zufolge, intensiv. Dort sind die Reste eines zerschlagenen Liebesromans zu erkennen.
    Man fasst sich an den Kopf!
    In einer der Vorarbeiten zu Sören Kierkegaards Furcht und Zittern findet sich eine nie publizierte Aufzeichnung über das einzige Mal, dass er eine Frauenbrust sah.
    Es war die Ehefrau eines seiner Freunde. Er ist bei ihnen zu Besuch. Die beiden Männer sprechen über einen gemeinsamen Feind, Grundtvig, sie unterhalten sich ruhig und tauschen Gehässigkeiten über ihn aus. Die Tür zu einem hinteren Zimmer ist nur angelehnt, man kann sagen, sie steht fast offen. Kierkegaard sieht da, hinter dem Rücken seines Freundes, wie dessen Ehefrau im hinteren Zimmer ihre Bluse auszieht, um eine andere anzuziehen. Sie ist nackt darunter. Sie dreht sich langsam, mit einem kleinen Lächeln, sieht, dass er sieht, aber bedeckt sich nicht, und beschleunigt auch ihren Akt nicht, der eine Einladung ist.
    Das ist alles. Kierkegaard ist zu diesem Zeitpunkt noch mit Regine verlobt.
    Was hat er erlebt? Sein einziger Kommentar ist: »Ist denn die Liebe ein einziger brüllender Notruf, wie von einem Ertrinkenden?«
    Sah der Junge nicht rank aus?
    Man konnte an gewissen Worten hängenbleiben. Die Frau auf dem Larssonhof hatte gesagt, er selbst sei rank. War es nicht so. Doch dieses kleine, entschuldigende Lächeln bei Siklund, das sich plötzlich in Wut verwandeln konnte, und dann – in was? Und wofür bat der Junge um Entschuldigung?
    E konnte, direkt, diese eigentümliche Atmosphäre in der Luft spüren, als Lisbeth ihn in das Zimmer des Jungen geführt hatte. Oder in die Zelle. Konnte man nicht Zelle sagen? war es nicht eine Zelle, mit dem Jungen auf dem Bett und der Balalaika auf seinem Schoß und dem unaufhörlichen Summen von »Sailing, home again, home again«. Und dann Lisbeths beinahe allzu weiches Wie geht es dir? und

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