Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
–.“
„Dumpkin“, wiederholte sich Eduard ein wenig lauter. Er faßte seinen Freund an den Armen, um ihn ruhig zu halten. Brain ließ es ohne Widerrede geschehen. „Komm zu dir, Dumpkin. Ich bin es, Ellinoy.“ Wider Erwarten schien es zu wirken. Cloud wurde auf einmal ruhiger. Zwar ging sein Atem noch unregelmäßig, doch wälzte er sich nicht mehr hin und her.
„Du mußt wieder zu dir kommen, Dumpkin“, sprach Eduard weiter. „Wir wollen doch nach Hause. Verstehst du, nach Hause.“
Einige Sekunden vergingen, plötzlich öffneten sich Clouds Augen. Das Weiße darin war blutunterlaufen.
„Wir haben ihn erledigt“, zischte er Eduard entgegen. „Dieses elendige Mistschwein, verreckt ist es. Jämmerlich verreckt!“
„Es ist vorbei“, gab Eduard so gelassen er konnte zurück. „Endlich vorbei.“
Dr. Brain stellte sich auf die gegenüberliegende Seite des Bettes, als Cloud seine Augen geöffnet hatte. Der Schwester gab er zuvor die Anweisung, eine Beruhigungsspritze bereit zu halten. Cloud drehte seinen Kopf in Dr. Brains Richtung.
„Wo – bin ich?“ fragte er darauf den Arzt. „Wer sind Sie?“
„Ich bin Dr. Brain“, antwortete der Arzt. „Sie befinden sich im Hospital von Mountain-City.“
„Im Hospital?“ erschrocken starrte Cloud auf seinen Freund. „Was ist mit mir?“
„Du wurdest bewußtlos, Dumpkin.“
„Bewußtlos?“
„Deine Hose hatte Feuer gefangen“, versuchte Eduard ihn auf die Sprünge zu helfen. „Danach wurdest du bewußtlos.“
„Wie – lange ist das her?“
„Das war gestern, gestern abend. Hast du denn keine Schmerzen ?“
„Ich verspüre nur ein leichtes Ziehen in den Beinen.“ Mit einem Ruck schlug Cloud die Decke auf. Bis zu den Knien waren seine Beine einbandagiert.
„Die Verbrennungen sind nicht so bedrohlich, wie sie den Anschein hatten“, bemerkte Dr. Brain. „Schlimmer waren Ihre Fiebererscheinungen, aber diese scheinen sich ja gelegt zu haben.“
„Ich fühle mich schwach“, erwiderte Cloud langsam.
„In ein bis zwei Tagen können Sie das Krankenhaus verlassen“, entgegnete der Arzt bedächtig. „Besser, Sie schlafen wieder. Sie haben es noch nötig.“
Eduard blickte auf den Arzt. Er setzte gerade an, um eine Bitte auszusprechen, da kam ihm Dr. Brain zuvor.
„Eine Viertelstunde“, gewährte er lächelnd. Der Schwester gab er einen Wink, worauf sie das Zimmer verließen.
Nachdem die Tür geschlossen war, richtete Cloud sich ein wenig auf. „Ich hab von Meni geträumt“, hauchte er Eduard entgegen. Seine Finger umfaßten Eduards Handgelenk. „Ich glaube nicht mehr daran, daß sie am Leben ist.“ Clouds Augen füllten sich mit Tränen. „Sie hat gesagt, sie wartet auf mich, Ellinoy. In – Jerajisa.“
„Jerajisa?“ wiederholte Eduard, als hätte er das Wort nicht richtig verstanden.
„Sie sagt, sie ist ganz in meiner Nähe.“
Eduard musterte seinen Freund mit unverstandenen Blicken. „Der Sheriff“, erwiderte er darauf. „Er ist noch am Leben.“
Cloud gab darauf keine Antwort. Wie geistesabwesend blickte er auf seine bandagierten Beine.
„Der Sheriff“, wiederholte sich Eduard. „Er liegt im Zimmer nebenan.“
Durch Cloud ging ein leichtes Zucken. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck starrte er auf Eduard. „Was hast du gesagt?“
„Sheriff Wilson“, flüsterte Eduard. „Als du bewußtlos geworden bist, hörte ich Hilferufe. Daraufhin fand ich den Sheriff unter einem Baum nicht weit weg von der Kirche liegen. Er hatte sich mit einem Feuerzeug die Schußwunde selbst ausgebrannt. Das hat ihm das Leben gerettet.“
„Er ist ihm – entkommen?“
„Als das Feuer ausgebrochen ist, sagte Wilson, hätte er die Kirche fluchtartig verlassen.“
„Dann hat das Feuer ihn vernichtet“, stieß Cloud zwischen den Zähnen hervor. „Hast du ihn dir noch einmal angesehen?“
Eduard nickte. „Ich habe keine Zweifel.“
„Gott sei Dank“, atmete Cloud auf. „Und der alte Mann?“ kam es wie aus der Pistole geschossen.
Eduard schüttelte mit dem Kopf. „Spurlos verschwunden. Als ich ihn Wilson beschrieben hatte, wußte er sofort, wen ich meinte. Jeremies Vater wurde mehrmals schon in eine Anstalt eingeliefert. Er litt an einer psychischen Störung, die als unheilbar gilt. Wilson hatte ihn immer für harmlos eingeschätzt.“
„Wilson“, murmelte Cloud vor sich hin. „Hast du viel mit ihm geredet?“
„Er hat es ja am eigenen Leib verspürt, was passiert ist“, entgegnete Eduard nur.
„Und
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