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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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dem Kinn des Alten. Eduard löste seinen Griff. Jedoch nur so, daß ein Entkommen nicht möglich gemacht wurde.
    „Nun?“ forderte er den Alten auf.
    „Jahrelang bin ich nun schon hinter ihm her“, fing der Unbekannte an zu reden. Seine Stimme vibrierte vor Nervosität. „Jahre hab ich investiert! Verdammte Jahre, nun macht ihr mir alles zunichte.“
    „Ihren Namen, Alter!“ entfuhr es Eduard. „Verdammt noch mal, wie oft muß ich das denn noch sagen. Ich will Ihren Namen!“
    „Unsold“, antwortete der Alte eingeschüchtert.
    „Unsold?“ wiederholte Eduard, als hätte er den Namen schon einmal gehört. Prüfend ließ er seinen Blick an ihm herabgleiten.
    „Jeremie Unsolds Vater“, sprach plötzlich eine Stimme neben ihnen. Wie aus dem Nichts tauchte eine mächtige Gestalt vor ihnen auf. Rouven. Im Abstand von nur einem Meter blieb er vor den dreien stehen. Die Kapuze über den Kopf gestülpt, war nur sein greller roter Bart zu erkennen. Die Hände hielt er verschränkt in den Ärmeln seines weiten Gewandes verborgen. Cloud starrte förmlich auf Rouven, als stehe der Leibhaftige vor ihm. Eduard versuchte den Blicken Rouvens auszuweichen, was ihm jedoch nicht zu gelingen vermochte. Jeremies Vater getraute nicht, sich zu bewegen. Die Augen aufgerissen stierte er auf denjenigen, dem er vor wenigen Minuten noch das Leben nehmen wollte. Geraume Zeit verging, ehe sich Cloud von dem Schreck erholt hatte.
    „Ihr wollt es immer noch“, sprach Rouven in gelassenem Tonfall. „Ihr hofft, daß ich euch vor dem sicheren Tod retten werde. Vor ihm, dessen Antlitz ihr seit siebzehn Jahren in euch tragt, dessen Abtrünnigkeit ihr euren Kinder weitergegeben habt. Doch wißt ihr genau, daß der Kampf ein hoffnungsloser Schimmer ist, der jeden Augenblick zu Neige geht. Ein Kampf, den ihr niemals gewinnen werdet. Nicht, solange ihr das Böse in euch nicht selbst vernichtet. Nicht eher werdet ihr Ruhe haben und ständig fliehen. Fliehen vor euch selbst.“ Rouvens Blicke wanderten ständig zwischen Cloud und Eduard hin und her. Nachdem er geendet hatte, richtete er ihn auf den alten Mann.
    „Du willst Rache“, sprach er im selben Tonfall weiter. „Mir gibst du die Schuld am Tod deines Sohnes. Jeremie war mein Freund. Immer noch ist er mein Freund. Jeremie war der einzige Mensch, dem ich mich jemals anvertraut hätte. Die Schuld an seinem Tod, diese ersehnst du in mir zu finden. Obwohl dir niemals jemand genau sagen konnte, wie es wirklich geschehen ist. Der war es, der, der plötzlich verschwunden ist. Deine Existenz hast du aufgegeben. Dein ganzes Sein hast du von dir geworfen, nur um jemanden töten zu wollen, der die letzte Minute deines Sohnes geteilt hatte. Wenn du mich nun getötet hast, was ist dann? Gehst du dann nach Hause? Wo ist das? Du hast es aufgegeben, alter Mann. Dein Zuhause hast du aufgegeben, nur um jemanden zu rächen, den du niemals beachtet hast. Niemals beachtet, verstehst du? Die Trauer um den Tod deines Sohnes kam zu spät.“
    „Er ist hier“, brachte Cloud mühevoll über die Lippen. „Irgendwo. Er hat Champy auf dem Gewissen. Champys Gesicht hängt in der Kirche. Über dem Aufgang des Glockenturmes.“
    „Schon in dem Pub war es nicht mehr Champy gewesen“ entgegnete Rouven. „Er hat euch nur am Leben gelassen, um durch euch an das Buch zu kommen.“
    „Wo ist es?“ fragte Eduard darauf. „Wo ist das Buch, wo?“ Er ließ ab von dem alten Mann und trat Rouven einen Schritt entgegen. „Verdammt, Rouven“, zischte er ihm ins Gesicht. „Wir haben das nicht gewollt, verstehst du? Nie haben wir das gewollt. Hätten wir damals gewußt, was das für Auswirkungen haben wird, niemals wäre es soweit gekommen.“
    „Es gibt kein Zurück“, erwiderte Rouven gelassen. „Ihr wißt, was zu tun ist. Nur ihr könnt Schlimmeres verhindern. Nur ihr!“
    „Du bist wahnsinnig!“ Cloud zitterte am gesamten Leib. Ständig mußte er an seine Familie denken, an seine geliebte Frau, an seinen Sohn Larsen und an das Neugeborene. Janina. Gleichzeitig spiegelte sich immer wieder der schreckliche Traum in ihm wider. Im Hintergrund das Gesicht, das ihn seit siebzehn Jahren schon verfolgte. „Niemals werde ich selbst mir das Leben nehmen. Niemals!“ Er wollte sich auf Rouven stürzen, ihm mit beiden Händen an den Hals gehen. Messerscharf bohrten sich Rouvens Blicke in seine Augen. Cloud schreckte zurück, wußte nicht, wie ihm geschah. Etwas Höheres, Mächtiges war es, von dem er in Bann gehalten

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