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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Antwort zu warten. Sie hielt abrupt inne, als ihr Blick auf Hunter fiel, der auf meinem Bett saß. Ihr offener Mund bildete ein komisches O. Sie schaute von ihm zu mir und wieder zurück, und selbst Hunter musste über ihre Miene grinsen. Sein normalerweise so ernstes Gesicht hellte sich auf, was ihn gleich um einiges jünger und unbeschwerter aussehen ließ.
    » Wir brauchen ein Schloss für die Tür«, sagte er fröhlich und ich wäre am liebsten gestorben. Meine Schwester zog fasziniert die Augenbrauen hoch.
    » Tut mir leid«, sagte Mary K., » ich wollte dich nur was wegen des Abendessens fragen, aber ich komme später wieder.«
    » Nein, warte«, setzte ich an, doch sie war schon zur Tür hinaus und schloss sie mit einem deutlich hörbaren Klicken hinter sich. Ich sah Hunter an, der immer noch grinste.
    » Ich fühle mich wie ein Fuchs in einem Hühnerstall voller katholischer Mädchen«, sagte er und machte den Eindruck, als störte ihn das nicht im Geringsten. » Das wirkt Wunder für mein Ego.«
    » Ach, als bräuchte dein Ego irgendwelche Unterstützung«, erwiderte ich und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Doch Hunter war nicht beleidigt. » Welche Namen hast du gelernt?«
    Riesige, lange, bescheuerte Listen, hätte ich am liebsten gesagt. Doch stattdessen atmete ich tief durch und meinte: » Ähm, Wildblumen und Kräuter unserer geographischen Breite, die, die im Frühling, Sommer und Herbst blühen und im Winter schlafen. Die, die giftig sind. Pflanzen, die magischen Sprüchen entgegenwirken können, guten oder bösen. Pflanzen, die Energie neutralisieren.« Ich nannte zehn oder elf von ihnen, fing mit maroc dath – Maiapfel– an und unterbrach mich in der Hoffnung, er wäre gehörig beeindruckt. Allein die englischen oder lateinischen Bezeichnungen von Hunderten von verschiedenen Pflanzen zu lernen wäre eine ganz schöne Aufgabe gewesen, doch ich musste dazu auch noch ihre wahren Namen lernen, ihre magischen Namen, mit denen ich sie bei magischen Sprüchen verwenden, sie finden und ihre magischen Eigenschaften verstärken oder dämpfen konnte.
    Doch Hunter wirkte alles andere als beeindruckt. Seine grünen Augen sahen mich teilnahmslos an. » Und in welcher Situation würdest du maroc dath in einem magischen Spruch benutzen?«
    Ich zögerte, denn in seinem Tonfall war etwas, was mich sorgfältig über seine Frage nachdenken ließ. Maroc dath, maroc dath … Ich kannte es als Maiapfel, eine Wildpflanze mit einer weißen Blüte, die vor dem letzten Frost im Frühjahr blühte… Man benutzte sie, um Tinkturen zu klären, um heilende Salben herzustellen, um…
    Dann ging mir ein Licht auf. Maroc dath war nicht Maiapfel. » Ich habe maroc dant«, gemeint, sagte ich ruhig. » Maroc dant. Maiapfel.« Ich versuchte mich zu erinnern, ob maroc dath etwas bezeichnete.
    » Du lernst also keine magischen Sprüche, bei denen Menstruationsblut verwendet wird«, sagte Hunter, den Blick fest in meine Augen gerichtet. » Maroc dath. Menstruationsblut, in der Regel von einer Jungfrau. Vorrangig bei finsteren Riten benutzt, gelegentlich bei Fruchtbarkeitssprüchen. Das hast du nicht gemeint?«
    Okay, jetzt hätte ich nichts dagegen, wenn die Erde sich auftun und mich verschlingen würde. Ich schloss die Augen. » Nein«, sagte ich leise, » das habe ich nicht gemeint.«
    Als ich die Augen wieder aufschlug, schüttelte er den Kopf. » Was wäre, wenn dir das bei einem magischen Spruch passieren würde?«, fragte er. » Was passiert, wenn du das nicht alles weißt und deswegen bei deinen magischen Sprüchen Fehler machst?«
    Mein erster Instinkt war, ihm ein Kissen an den Kopf zu schmeißen. Dann besann ich mich darauf, dass er doch bloß versuchte, mir beim Lernen zu helfen, damit ich mich schützen konnte. Er wollte mir nur helfen. Ich erinnerte mich daran, dass ich gesagt hatte, ich würde ihm vertrauen, und dass es wahr gewesen war.
    Bei meinem nächsten Atemzug überkam mich ein Bewusstsein von etwas, was nichts mit dem zu tun hatte, worüber Hunter und ich uns gerade unterhielten, und ich riss die Augen auf und sah ihn an.
    » Spürst du es auch?«, flüsterte ich, und er nickte leicht, vollkommen angespannt und starr. Ich ging leise zu ihm und er nahm meine Hand und hielt sie fest. Jemand wahrsagte nach mir, jemand versuchte, mich zu finden. Ich setzte mich neben Hunter aufs Bett, ohne die Wärme seines Oberschenkels an meinem richtig wahrzunehmen. Wir schlossen die Augen und warfen unsere Sinne aus,

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