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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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Schatten des Friedhofs.
    »Ihr Kreis … unser neuer Hexenzirkel … ein Mädchen mit magischen Kräften … Cal … samstags abends, an verschiedenen Orten …«
    Sie unterhielten sich weiter, und mein Frust wuchs,
weil ich sie einfach nicht verstand. Rasch ging die Sonne unter, als würde eine Lampe heruntergedreht, und mir wurde richtig kalt.
    Ich lehnte mich an den Grabstein. Was hatte das zu bedeuten? Sie hatten Cal erwähnt. Ich nahm an, mit dem »Mädchen mit magischen Kräften« war ich gemeint. Was hatten sie vor? Ich musste es Cal erzählen.
    Doch es war unmöglich, mich von hier zu entfernen, ohne dass sie mich entdeckten, also saß ich auf der feuchten Erde fest, während mir der Hintern und die Beine einschliefen und die Schmerzen in meinem verletzten Gesicht immer heftiger wurden.
    Nach vierzig endlosen Minuten verschwand die junge Frau schließlich wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war. Nur ihr helles Haar war noch zu sehen, als sie in die Dunkelheit unter den Bäumen trat. Bree und Raven gingen über den Friedhof zurück, keine drei Meter an mir vorbei, und entfernten sich durch das Maisfeld. Eine Minute später hörte ich Ravens Auto aufjaulen und davonfahren und zwei Minuten danach trieben die Abgase mit der abendlichen Brise zu mir herüber.
    Ich stand auf und klopfte mich ab. Ich musste unbedingt nach Hause und heiß duschen. Die Maisfelder lagen jetzt in vollkommener Dunkelheit, und die gruselige Szene, die ich gerade beobachtet hatte, war mir unheimlich. Einmal war ich überzeugt, den konzentrierten
Blick von jemandem am Hinterkopf zu spüren, doch als ich mich umdrehte, war da niemand. Ich lief zurück zu meinem Auto, sprang hinein, schlug die Fahrertür hinter mir zu und verriegelte sie.
    Meine Hände waren so kalt und steif, dass ich eine Sekunde brauchte, um den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, und dann schaltete ich die Scheinwerfer ein und bog eilig auf die Westwood. Ich war verängstigt und gereizt, und mein früheres Vorhaben, die Sache mit Bree zu bereinigen, kam mir jetzt naiv und lächerlich vor.
    Was hatten sie vor? Waren sie wirklich so sauer auf Cal und mich, dass sie sich schwarzer Magie zuwandten? Sie brachten sich in Gefahr, fällten dumme und kurzsichtige Entscheidungen.
    Zitternd und durchgefroren bis auf die Knochen, bog ich zu Hause in die Einfahrt. Drinnen lief ich die Treppe hoch und schälte mich aus meinen klammen Klamotten. Während das heiße Wasser das Frösteln vertrieb, überlegte ich.
    Nach dem Abendessen rief ich Cal an und bat ihn, sich am nächsten Tag nach der Schule mit mir an der Weideneiche zu treffen.

18
BEGEHREN
    20. September 1983
    Angus und ich haben heute Abend bedrückt in unseren vier Wänden gesessen und überlegt, was wir machen würden, wenn wir zu Hause in Irland wären und alles noch so wäre wie früher. Ich kann es nicht glauben, dass hier niemand die Ernte feiert, den Reichtum des Herbstes. Was dem am nächsten kommt, ist Thanksgiving im November, doch dabei scheint es mehr um Pilger, Indianer und Truthähne zu gehen.
    Der Sommer war wunderbar: heiß, ruhig, voller langer, träger Tage, erfüllt vom Lärm der Frösche und Grillen. Mein Garten ist fantastisch gewachsen und ich war unglaublich stolz. Die Sonne und die Erde und der Regen haben ihre Magie gewirkt, ohne dass ich geholfen oder sie darum gebeten habe.
    Bridget ist munter und kugelrund. Sie ist eine exzellente Mausjägerin und kann sogar Grillen fangen.
    Meine Arbeit ist langweilig, aber in Ordnung. Angus lernt, wunderbare Holzarbeiten anzufertigen. Wir haben wenig Geld, aber wir sind hier sicher.
    – M.R.

     
    »Du wunderst dich bestimmt, warum ich mich hier mit dir treffen wollte«, sagte ich, als Cal sich am Mittwochnachmittag zu mir auf den Beifahrersitz setzte.
    »Weil du mich vernaschen willst?«, tippte er, und dann lachte ich und umarmte ihn, und er suchte eine Stelle, die er küssen konnte, ohne dass es mir wehtat. Mir ging es um neunzig Prozent besser, aber mein Gesicht war immer noch ziemlich empfindlich.
    »Versuch’s mal hier«, sagte ich und tippte sanft auf meine Lippen.
    Langsam und behutsam senkte er seine Lippen auf die meinen und übte nur einen Hauch von Druck aus.
    »Mmmm«, sagte ich. Cal zog sich zurück und sah mich an.
    »Komm, wir gehen auf die Rückbank«, sagte er.
    Das war eine gute Idee. Die Rückbank des Valiant war breit und geräumig, gemütlich und von der Außenwelt abgeschirmt. Der Novemberwind schlug gegen die Fenster und fuhr

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