Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
Vom Netzwerk:
fast von der Bank rissen. Beide strahlten tiefe, intensive Wellen des Zorns und Neids aus, die auf mich und – wenn auch nicht ganz so heftig – auf Cal gerichtet waren. Bei Raven waren es scharfe, habgierige Wellen aus Zorn, Frust und Hunger. Obwohl sie den Ruf genoss, leicht zu haben zu sein, war sie noch nie mit jemandem ernsthaft zusammen gewesen. Vielleicht hatte sie Cal als denjenigen auserkoren gehabt.
    Wenn Ravens Gefühle wie Stacheldraht waren, dann waren Brees wie schwelende Kohlen. Ich wusste augenblicklich, dass sie mich, sosehr sie mich vor zwei Wochen noch geliebt hatte, jetzt genauso intensiv hasste. Sie hatte Cal unbedingt haben wollen. Vielleicht war es nicht wahre Liebe, aber es war ein mächtiges Verlangen, so viel war sicher. Und sie hatte noch nie einen Typen gewollt, der sie nicht wollte. Cal hatte sie zutiefst gekränkt, als er mich ihr vorgezogen hatte.
    All diese Eindrücke zu sammeln dauerte nur einen einzigen Augenblick. Die Dauer eines Herzschlags, und das Wissen war in mir.
    Mir ging durch den Sinn, dass von diesen Menschen,
den Mitgliedern meines Hexenzirkels, niemand von meiner Adoption wusste, außer Cal. Es war so eine große, folgenschwere Sache, die mein ganzes Leben auf den Kopf stellte und mir Angst machte, und doch war das alles an einem einzigen Tag passiert: gestern. Für die anderen war gestern nur ein ganz normaler Sonntag gewesen. Ich fühlte mich desorientiert und durcheinander.
    »Und«, durchbrach Bree die Stille, ohne mich anzusehen, »hat deinen Eltern dein neuer Lesestoff gefallen? «
    Ich blinzelte. Wenn sie nur wüsste, was für eine Lawine ihr kleiner Racheakt ausgelöst hatte. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Ich hatte das Gefühl, kein Wort herauszubringen.
    Bree grinste blöd, den Blick immer noch auf ihre Stiefel gerichtet.
    Cal nahm meine Hand, und ich hielt sie fest.
    »Wovon redest du da, Bree?«, fragte Robbie. Er nahm seine dicke Brille ab und rieb sich die Augen. Ohne Brille sah er ganz anders aus. Der magische Spruch, den ich vor zwei Wochen gewirkt hatte, hatte besser funktioniert, als ich mir je hätte vorstellen können. Seine Haut, einst von Aknenarben übersät, war jetzt glatt und von feiner Struktur, und man sah den schwachen Umriss eines dunklen Bartwuchses. Seine Nase war gerade und klassisch, wo sie einst geschwollen und rot gewesen
war. Selbst seine Lippen kamen mir fester vor, attraktiver, obwohl ich mich nicht recht erinnern konnte, wie sie vorher ausgesehen hatten.
    »Nichts«, sagte Bree leichthin. »Ist nicht wichtig.«
    Nein, es hat nur mein Leben zerstört, dachte ich.
    »Wie auch immer«, murmelte Robbie und rieb sich die Augen. »Verdammt? Hat jemand eine Paracetamol? Ich hab unglaubliche Kopfschmerzen. «
    »Ich hab welche«, sagte Sharon und langte in ihre Tasche.
    »Stets bereit«, meinte Ethan mit einem Lächeln. »Wie eine Pfadfinderin.« Sharon warf ihm einen Blick zu und gab Robbie zwei Tabletten, die der ohne Wasser schluckte.
    Unser Hexenzirkel war eine bunte Mischung aus coolen Leuten, Verlierern, Überfliegern, Langweilern, Kiffern und Prinzessinnen. Es war interessant, Menschen, die so verschieden waren, miteinander umgehen zu sehen.
    »Ich fand es toll am Samstagabend«, sagte Cal nach einer Weile. »Ich bin froh, dass ihr alle gekommen seid. Es war schön, den wichtigsten Wicca-Sabbat so zu begehen. «
    »Es war unglaublich cool«, sagte Jenna. »Und Morgan war einfach toll! «
    Unsicher bedachte ich meine Knie mit einem winzigen Lächeln.

    »Es war wirklich fantastisch«, sagte Matt. »Ich habe gestern fast den ganzen Tag im Internet verbracht, um mir Wicca-Seiten anzusehen. Es gibt unzählige und manche sind ziemlich heftig.«
    Jenna lachte. »Und einige sind unglaublich öde! Ein paar von den Leuten sind wirklich merkwürdig! Und sie hören echt schlechte Musik. «
    »Ich mag die Seiten, auf denen man chatten kann«, sagte Ethan. »Wenn man auf einen Chatroom stößt, wo die Leute wissen, wovon sie reden, ist es richtig interessant. Manchmal kann man auch magische Sprüche und andere Sachen runterladen.«
    »Im Moment findet man auch viel über Jul, das in zwei Monaten gefeiert wird«, meinte Sharon.
    »Vielleicht können wir eine Julparty feiern«, beteiligte ich mich am Gespräch. Dann sah ich die Blicke, die Raven und Bree mir zuwarfen: überlegene, höhnische Blicke, als wäre ich die nervige kleine Schwester und nicht die talentierteste Schülerin unseres Hexenzirkels.
    Ich machte ein entschlossenes

Weitere Kostenlose Bücher