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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Gebetstisch endete. Wieder blickten sie sich gegenseitig an.
    „Champy“ brachte Cloud kaum noch über die Lippen. Eduard schien es nicht gehört zu haben. Langsam, ganz langsam bewegte er sich auf den Altar zu. Sekunden verwandelten sich in eine Ewigkeit. Zitternd stützte er sich auf der Steinplatte ab. Cloud war ihm gefolgt. Ununterbrochen hielt er seinen Blick auf das Tuch gerichtet. Er rechnete jederzeit damit, daß sich eine fleischige Hand darunter hervorschieben würde.
    „Die Chronik des Klosters“, hauchte Eduard. Er mußte sich anstrengen, die Zeilen zu lesen. Die Zeilen der letzten Seite. Der untere Teil schimmerte feucht, als sei es erst vor wenigen Minuten geschrieben worden und die Tinte noch am trocknen.
    „Es ist die Zeit der Wahrheit“, begann er, wie Svensen, das Geschriebene leise vorzulesen. „Die letzte Stunde dieser Zeit. Pontakus ist ein Narr. Er will sie retten, diese Erde. Retten vor der Wahrheit, die er niedergeschrieben hat. Wiederkommen will er. Wiederkommen, um sein Werk zu vollbringen. Dieser Narr. Niemals hat er begreifen mögen, daß das Böse der Ursprung des Daseins ist. Das Böse, das Immerwiederkehrende. Das Böse, in meinem Gesicht. Ihr habt es erblickt. Ihr habt es weitergegeben. Weitergegeben an eure Kinder. Diese werden es wiederum weitergeben an ihre Kinder. Euer Tod ist gewiß! Denn ich, Bifezius, dulde keinen zweiten an meiner Seite. Niemals werde ich die Macht mit irgend jemanden teilen. Niemals, und das bedeutet euren Tod. Bereitet euch vor, haltet euch bereit, ich werde kommen. Kommen, um euch zu holen, um euch für immer und ewig zu vernichten.“
    Eduard erhob seinen Kopf. „Die Tinte ist noch feucht“, sagte er leise.
    Cloud machte mehrere Schritte zurück. „Geh lieber weg von der Öffnung“, forderte er seinen Freund beinah energisch auf. Eduard blickte auf den Steinboden. Gleichzeitig entfernte er sich ebenfalls von dem Altar. Dabei fiel sein Blick an Cloud vorbei auf den Eingang des Glockenturmes. Fassungslos blieb er stehen. Seine Beine wankten. „Champy“, kam es kaum hörbar über seine Lippen. Cloud wandte sich um. Wie wenn ihm jemand einen Messerstich versetzen würde, zuckte er zusammen. An der Stelle des Gemäldes, das sich damals in Nichts aufgelöst hatte, war Champys Gesichtshaut angebracht. Von oben herab starrten die Augenhöhlen auf sie. Der Mund zu einem Grinsen auseinandergezogen.
    „Nein“, entfuhr es Cloud. „Verdammt noch mal, nein.“
    Eduard machte einen Schritt seinem Freund entgegen. Unsicher stützte er sich an seiner Schulter ab. „Wir müssen raus hier!“ hauchte er ihm ins Ohr. „Er will uns, Dumpkin. Die Zeilen in dem Buch sind eine Nachricht an uns!“
    Cloud blickte Eduard direkt in die Augen. „Champy, dieser verdammte Mistkerl hat Champy umgebracht, und wir sind ihm nicht zu Hilfe gekommen. Verdammt noch mal, wir haben Champy im Stich gelassen. Einfach im Stich gelassen!“ Cloud bewegte langsam seinen Kopf hin und her. „Ich fühle mich schuldig, Ellinoy. Verstehst du? Ich fühle mich verdammt schuldig! Da unten, unter uns liegt Champys Leiche. Und sein Gesicht, Ellinoy, sein Gesicht, es starrt uns an, wie Er uns immer anstarrt. Wie lange sollen wir das noch ertragen. Wie lange?“
    „Rouven“, erwiderte Eduard. „Ich gehe hinaus und rufe seinen Namen. Er muß uns hören, er muß!“ Eduard legte seinen Arm um Clouds Schulter. „Nur Rouven kann uns noch helfen. Nur er allein.“ Mit der Taschenlampe strahlte Eduard in das Dunkel des Glockenturmes. Beinah zu Tode erschrocken fuhren sie zusammen. Der Schein der Lampe leuchtete direkt auf Svensen, der mit gezücktem Revolver ihnen entgegengeschritten kam.
    „Es ist vorbei“, sprach Svensen sie an. Breitbeinig blieb er zwei Armlängen von ihnen entfernt stehen.
    „Ich beschuldige Sie des Mordes an Jancy McLean, des Todes seiner Mutter Clara McLean, des Todes von Pastor Alois Dauwn und des Todes eines Unbekannten.“ Hörbar zog er den Revolverhahn zurück. „Darüber hinaus beschuldige ich Sie der schweren Körperverletzung an Sam Owen und setze mich als alleinigen Vollstrecker des Urteiles ein.“ Er streckte seinen Arm aus, und zielte direkt auf Clouds Stirn. „Das Urteil lautet sofortige Erschießung!“
    „Svensen!“ hallte es plötzlich durch die Kirche. Svensen fuhr herum. Sheriff Wilson tauchte im Mittelgang auf. Seinen Revolver auf den Officer gerichtete. „Oder wie Sie sich sonst noch heißen“, setzte Wilson hinzu. Svensen griff sich mit der

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