Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Bitte. Nimm dich in acht!“ Sallivan machte auf dem Absatz kehrt. „Der Unterricht hat schon begonnen“, hörten sie ihn noch murmeln, bevor die Tür vor ihrer Nase zuschlug.
„Gott sei Dank“, atmete Showy auf.
„Möchte nur wissen, was der Pater dem Pfeifer erzählt hat“, flüsterte Ellinoy vor sich hin.
„Gehen wir“, drängte Dumpkin, „sonst wird mir noch übel.“ Mit seiner üblichen Kopfbewegung schwang er sich die Haare aus dem Gesicht. Als erster verließ Champy das Lehrerhaus. Der Schulhof war wie ausgestorben. Sämtliche Schüler befanden sich schon in ihren Klassenzimmern. Vom Fenster des Rektorates aus wurden die vier Freunde beobachtet. Mr. Goodman ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Erst als sie in den Unterrichtsräumen verschwanden, setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch. Angeregt las er weiter in dem Brief, der mehrere Seiten Umfang hatte.
Showy gab seinem Freund einen unauffälligen Tritt in die Ferse, nachdem sie ihr Klassenzimmer betreten hatten.
„Der Rotschopf“, raunte er ihm zu. Dumpkin hatte Rouven schon bemerkt. Er saß in der ersten Reihe, direkt vor dem Lehrerpult. Fein gekleidet, seine Haare zu einem Seitenscheitel gekämmt, folgte er jeder Bewegung von Schwester Maria. Sie hielt in ihrem Unterricht inne, als Dumpkin und Showy den Raum betraten.
„Cloud, Jean“, sprach sie die zwei Verspäteten an. „Ich möchte euch eueren neuen Mitschüler vorstellen.“ Dabei zeigte sie auf Rouven. „Er wird bis zum Ende hin euer Mitschüler sein. Er heißt Rouven. Rouven Blandow. Bitte gebt ihm die Chance, euch kennenzulernen.“
Dumpkin setzte sich an seinen Platz. Alle Augen sahen auf ihn. Bis auf Rouven, er getraute sich nicht umzusehen.
Schwester Maria führte ihren Unterricht unvermittelt fort. Sie hielt das Buch in der Hand, aus dem sie das letzte Mal vorgelesen hatte. Dumpkin versuchte die Schrift auf dem Buchdeckel zu lesen. Dafür war es jedoch zu weit entfernt.
„Das Siegel Salomon“, wiederholte sie die Worte, die sie kurz vor Dumpkins und Showys Eintreten gesprochen hatte. „Bestimmt hat sich der eine oder andere Gedanken darüber gemacht, warum ich euch davon erzähle.“ Wie zufällig sah sie Dumpkin dabei an. Dumpkin tat, als würde er es nicht bemerken.
„Da ich für den Glaubensunterricht zuständig bin“, sprach sie weiter, „werde ich euch mit einer Reihe von Zeichen und Symbolen vertraut machen, die euch in eurem Leben sehr gefährlich werden können. Jedoch sind es nicht die Symbole, sondern die Menschen, die diese Symbole anwenden, die euch damit Schlimmes antun können.“ Sie hob das Buch empor, das sie in der Hand hielt. „Pater Richmon hat mir hierfür dieses Buch zur Verfügung gestellt. Es beinhaltet Sämtliches über Okkultismus und Schwarze Magie. Aufgrund seiner Bitte wird dieses Thema das erste Mal in unserem Internat angesprochen. Pater Richmon ist der Meinung, daß ihr in einem verständlichen Alter seid, wo es notwendig ist, über diese Dinge Bescheid zu wissen. Nur dann könnt ihr diese Gefahr erkennen und euch rechtzeitig davor schützen.“
Dumpkins Interesse über das Buch wuchs noch mehr. Er mußte an Sallivan denken. Rache hatten sie ihm geschworen. Fiebrig überlegte er, wie an das Buch zu kommen ist. Er achtete schon gar nicht mehr auf die Worte der Schwester. Seine Gedanken galten nur diesem Buch.
Das Pausenzeichen ertönte. Dumpkin sprang auf. Wie immer, verließ er als erster das Klassenzimmer. Auf dem Pausenhof lehnte er sich gegen die Wand des Unterrichtsraumes. Unauffällig spähte er in kurzen Abständen in den Raum. Bis auf Rouven und die Schwester hatten alle das Gebäude verlassen. Showy stellte sich zu ihm. Er hielt zwei Marmeladebrote in der Hand.
„Kannst du etwas erkennen?“ fragte ihn Showy.
„Ich glaub’s nicht“, stieß Dumpkin aus. „Der Rotschopf hält das Buch in der Hand.“
Showy blickte ebenfalls in das Fenster. Sie bemerkten nicht, daß sich Champy und Ellinoy ihnen näherten. Ellinoy legte seine Hand auf Showys Schulter. Showy fuhr herum.
„Mann, hast du mich eben erschreckt“, rief er erleichtert aus. Dumpkin wandte sich ebenfalls um. Nachdem sie sich gegenseitig begrüßt hatten, sah Ellinoy verstohlen um sich. Niemand befand sich in ihrer Nähe.
„Ich muß euch dringend etwas erzählen“, flüsterte er. Showy hörte auf zu essen, um Ellinoy besser verstehen zu können. „Gestern abend war ich noch in der Kirche“, begann er seinen Bericht. Ebenso wie Dumpkin hatte er
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