Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
Vom Netzwerk:
zu.
    Sie blickte auf und lächelte kurz, als hätte sie auf mich gewartet. »Wie geht es dir, Liebes?« In ihren Worten schwang eine ganze Welt an Bedeutungen mit, und einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, sie wüsste alles, was passiert war, seit sie mir eine Woche vor Samhain geholfen hatte, eine Kerze auszusuchen.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Schrecklich«, platzte ich heraus. »Ich habe gerade herausgefunden, dass ich eine Bluthexe bin. Meine Eltern haben mich mein Leben lang angelogen.«
    Alyce nickte wissend. »Dann hatte David recht«, sagte sie, und ihre Worte waren nur für meine Ohren bestimmt. »Ich hatte es mir auch schon gedacht.«
    »Woher wussten Sie es?«
    »Wir können einander erkennen«, sagte sie sachlich. »Wir sind auch Bluthexen, auch wenn wir nicht wissen, welchem Clan wir entstammen.«
    Ich starrte sie an.
    »Besonders David hat sehr starke magische Kräfte«, fuhr Alyce fort. Ihre kräftigen Hände rückten Kerzenständer in Form von Sternen, Monden und Pentagrammen zu ordentlichen Reihen zurecht.

    »Haben Sie einen Hexenzirkel?«, flüsterte ich.
    »Starlocket«, sagte Alyce. »Bei Selene Belltower.«
    Cals Mutter.
    Am hinteren Ende des Gangs, knapp zehn Meter entfernt, tauchte Robbie auf. Er unterhielt sich mit einer jungen Frau, die lächelnd mit ihm flirtete. Robbie schob seine Brille beiseite, rieb sich die Augen und antwortete ihr. Sie lachte und sie verschwanden zusammen wieder in dem Gang mit den Büchern. Ich hörte ihr Stimmengemurmel. Einen Augenblick hätte ich mich voller Neugier gern darauf konzentriert, ihren Worten zu lauschen, doch dann wurde mir klar, dass ich das nicht tun sollte, auch wenn ich es konnte.
    Plötzlich kam mir eine Idee. »Alyce, wissen Sie irgendetwas über Meshomah Falls?«, fragte ich.
    Es war, als hätte eine Schlange sie gebissen. Sie zuckte förmlich zurück und ihr rundes Gesicht wurde von Angst überschattet. Stirnrunzelnd stand sie langsam auf, als drückte ein schweres Gewicht sie nieder.
    Sie sah mir in die Augen. »Warum fragst du?«
    »Ich würde gerne mehr über … über eine Frau namens Maeve Riordan wissen«, sagte ich. »Ich muss unbedingt mehr über sie erfahren.«
    Alyce blickte mir eine ganze Weile tief in die Augen.
    »Ich kenne den Namen«, sagte sie.

7
VERBRANNT
    8. Mai 1980
    Angus hat mich gebeten, ihn an Beltane zu heiraten. Ich habe Nein gesagt. Ich bin erst achtzehn und bisher kaum aus Ballynigel rausgekommen. Ich hatte mir überlegt, so eine Tour zu machen – mit dem Bus einen Monat durch Europa zu reisen. Ich liebe Angus. Und ich weiß, dass er gut ist. Womöglich ist er sogar mein mùirn beatha dàn, mein Seelengefährte, aber wer weiß? Vielleicht auch nicht! Manchmal habe ich das Gefühl, er ist es, manchmal auch nicht. Die Sache ist die: Woher soll ich es wissen? Ich habe in meinem Leben bisher nur ganz wenige Hexen kennengelernt, mit denen ich nicht verwandt bin. Ich muss mir aber sicher sein. Ich muss mehr wissen, bevor ich mich entscheiden kann, für immer mit ihm zusammenzubleiben.
    »Wohin fährst du?«, fragt er mich. »Mit wem wirst du zusammen sein? Jemand, der nicht von deiner Art ist, wie David O’Hearn? Ein Mensch?«
    Natürlich nicht. Wenn ich Kinder will, kann ich nicht mit einem Menschen zusammen sein. Aber vielleicht will ich ja keine Kinder. Ich weiß es nicht. Es gibt nicht viele unseres Clans. Den Clan zu verlassen und in einen anderen
zu gehen wäre treulos. Aber mein Schicksal mit achtzehn zu besiegeln kommt mir auch treulos vor – treulos mir selbst gegenüber.
    Und nachdem all das passiert ist – Morags Ermordung, die Schadenssprüche, die verhexten Runen (Mathair nennt sie Sigillen), die wir gefunden haben – weiß ich es einfach nicht. Ich möchte fort. In nur drei Wochen mache ich mein Abitur, dann bin ich fertig mit der Schule. Ich kann’s kaum erwarten.
    Jetzt ist es spät, und ich muss noch einen Abwehrzauber durchführen, bevor ich schlafen gehe, um Böses fernzuhalten. Das tun wir heutzutage alle.
    – Bradhadair
     
    Ich wartete, während Alcye in ihren Erinnerungen kramte. In der Nähe stand ein hoher Hocker, ramponiert und mit vielen Farbklecksen übersät. Ich hockte mich darauf, den Blick fest auf Alyces Gesicht gerichtet.
    »Ich habe Maeve Riordan nicht persönlich gekannt«, sagte Alyce schließlich. »Ich bin ihr nie begegnet. Ich habe, während all dies geschah, in Manhattan gelebt und habe erst Jahre später davon gehört, als ich herzog. Aber für die

Weitere Kostenlose Bücher