Das Buch der Schatten 2
mich gegen eine von Robbies Lobreden auf Schach. Er ist regelrecht verliebt darin. Aber er sagte nur: »Es ist nur die Sache mit dem Klub, die gerade sinnlos ist. Die Sache mit der Schule.« Er sah mich an. »Nachdem man gesehen hat, wie eine Freundin eine Blume erblühen ließ, kommen einem Schule und Klubs und das ganze Zeug irgendwie … albern vor.«
Ich war stolz und verlegen gleichzeitig. Ich fand die Vorstellung toll, dass ich begabt war, dass mein Erbe sich in meinen Fähigkeiten zeigte. Doch ich war es gewohnt, in der Masse unterzugehen und keine Wellen zu schlagen, war zufrieden gewesen, in Brees Schatten zu stehen. Ich gewöhnte mich nur schwer daran, dass ich plötzlich so viel Aufmerksamkeit erregte.
»Fährst du nach Hause?«, fragte Robbie.
»Ich weiß nicht. Eigentlich habe ich keine Lust«, sagte ich. Bei dem Gedanken, meine Eltern zu sehen, verknotete sich mein Magen. Dann hatte ich eine bessere Idee. »Hey, hättest du Lust, zu Practical Magick zu fahren?« Eine Mischung aus Schuldgefühlen und Freude überkam mich, als ich es vorschlug. Meine Mutter würde es gewiss nicht gutheißen, wenn ich in einen Wicca-Laden ging. Aber – das war nicht mein Problem.
»Cool«, meinte Robbie. »Aber wir fahren bei Baskin-Robbins vorbei. Lass dein Auto hier, ich bring dich später hierher zurück.«
»So machen wir’s.« Als ich mit Robbie die Straße hinunter zu seinem Auto ging, erhaschte ich aus dem Augenwinkel einen Blick auf Mary K.s glattes, kastanienbraunes Haar. Ich schaute hinüber und sah Mary K. und Bakker, die an der Mauer des Biologiegebäudes aneinanderklebten. Ich kniff die Augen zusammen. Es war ein äußerst seltsames Gefühl, meine vierzehnjährige Schwester mit jemandem rumknutschen zu sehen.
»Weiter so, Bakker! «, murmelte Robbie, und ich versetzte ihm einen Knuff in den Arm.
Ich konnte den Blick nicht von den beiden wenden, als wir zu Robbies dunkelrotem VW Beetle gingen. Ich sah, dass Mary K. sich lachend aus Bakkers Armen wand. Er folgte ihr und fing sie wieder ein.
»Bakker! «, kreischte Mary K. mit fliegenden Haaren.
»Mary K. ! «, rief ich plötzlich, ohne zu wissen, warum.
Sie schaute auf, immer noch in seinen Armen gefangen. »Hey.«
»Ich mache mit Robbie eine Spritztour«, sagte ich und wies auf Robbie.
Sie nickte und zeigte auf Bakker. »Bakker bringt mich nach Hause. Richtig?«, fragte sie ihn.
Er knutschte ihr den Hals ab. »Was immer du sagst.«
Eine leise Beklemmung beiseiteschiebend, stieg ich in Robbies Auto.
Die Fahrt Richtung Norden nach Red Kill dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Im Vergleich zu Das Boot kam mir Robbies Auto klein und intim vor. Mir fiel auf, dass Robbie die Augen zusammenkniff und immer mal wieder rieb.
»Das machst du in letzter Zeit oft«, bemerkte ich.
»Meine Augen bringen mich noch um. Ich brauche unbedingt eine neue Brille«, sagte er. »Meine Mutter hat mir für morgen einen Termin gemacht.«
»Gut.«
»Was hat Bree heute Morgen gemeint?«, fragte er. »Von wegen deine Eltern und neuer Lesestoff?«
Ich zog die Nase kraus und seufzte. »Also, Bree ist richtig sauer auf mich«, sagte ich, um mit dem Offensichtlichen anzufangen. »Es geht um Cal … Sie war scharf auf ihn, aber er wollte mich. Ich glaube, jetzt hasst sie mich. Egal … Du weißt doch, dass ich meine Wicca-Bücher zu ihr gebracht hatte?«
Robbie nickte, den Blick auf die Straße geheftet.
»Sie hat sie gestern früh auf unsere Veranda gelegt«, erklärte ich. »Meine Mutter ist durchgedreht. Es gab ein Riesentheater«, fasste ich das Ganze notdürftig zusammen.
»Oh«, meinte Robbie.
»Ja. «
»Ich wusste ja, dass Bree hinter Cal her war«, sagte Robbie. »Aber ich glaube nicht, dass sie ein gutes Paar abgeben würden.«
Ich schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. »Bree würde dafür sorgen, dass jeder mit ihr ein gutes Paar abgeben würde. Egal, lass uns von was anderem reden. Die ganze Sache ist … ziemlich schrecklich. Das einzig Gute ist, dass Cal und ich jetzt zusammen sind, und das ist richtig toll.«
Robbie warf mir einen Blick zu und nickte. »Hmmm«, machte er.
»Hmmm, was?«, fragte ich. »Meinst du, ›hmmm, das ist toll‹? Oder, ›hmm, ich bin mir da nicht so sicher‹?«
»Eher, ›hmmm, es ist kompliziert‹, schätze ich«, erwiderte Robbie. »Du weißt schon, wegen Bree und allem.«
Ich starrte ihn an, doch er hatte den Blick wieder auf die Straße gerichtet, und von der Seite konnte ich seine Miene nicht deuten.
Ich sah
Weitere Kostenlose Bücher