Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Nun ist er weg! Für immer verschwunden. Zurückgekehrt ist er.“
Bill versuchte ihn von sich zu drücken, doch der Alte wich nicht von der Stelle. „Nun ist es soweit“, redete Unsold weiter. „Nacht für Nacht habe ich es geträumt. Nacht für Nacht.“
Ein weiteres Mal versuchte Bill ihn von sich zu drücken. Wütend funkelte ihn der Alte an. „Unsere Erde ist verdammt! Von Gott verlassen wird sie untergehen. Das Böse ist an der Macht. Das Böse.“
Bill platzte der Kragen. Er faßte den Alten an den Schultern und gab ihm einen kräftigen Ruck. „So’n Quatsch hör ich mir nicht an“, entfuhr es ihm. Unsold stolperte einige Schritte rückwärts.
„Du wirst schon sehen“, erzürnte der Alte. „Niemand kann ihm entkommen. Ich weiß es. Mein Sohn hat es mir gesagt, im Traum. Niemand hat eine Chance. Auch du nicht!“
„Mal wieder reif für die Klapsmühle, was?“ Bill machte sich daran, in seinen Wagen zu steigen. Er kannte den Alten nur zu gut. Des öfteren schon hatte er ihn im Krankenhaus bedienen müssen, wenn er mal wieder an das Bett gefesselt worden war.
„Jerajisa“, rief Unsold. „Es ist ganz in unserer Nähe. Ich weiß es.“
Kopfschüttelnd drehte Bill den Zündschlüssel herum. Unsold kam wieder auf ihn zugeschritten. „Ich weiß auch, was du willst“, flüsterte er, so daß Bill es gut versehen konnte. Eben wollte er die Wagentür zuschlagen. „Du willst zu McLeans Freunden. Du willst ihnen Zugang ins Krankenhaus verschaffen.“
Entsetzt ließ Bill von seinem Vorhaben ab. Mit aufgerissenen Augen starrte er den Alten an. „Woher –?“
„McLean hat selbst Schuld daran. Er hätte auf mich hören sollen und den Priester erledigen. Jetzt ist es zu spät. Jerajisa wartet, auf jeden von uns.“
Bill stellte nun den Motor wieder ab. „Du scheinst doch mehr zu wissen“, kam es gepreßt über seine Lippen. Unsold stützte sich gegen die Wagentür. Ein überlegenes Grinsen verzog seine Mundwinkel.
„Was er nicht wußte, der verdammte Priester“, zischte er. „Jeremie hat mit mir gesprochen. Alles hat er mir erzählt.“
„Wer ist Jeremie?“ wollte Bill wissen.
„Mein Sohn“, antwortete Unsold. „Jeremie war mein Sohn. Dieser verdammte Priester hat ihn auf dem Gewissen. Dafür wollte ich ihn erledigen. Nur dafür. Er hat Schuld daran, daß es soweit gekommen ist. Er und dieses Buch. Mein Sohn erzählte mir alles.“
„Wie war das mit McLean?“ forschte Bill weiter. Unsold schüttelte jedoch seinen Kopf. Statt einer Antwort zog er ein zerknittertes Papier aus seiner Tasche. Dieses streckte er Bill entgegen.
„Ich hab es von meinem Sohn“, sagte er dazu. Zögernd nahm Bill das Papier entgegen, um es auseinanderzufalten. Verständnislos betrachtete er die zwei ineinandergreifenden Dreiecke, dessen Spitzen durch einen Kreis miteinander verbunden waren.
„Was soll das bedeuten?“ fragte Bill ohne aufzublicken. Er bekam darauf keine Antwort. Verwundert erhob Bill seinen Kopf. Der Alte war verschwunden. Bestürzt darüber verließ Bill seinen Wagen. Nirgends konnte er Unsold erblicken. Wie vom Erdboden verschluckt. Erneut betrachtete er das mysteriöse Zeichen. Durch den Lichteinfall sah er, daß auf der anderen Seite etwas geschrieben stand.
Es ist über uns, und dort wo du es siehst, ist es ganz nah. Bill las es wieder und wieder, bis er das Papier verärgert zusammenknüllte und in seine Tasche steckte. Wütend darüber, den Alten nicht festgehalten zu haben, stieg er wieder in sein Auto. McLeans Freunde, sein ältester Sohn befand sich unter ihnen, müßten wie gewohnt in ihrer Stammkneipe anzutreffen sein. Mountincar wurde während Sams Abwesenheit immer von einer älteren Dame bewirtet, die des früheren ihren Lebensunterhalt in diversen Bars verdient hatte. Auf direktem Weg steuerte Bill seinen Wagen dorthin. Die Begegnung mit dem Alten ließ ihm keine Ruhe. Irgend etwas hatte das zu bedeuten, sagte er sich immer wieder. Der Alte wußte mehr, viel mehr. Bill versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, daß der Alte für verrückt gehalten wird. Aber selbst glaubte er nicht mehr so richtig daran. Von einem Priester hatte er gesprochen. Es konnte sich wohl nur um den Prediger handeln, der vor wenigen Tagen in der Stadt gewesen ist. Nur vom Hörensagen hatte er einiges von den Reden mitbekommen. Einer schilderte ihm sogar detailliert, wie der Prediger mit Jancy McLean fertiggeworden war. Am darauffolgenden Morgen wurde eine enthäutete Leiche vor der Kirche
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