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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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mir tief in die Augen. Ich hatte keine Ahnung, wie alt sie war– Mitte fünfzig?–, aber in ihrem Blick sah ich einen Reichtum an Wissen. Was sie wusste, konnte mir helfen, und plötzlich wollte ich ihr Wissen mit einem Hunger, der mich überraschte und den ich ihr auf keinen Fall zeigen wollte.
    » Ich denke darüber nach, Liebes«, sagte sie leise. » Ich spreche mit Hunter und dann können wir entscheiden.«
    » Danke«, flüsterte ich.
    » Bist du fertig?«, rief Bree den Gang runter. Finn hatte ihre Einkäufe schon abkassiert und sie hielt eine kleine grüne Tüte mit silbernen Henkeln in der Hand.
    » Ja«, antwortete ich. » Wo ist Mary K.?«
    » Hier.« Meine Schwester kam aus dem anderen Gang.
    » Möchtest du die Ohrringe haben, die du dir angesehen hast?« fragte ich, und sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre glänzenden kastanienbraunen Haare nur so um die Schultern fegten. Ob sie Angst hatte, sie würde Hexerei ins Haus holen, wenn sie diese Ohrringe kaufte? Ich beschloss, sie in dem Punkt zu beruhigen, zumindest wollte ich es versuchen. Vielleicht konnte ich sie zu Weihnachten damit überraschen.
    Es war später Nachmittag, als wir in Breezy nach Hause fuhren. Ich war schweigsam, denn ich dachte darüber nach, ob ich das tàth meànma brach mit Alyce machen wollte.
    » Warum geht ihr eigentlich so gern in den Laden?«, fragte Mary K. von hinten.
    » Findest du ihn nicht cool?«, fragte Bree. » Selbst wenn ich nicht auf Wicca stehen würde, fänd ich Kerzen, Schmuck und Räucherwerk trotzdem toll.«
    » Kann sein.« Meine Schwester klang verhalten, und ich wusste, dass sie damit kämpfte, ob sie etwas gut finden konnte, was mit Hexerei zu tun hatte, während sie doch ihrer eigenen Religion und unseren Eltern die Treue halten wollte. Sie sah aus dem Fenster, distanziert und in sich gekehrt. Eine ganze Weile sagte keiner von uns etwas, und ich betrachtete die im schwindenden Licht vorbeiziehende Landschaft, die sanften Hügel, die alten Bauernhöfe und den Schnee, der alles bedeckte. Ich erschrak, als ich merkte, dass Bree ihren alten Weg nach Hause genommen hatte und wir in Cals ehemaliger Gegend waren. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als wir uns dem großen Steinhaus näherten, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hatte. Seit dem Abend, als ich beinahe im Poolhaus ums Leben gekommen wäre, war ich hier nicht mehr vorbeigefahren, und bei dem Gedanken daran brach mir am ganzen Körper der Schweiß aus.
    » Tut mir leid«, murmelte Bree, als ihr ebenfalls klar wurde, wo wir waren.
    Ich schluckte und sagte nichts, klammerte mich nur mit beiden Händen an den Türgriff und atmete schnell und flach. Entspann dich, redete ich mir selbst zu. Entspann dich. Sie sind fort. Sie sind nicht mehr hier. Hunter sucht nach ihnen– er wahrsagt jeden Tag nach ihnen–, und er hat sie nicht gefunden. Sie sind fort. Sie können dir nichts mehr tun.
    Doch als wir an dem Haus vorbeifuhren, wurde mein Blick wie zwanghaft davon angezogen. Es wirkte dunkel, verlassen und bedrohlich. Ich rief mir das Erdgeschoss in Erinnerung mit der großen Küche und dem riesigen Wohnzimmer mit Kamin, vor dem Cal und ich uns auf dem Sofa geküsst hatten. Selenes mit einem magischen Spruch belegte verborgene Bibliothek, die ich zufällig gefunden hatte. Cals Zimmer, das die ganze Länge des Speichers einnahm. Sein breites, niedriges Bett, auf dem wir uns geküsst und berührt hatten. Das Poolhaus, wo er mich eingesperrt und versucht hatte, mich zu verbrennen…
    Ich hatte das Gefühl zu ersticken und schluckte wieder, doch ich konnte den Blick nicht lösen. Dann riss ich plötzlich die Augen auf, denn an einem dunklen Fenster strich ein Licht vorbei wie von einer Kerze. Nur einen Augenblick lang, und schon war es wieder fort, doch ich war mir ganz sicher, dass ich es gesehen hatte. Hektisch schaute ich rüber zu Bree, doch die hatte den Blick fest auf die Straße gerichtet und die Hände ruhten auf dem lederbezogenen Lenkrad. Auf der Rückbank blickte Mary K. aus dem Seitenfenster. So unglücklich, wie sie dreinschaute, wirkte ihr Gesicht jünger und runder.
    » Habt ihr…«, setzte ich an, doch dann hielt ich inne. Hatte ich wirklich etwas gesehen? Ich glaubte schon. Doch was brachte es, darüber zu reden? Mary K. würde sich nur aufregen und Angst bekommen. Und Bree wüsste auch nicht, was wir machen sollten. Wenn Hunter doch hier wäre, dachte ich. Doch als mir aufging, was folgen würde, wenn Hunter es gesehen hätte, verzog

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