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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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sich geschlossen und war den Korridor entlanggegangen, und da plötzlich war ihm eingefallen, was er erlebt hatte: Es war wie ein Film aus den frühen siebziger Jahren, Five Easy Pieces.
    War es nicht einer von Jack Nicholsons frühen Filmen?
    Er handelte, wenn er sich richtig erinnerte, von einem jungen Pianisten, der aufgegeben hatte, vielleicht weil er in seine Schwester verliebt war, vielleicht war er ein gescheiterter Komponist, der den Ton des Werks, das er schrieb, nicht zu fassen bekam, es war wohl eine Sinfonie. Hatte er, es war wahrscheinlich Jack Nicholson, nicht etwas von Sibelius und dessen Arbeit an der Achten Sinfonie gesagt? Jedoch ohne zu wissen, dass der Zusammenbruch auf den Alkohol zurückzuführen war!, dass Sibelius scheiterte, weil er so voll war, aber das konnte Nicholson wohl nicht wissen. Auf jeden Fall war er von zu Hause abgehauen und hatte auf einer Ölbohrinsel gearbeitet. Und dann war er zurückgekehrt, zur Ziehschwester, an deren Namen er sich nicht erinnern konnte, aber sagen wir zum Beispiel Eeva-Lisa, das ist immerhin ein Name. Und auch zurückgekehrt zum Vater, der vom Schlag getroffen worden war und ihn nur ganz leer mit blanken, beinahe wässerigen Augen ansah, als stände er am Ufer des Flusses.
    Er überdenkt, und radiert. Immer schwerer, klar zu denken. Welcher Fluss? Der der Einsicht oder der des Todes? Und der Fluss des Todes war anders, nicht Klarheit, sondern ein schwarzes Schaffell, das im Krankenwagen um ihn gestopft war, während das Herzflimmern ihn hochhob, und immer höher!!!
    Da war es gekommen, dieses letzte Gespräch. Oder die letzte Abrechnung, zwischen dem Vater und dem Sohn, der abgehauen oder geflohen war. Es war auf der Wiese vor dem Haus, dessen Farbe nicht auszumachen war, es war ein grasbewachsener Hang, nicht so ausgedehnt, sah aus wie ein halbes Kuhland.
    Der Traum und der Film und das Erwachen wichen die ganze Nacht nicht. Er konnte nicht schlafen. Oder er schlief doch, es war der Typ erregter Träume, die aufsteigen und versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen, aber nicht selbst sprechen wollen. Irgendwie hatte er von dem Jungen in dem Film, also Siklund, geträumt, doch es war Jack Nicholson, der ihn spielte. Wie er vor dem vom Schlag gerührten Vater, der stumm war, niedergekniet war und gesagt hatte, Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, dich zum Sprechen zu bringen , wenn du mir nur erzählen könntest.
    Wie soll ich das zusammenbekommen!
    Aber alles, was ich schreibe, sind nur Ausflüchte, und ich weiß, dass du von mir enttäuscht bist, das Eigentliche sind ja die Musik! und das Notenschreiben! und der Bücherhaufen!, nicht Ölbohren.
    Und du bist enttäuscht. Ich kann es sehen.
    Kannst du nicht sehen, dass ich Angst habe? Und dann war der Traum immer wilder geworden, sein ganzes Leben wurde gleichsam halluzinatorisch, das war das Wort, keine Ordnung in dem Leben, das er gelebt hatte, und in dem Tod, den er jetzt nahen fühlte wie den Schlag auf’n Quappenkopp. Es glitt ineinander. Es gab keine Ordnung, warum war es so geworden, er hatte es doch immer so genau genommen mit der Ordnung ! Aber dann war dieses elende Notizbuch, nein der Block, gekommen; die Ordnung weg! Mir nichts, dir nichts! Plötzlich hatte der Traum ihn ausgewechselt, obwohl es ganz natürlich war, so dass es der Junge war, der Siklund hieß, der jetzt vor ihm selbst kniete, auf diese natürliche Art und Weise, wie ein Sohn immer vor seinem Vater kniet und zischt oder flüstert Wenn du enttäuscht bist, dann sag es!, und es war auf einem Rasen vor dem Irrenhaus, das das gelbe Bethaus war. Und der Junge hatte gesagt erpähl pon Dem Grünen Haus!
    Ich weiß, dass du den Mund bewegen und erzählen kannst, ich sehe es doch, die Mundbewegungen sind beinahe deutlich, ich habe es doch auf dem Handy gesehen, dass du etwas erwidern willst! Deine Mundlippen, Papa!, sie bewegten sich ganz jämmerlich, hattest du nicht aussprechen wollen, dass ich tauge! , und dann war es noch seltsamer geworden, und jetzt war er selbst es, der Worte hervorzubringen versuchte, aber plötzlich Stopp.
    Die Mundlippen rührten sich nur im Leeren , und er konnte dem Jungen keinen Bescheid geben, er konnte nicht einmal pom Puchs erpählen .
    Stumm. Stumm.
    Ich habe gelesen, was du geschrieben hast, hatte der Junge geflüstert, also Siklund, ich habe auch den heimlichen Notizblock gelesen! (jetzt war der Traum sehr aufgewühlt), es sind zu viele tote Noten in deinen Schriften! Du kannst nicht einmal Wunder

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