Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
in starken Wellen von ihr ab.
»Also«, sagte ich nach einer Minute. »Obwohl es für Robbie gut ausgegangen ist, weiß ich, dass ich diesen magischen Spruch nicht hätte machen dürfen. Cal sagt, es ist verboten, und ich verstehe, warum. Es war ein dummer Fehler«, fuhr ich fort. »Ich war durcheinander und kopflos, und ich … ich wollte … ich wollte es einfach wissen.«
»Was wissen?«, fragte sie hitzig.
»Ob ich … anders bin. Ob ich eine besondere Gabe besitze.«
Sie blickte schweigend aus dem Fenster.
»Ich meine, ich sehe die Aura der Menschen. Mensch, Bree, ich habe Robbies Haut geheilt! Findest du nicht, dass das eine große Sache ist?«
Sie schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. »Du bist total verrückt«, murmelte sie.
So kannte ich Bree gar nicht. »Was ist denn los, Bree?«, fragte ich, und es kostete mich einiges an Beherrschung,
nicht in Tränen auszubrechen. »Warum bist du so sauer auf mich?«
Sie zuckte abrupt die Achseln. »Ich habe das Gefühl, du bist nicht ehrlich zu mir«, sagte sie und richtete den Blick wieder aus dem Fenster. »Mir ist, als würde ich dich gar nicht mehr kennen.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Bree, ich habe es dir schon mal gesagt. Ich glaube, du und Cal würdet ein tolles Paar abgeben. Ich flirte nicht mit ihm. Ich rufe ihn nie an. Ich setze mich nie neben ihn.«
»Das brauchst du auch gar nicht. Er ist dir gegenüber unglaublich aufmerksam«, sagte sie. »Aber warum?«
»Weil er will, dass ich eine Hexe werde.«
»Und warum will er das?«, fragte Bree. »Wenn Robbie oder ich Hexen werden würden, wäre ihm das ziemlich egal. Warum spielt er Ratespielchen mit dir, trägt dich in den Pool, sagt dir, du besäßest eine Gabe für Magie? Warum probierst du magische Sprüche aus? Du bist nicht mal eine offizielle Hexenzirkelschülerin, geschweige denn eine Hexe.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte ich frustriert. »Es ist, als würde … als würde in mir etwas erwachen. Etwas, von dem ich bisher nicht wusste, dass es da war. Und ich will verstehen, was es ist … was ich bin.«
Bree schwieg einige Minuten. In der Dunkelheit drangen leise Geräusche an mein Ohr: das gedämpfte Ticken meiner Uhr, Brees Atemzüge, das metallische
Klicken von Breezy , als der Motor abkühlte. Ein schwarzer Schatten schoss auf mich zu, schoss auf das Auto zu, und ich wappnete mich instinktiv. Dann schlug er ein.
»Ich will nicht, dass du heute Abend mitkommst«, sagte Bree.
Mir schnürte es die Kehle zu.
Bree zupfte einen Fussel von ihrer blauen Seidenhose und musterte ihre Fingernägel. »Ursprünglich dachte ich, ich wollte, dass wir das zusammen machen«, sagte sie. »Aber ich habe mich getäuscht. Was ich wirklich will, ist, dass Wicca etwas ist, was ich mache. Ich bin diejenige, die bei jedem Kreis dabei ist. Ich habe Practical Magick entdeckt. Ich will, dass Wicca etwas für mich und Cal ist. Aber wenn du in der Nähe bist, ist er abgelenkt. Besonders seit du so tust, als könntest du magische Sprüche wirken. Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast. Aber Cal redet von nichts anderem mehr.«
»Das glaube ich jetzt nicht«, flüsterte ich. »Gott, Bree! Ist dir Cal wichtiger als ich? Wichtiger als unsere Freundschaft?« Heiße Tränen brannten in meinen Augen. Zornig wischte ich sie weg, ich wollte nicht vor ihr weinen.
Bree wirkte ziemlich ruhig. »Du würdest dasselbe tun, wenn du Cal lieben würdest«, erklärte sie mir.
»Schwachsinn!«, schrie ich, als sie den Motor wieder anwarf. »Das ist totaler Schwachsinn! Das würde ich nicht.«
Bree wendete mitten auf der Wheeler Road in einem Zug.
»Irgendwann merkst du, wie blöd du dich benimmst«, sagte ich bitter. »Wenn es um Jungen geht, hast du die Aufmerksamkeitsspanne einer Stechmücke. Cal ist doch nur einer in einer langen Reihe. Wenn du ihn satthast und ihn fallen lässt, wirst du mich vermissen. Und dann bin ich nicht da.«
Diese Vorstellung ließ Bree innehalten. Dann nickte sie entschieden. »Du wirst darüber hinwegkommen«, sagte sie. »Sobald Cal und ich richtig zusammen sind und sich alles beruhigt, ist die Sachlage eine ganz andere.«
Ich starrte sie an. »Du bist doch wahnsinnig«, fuhr ich sie hitzig an. »Wo fahren wir hin?«
»Ich bringe dich nach Hause.«
»Zum Teufel damit«, sagte ich und öffnete die Beifahrertür. Bree stieg perplex auf die Bremse, und ich machte einen Satz nach vorn und schlug beinahe mit dem Kopf auf dem Armaturenbrett auf. Schnell löste ich
Weitere Kostenlose Bücher