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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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aus dem Fenster. Ich wollte über etwas reden, das wir noch nicht richtig geklärt hatten. »Robbie, das mit dem magischen Spruch tut mir wirklich leid. Du weißt schon. Den mit deiner Haut.«
    Er schaltete in einen anderen Gang, ohne etwas zu sagen.
    »Ich tu’s nie wieder«, versprach ich ihm noch einmal.
    »Sag das nicht. Versprich mir nur, dass du es nie wieder
tust, ohne mir vorher Bescheid zu sagen«, erwiderte er und lenkte den Beetle in eine winzige Parklücke. Dann wandte er sich mir zu. »Ich war total sauer auf dich, weil du es mir nicht gesagt hast«, meinte er. »Aber, ich meine, Himmel, sieh mich an.« Er wies auf sein neuerdings glattes Gesicht. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so aussehen würde. Ich dachte, ich hätte für immer ein Streuselkuchengesicht und für den Rest meines Lebens schreckliche Narben.« Er guckte über das Lenkrad nach draußen. »Jetzt sehe ich in den Spiegel und bin glücklich. Mädchen sehen mich an – Mädchen, die mich bisher ignoriert oder allenfalls mit mitleidigen Blicken bedacht haben.« Er zuckte die Achseln. »Wie sollte ich darüber sauer sein?«
    Ich berührte ihn am Arm. »Danke.«
    Er grinste mich an und schwang die Tür auf. »Lass uns in Verbindung treten mit unserer inneren Hexe.«
    Wie immer war es in Practical Magick düster und in der Luft hing der schwere Duft von Kräutern, Ölen und Räucherwaren. Nach der kühlen Novembersonne draußen war es im Laden warm und einladend. Es gab zwei Abteilungen, eine Hälfte bestand aus deckenhohen Bücherregalen und die andere aus Regalen voller Kerzen, Kräuter, ätherischer Öle, ritueller Gegenstände und magischer Symbole, zeremonieller Dolche, die man Athame nannte, Gewänder, Poster und sogar Wicca-Kühlschrankmagneten.

    Ich ließ Robbie bei den Büchern und ging zu der Abteilung mit den Kräutern. Zu lernen, wie man mit ihnen arbeitet, kann mein ganzes Leben und länger dauern, dachte ich. Die Vorstellung war einschüchternd, aber auch aufregend. Für den magischen Spruch, mit dem ich Robbies Akne geheilt hatte, hatte ich Kräuter benutzt, und im Kräutergarten von Killburn Abbey, den ich auf einem Kirchenausflug besucht hatte, war ich ganz hingerissen gewesen.
    Ich blätterte gerade in einem Handbuch über magische Pflanzen des Nordostens, da spürte ich ein Kribbeln. Als ich aufblickte, sah ich David, einen der Verkäufer. Ich erstarrte. Er machte mich immer nervös, dabei wusste ich nicht mal genau, warum.
    Ich erinnerte mich daran, wie er mich gefragt hatte, welchem Clan ich angehörte, und dass er Alyce, der anderen Verkäuferin, gesagt hatte, ich wäre eine Hexe, die so täte, als wäre sie keine.
    Jetzt beobachtete ich misstrauisch, wie er näher kam, sein kurzes graues Haar silbrig im schimmernden Licht einer Kerze.
    »Du hast dich verändert«, sagte er leise, seine braunen Augen auf mich gerichtet.
    Ich dachte an Samhain, als die Nacht um mich herum explodiert war, und an den Sonntag, als meine Familie explodiert war. Doch ich schwieg.
    »Du bist eine Bluthexe«, konstatierte er und nickte,
als würde er nur etwas bestätigen, was ich gesagt hatte. »Und jetzt weißt du es.«
    Woher weiß er das?, überlegte ich mit einem Anflug von Angst.
    »Warst du wirklich überrascht?«, fragte er mich.
    Ich sah mich nach Robbie um. Er stand immer noch drüben bei den Büchern.
    »Hast du ein Buch der Schatten?«, fragte er.
    »Ich habe eins angefangen«, sagte ich und dachte an das wunderschöne leere Buch mit dem marmorierten Vorsatzpapier, das ich mir vor zwei Wochen gekauft hatte. Ich hatte den magischen Spruch hineingeschrieben, den ich für Robbie gewirkt hatte, und auch meine Erfahrungen an Samhain notiert. Aber warum wollte David das wissen?
    »Hast du die Bücher der Schatten deines Clans, deines Hexenzirkels?«, fragte er. »Das deiner Mutter?«
    »Nein«, antwortete ich kurz angebunden. »Das ist unmöglich. «
    »Oh, das tut mir leid«, meinte er nach einer Pause. Dann klingelte ein Glöckchen, und er ging zu einer anderen Kundin, um ihr bei der Auswahl von Schmuck zu helfen.
    Ich schaute den Gang hinunter und sah, dass die andere Verkäuferin, Alyce, ganz am Ende der Regale am Boden hockte und auf einem niedrigen Regal einige Kerzenständer arrangierte. Sie war älter als David,
rundlich und mütterlich mit wunderschönem grauen Haar, das sie in einem losen Knoten oben auf dem Kopf trug. Ich hatte sie vom ersten Augenblick an gemocht. Mit meinem Kräuterbuch in der Hand ging ich auf sie

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