Das Buch der Gleichnisse
das lakonische Jo des Jungen, und dann Lisbeths flehendes Du versuchst aber nicht, das noch einmal zu machen?, Lieber? , und dann des Jungen Du kannst mich auf jeden Fall nicht daran hindern, denn ich habe es Kim versprochen, und Lisbeths Und das bedeutet dir mehr, als wenn ich dich bitte? , und keine Antwort, nur die verdammte Balalaika, und dann Lisbeth wieder: Du begreifst wohl, dass ich traurig bin?, auch unseretwegen? , und dann plötzlich dieser Ton. Als habe sie eine Intimität hineingebracht, um die niemand gebeten hatte.
Er hatte den Kopf in eine Plastiktüte gesteckt, eine Konsum-Tüte, genau wie Bachmann, der Junge in der Erzählung, die er aus Berlin geschrieben hatte, der auf Rudi Dutschke geschossen, es aber bereut hatte.
E hatte Lisbeth mit einer Art von Verbitterung angesehen. Albert Schweitzers Lebensbejahung war havariert. Jetzt war offenbar ein anderes Projekt angesagt.
Er war Lisbeth zum ersten Mal bei einem Treffen im Fjällstedtska in Uppsala begegnet.
Sie hatte von Albert Schweitzer gesprochen, von seiner Lebensbejahung, mit jener notdürftig verdeckten, aber lockenden erotischen Ausstrahlung, mit der sie sich einbrannte, als sei ihm ein Stempel aufgedrückt worden. Fjällstedtska skolan war ein Internat für Theologiestudenten, das häufig für diejenigen, die allzu fromm für die Verbindungsfeste waren, als Aufreißerlokal diente. Und so hatten sie ein halbes Jahr lang ein Verhältnis gehabt, und dann endete es.
Sie hatte immer verlangt, dass er ihr in die Augen sehen sollte, wenn sie einen Orgasmus hatte, weil das ihr Lebensgefühl steigerte. Es war ein Muss. Sie war wie ein Fliegenfänger. Im Stall bei Onkel John auf Gammelstället hingen immer Fliegenfänger von der Decke, also auf dem Hof, der hundert Meter vom Larssonhof entfernt lag, wo er der Frau begegnet war, und so weiter, genug davon.
Die Fliegenfänger, diese klebrigen Streifen, die sich herabringelten, waren immer voll, fast schwarz von Fliegen im Todeskampf, er konnte sich in ihnen erkennen; am Ende war es wohl so gewesen, wenn er, am besten ohne zu zögern, sich zusammennahm und ihr in die Augen sah, wenn es ihr kam. Dann sollte man gleichsam eingesogen werden und kleben bleiben. Die Fliegen im Stall starben langsam und kämpften lange, es war wohl Todesangst, verzweifelte Flügel, die wahnsinnig vibrierten.
Manchmal nannte sie sich Psychologin. Davon gab es reichlich. Psychologen waren wirklich Verkünder. Von ihnen wurde einem wahrlich übel. War das wirklich der Verkünderhaufen, mit dem er sich einmal hatte vereinigen wollen? Nein! Nein!
Sie sollte ihn nie mehr in ihre besitzergreifenden Augen festsaugen können. Aber dann kam die Sache mit dem Projekt, und dem Jungen, und Psychotherapie mit instrumenteller Hilfe von Tieren .
Der Junge halluzinierte irgendwie, behauptete, einen Doppelmord begangen zu haben, doch das ließ sich nicht beweisen.
In seinen zusammengerührten Tagträumen lebte er mit dem Tod als Abhängigkeit hervorrufender Droge und dem Glauben an einen Erlöser, der am Ende eingreifen würde: Also war er verrückt. Alles war möglich. In jedem Fall war er geisteskrank. Er war bei seinem Großvater aufgewachsen, dann starb dieser, das Haus wurde an ein älteres Paar verkauft. Und danach brannte es, und beide starben. Es gab keine Beweise dafür, dass der Junge beteiligt war, aber er war geisteskrank und nahm es auf sich. Und da E und der Junge zufällig am Beginn der siebziger Jahre lange Gespräche geführt hatten – einer von jenen, die die gleichen Schriftstellerträume hatten wie er selbst! einst! und jetzt glaubten, dass er einen Schlüssel besaß –, hatte der Junge angefangen, sich hineinzusteigern.
Zweiundfünfzig Briefe hatte er geschrieben.
In Ermangelung eines engagierten Jesus hatte er sich E verschrieben, ohne zu wissen, dass dieser seinerseits sich betrunkenen Träumen von der Achten Sinfonie verschrieben hatte. Hiervon hatten die Gespräche, Fragen und Erwiderungen nicht gehandelt.
Stattdessen hatte E dem Jungen etwas von Dem Grünen Haus erzählt. Und da hatte dieser geglaubt, dass dort, in der wiederauferstandenen Kindheit! , die Möglichkeit der Rettung liege.
Das Experiment mit der Katze hatte Lisbeth persönlich durchgesetzt, nachdem Schweitzers Lebensbejahung sich zu verflüchtigen begonnen und sie weitere Intimität mit E verweigert hatte. Und dann hatte Lisbeth ihn angerufen, nach vier Jahren, und war verzweifelt und vorwurfsvoll gewesen, und hatte angedeutet, dass E in
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