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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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weißt du davon?“ fragte er dann, nachdem einige Minuten verstrichen waren.
    Richmon musterte den Jungen. Er lächelte wieder.
    „Es steht geschrieben in der Chronik dieses Klosters,“ antwortete er. „Es steht auch geschrieben, daß eines Tages ein Knabe kommen und dieses Buch finden wird, um Rache zu nehmen an jenen, die ihn in den Tod getrieben haben.“ Der Pater sah Rouven direkt in die Augen. Rouven schüttelte seinen Kopf. Er wollte etwas darauf erwidern, da hörten sie auf einmal ein leises Knarren. Erschrocken blickte der Pater in das Dunkel, aus dem das Geräusch zu ihnen drang. Rouven verbarg sich sofort hinter dem Pater. Plötzlich wiederholte sich das Geknarre. Als würde jemand auf einer Holzbank sitzen und sich vorsichtig bewegen. Der Pater griff nach einer Kerze. Langsam begab er sich in die Richtung des Geräusches. Rouven blickte ihm ängstlich nach. Richmon hatte die erste Bankreihe erreicht. Wieder das Geräusch. Diesmal etwas lauter. Schritte hallten durch die Kirche. Augenblicke später wurde die schwere Eichentür geöffnet. Pater Richmon eilte hinterher. Noch bevor die Tür in das Schloß fiel, hatte er den Eingang erreicht. Mit Vorsicht betrat er das Freie. Sternklarer Himmel beleuchtete die Gemäuer des Klosters. Ein lauer Augustwind, der ihm ins Gesicht wehte. So sehr er sich auch anstrengte, nichts Außergewöhnliches konnte er wahrnehmen. Längere Zeit verharrte er vor der Kathedrale, jedoch ohne jemanden zu entdecken. Nachdenklich schloß der Pater von innen die schwere Tür. Rouven stand noch, wie er ihn verlassen hatte. Richmons Stirn hatte sich in Falten gelegt. Finsteren Blickes betrachtete er den Jungen.
    „Dieses Buch, Rouven“, sagte er zu ihm, als er wieder bei ihm war. „Du bist der Knabe, für den es bestimmt ist.“
    Erneut schüttelte Rouven seinen Kopf. „Warum ich?“ fragte er den Pater. Richmon legte seine Hand auf die Schulter Rouvens.
    „Ich weiß es, Rouven“, antwortete er. „Auch du weißt es. Denke darüber nach, Rouven. Das Bild, dein Vater, der dir von einem Turm erzählt hatte. Sprich mit mir darüber, Rouven. Du mußt mir sagen, was du weißt, nur dann können wir das Buch finden.“
    Rouven senkte seine Augenlider. „Ich muß jetzt gehen“, sagte er leise.
    Der Pater nickte. „Nicht daß Schwester Maria dich vermißt“, erwiderte er. Rouven bertrachtete nochmals das Gemälde. Richmon bemerkte, daß Rouven in kurzen Abständen atmete. Er war nervös. Abrupt wandte Rouven sich um. Richmon hinderte ihn nicht daran, als er sich mit eiligen Schritten von ihm entfernte. Wenig später entschwand Rouven seinen Augen im Dunkel der Kirche. Der dumpfe Schlag der Eichentür verriet ihm, daß Rouven die Kathedrale verlassen hatte.
    Im selben Augenblick, wie sich Rouven in die Richtung des Lehrerhauses begab, huschte eine Gestalt an der Klostermauer entlang. Sie war zwischen zwei Büschen, die dicht an der Kathedrale wucherten, hervorgetreten. Rouven konnte sie nicht bemerken, da der nächtliche Spaziergänger sich entgegengesetzt fortbewegte. Zudem nutzte er jede Gelegenheit, sich hinter einem Strauch oder Baum zu verbergen. Das Ziel des nächtlichen Spaziergängers war das Schülerhaus. Lautlos öffnete er die Tür und verschwand in dem Gebäude.
    *
    Die Kirchturmuhr schlug acht Uhr. Dumpkin, Ellinoy, Showy und Champy waren pünktlich vor dem Rektorat eingetroffen. Sie mußten nicht lange warten, da wurde die Tür von innen geöffnet. Pater Richmon verließ das Rektorat.
    „Guten Morgen, Jungs“, grüßte er sie. Die vier hatten keine Möglichkeit, etwas zu erwidern, schon war der Pater hinter der nächsten Tür verschwunden. Fragend blickten sie sich gegenseitig an. Showy kratzte sich nervös an seinem Ohr. Schritte näherten sich. Das Rektorat wurde geöffnet. Sallivan stand vor ihnen. Einen nach dem anderen musterte er von oben bis unten. Showy zitterte bei seinem Anblick. Ellinoy sah über seine Schulter hinweg. Mr. Goodman saß am Schreibtisch, scheinbar in einen Brief vertieft.
    „Ihr habt Glück gehabt“, sagte Sallivan nach geraumer Zeit. „Pater Richmon hat ein gutes Wort für euch eingelegt. Das nächste Mal aber seid ihr fällig. Dann seid ihr draußen!“ Auf Dumpkin blieb sein Blick stehen. Lange sah er ihn an. Dumpkin wußte sich gut gegen seine Blicke zu wehren. Er tat so, als würde er den Lehrer gar nicht registrieren.
    „Nimm dich in acht, Cloud Wallis“, fauchte ihn Sallivan an. „Für dich bedarf Pater Richmon mehr als nur eine

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