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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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in den vergangenen siebzehn Jahren beinah trüb geworden war. Mit dem Ärmel wischte Wilson den Staub von den Scheiben.
    „Am besten, wir öffnen es“, meinte Svensen darauf. Mit einem Ruck drückte er die Verriegelung auf. Ohne weiteres ließ es sich öffnen.
    „Von hier aus können wir alles sehr gut beobachten“, bemerkte Svensen, nachdem er sich behutsam ein wenig aus dem Fenster hinausgelehnt hatte.
    „Direkt über diesem Zimmer befindet sich die Kammer, in der Goodman die Schwester niedergestochen hatte“, äußerte Wilson sich nachdenklich. Er versuchte die Dunkelheit wenigstens ein bißchen zu durchdringen, um die Gegenstände in dem Raum erkennen zu können.
    „Auf Licht müssen wir auf jeden Fall verzichten“, erwiderte Svensen, der die Aussage Wilsons scheinbar überhört hatte. „Kalt wird es heute nacht auch werden. Vielleicht finden wir irgendwo noch ein paar Decken.“ Leise schloß Svensen das Fenster wieder zu.
    Wilson stellte sich dem Officer gegenüber. Es war so dunkel, daß er nur undeutlich dessen Gesichtszüge erkennen konnte. Auch wenn er der festen Überzeugung war, Officer Keith Svensen gegenüberzustehen, schon einmal war er getäuscht worden. Als er Jancy McLean verhört hatte, war dieser bereits tot. Aber McLeans Statur paßte niemals mit der von Svensen überein. Svensen war zwar kräftig, aber um vieles kleiner wie McLean.
    „Trennen wir uns“, sagte Wilson bestimmend. „Ich sehe in den oberen Räumen nach, Sie in den unteren. Treffen wir uns dann wieder hier.“
    „Einverstanden“, stimmte Svensen zu. Seine Mundwinkel verzogen sich dabei zu einem leichten Grinsen. Auf einmal hielt er seinen Revolver in der Hand. „Sicher ist sicher“, flüsterte er, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer, ehe Wilson ihn aufhalten konnte.
    *
    Schräg oberhalb des Einganges vom Schülerhaus befand sich ein kleines Fenster, das am Tage Licht in den Flur bringen sollte. An diesem Fenster standen Cloud und Eduard. Ratlos sahen sie einander an. Der Tritt, den Sheriff Wilson dem Holzverschlag verabreichte, hatte sie aufmerksam gemacht. Kurz darauf stürzte sich jemand zu der Hintertür hinaus, eine brennende Kerze in der Hand, die achtlos beiseite geworfen wurde. Die schnellen Schritte des Sheriffs hallten durch das Internatsgelände. Wenig später verließ eine zweite Person die Kirche durch den Hintereingang. Diese entfernte sich geräuschlos in dieselbe Richtung.
    „Was hat das zu bedeuten?“ fragte sich Cloud so, daß Eduard es verstehen konnte.
    „Ich habe kein gutes Gefühl“, erwiderte Eduard ebenso leise.
    „Vielleicht war es Champy“, versuchte Cloud zu schlußfolgern. „Das wäre eine Erklärung.“
    „Du meinst, Champy auf der Flucht vor dem Sheriff.“ Eduards Backenknochen zeichneten sich messerscharf in der Finsternis ab.
    „Wir sollten nachsehen“, schlug Cloud vor. „Bestimmt hofft er auf unsere Hilfe.“
    „Wir sollten diese Gelegenheit nutzen und uns ein wenig in der Kirche umsehen“, war Eduard anderer Meinung. „Champy weiß sich mit Sicherheit selbst zu helfen.“
    „Du hast recht“, willigte Cloud darauf ein. „Sehen wir uns in der Kirche ein wenig um. Ich hoffe nur, daß Er uns nicht begegnet.“
    „Daran dürfen wir schon gar nicht denken“, zischte Eduard. Er wandte sich von seinem Freund ab und schritt auf die Treppe zu. „Ich glaube nicht, daß uns noch sehr viel Zeit bleibt“, sagte er noch, indem er sich Cloud wieder zudrehte.
    Sehr vorsichtig öffneten sie die Tür des Schülerhauses. Längere Zeit spähten sie in die verschiedensten Winkeln, bevor sie eiligen Schrittes auf die Kirche zuhuschten. Dicht an dem Gemäuer entlang näherten sie sich dem Hintereingang. Der Holzverschlag stand soweit offen, daß sie sich gerade hindurchzwängen konnten, ohne dieses verräterisch knarrende Geräusch der Tür zu verursachen. Eduard knipste seine Taschenlampe an.
    Stück für Stück durchleuchtete er den Raum. Die Tür zum Altarbereich war geschlossen. Auf diese schritten sie zu. Abrupt hielt Eduard inne. Cloud hatte sie auch gesehen. Die Blutspur. Zentimeter für Zentimeter leuchtete Eduard der Spur entlang die Stufen hinauf, dann zurück bis auf die Unterkante der Tür. Entsetzt starrten sie sich gegenseitig an. Cloud legte seine Hand auf den Türgriff. Zaghaft begann er ihn hinunterzudrücken. Der Atem stockte ihnen, als er sie öffnete. Die Kerzen auf dem Altar brannten noch. Mit den Blicken verfolgten sie die rote Spur, die unter dem

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