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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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der Pater uns nun in der Hand hat.“
    „Warum nimmst du die Sache so ernst?“ fragte ihn Showy. „Vielleicht will er, daß wir ihm mal in der Kirche behilflich sind.“
    Ellinoy schüttelte seinen Kopf. „Ich habe kein gutes Gefühl“, sagte er, mehr zu sich selbst.
    Langsam begaben sie sich über den Schulhof. Die Schlafräume der Schüler befanden sich auf der anderen Seite des Internatsgeländes.
    Um diese zu erreichen, mußten sie eine breite Gasse hindurch. Links von der Gasse befand sich der Speisesaal, rechts davon die Rückseite der Kirche. Schwach beleuchtet von zwei Laternen, die sich jeweils am Anfang der Gasse befanden.
    Dumpkin war es, als höre er aus der Kathedrale eine Stimme an sein Ohr dringen. Er wollte Ellinoy darauf aufmerksam machen, da verstummte sie wieder. Wenig später befanden sie sich auch schon im Eingangsbereich des Schülerhauses. Kurz verabschiedeten sie sich, mit der Verabredung, sich am Morgen im Waschsaal zu treffen.
    Sallivan hatte sie vom Rektorat aus beobachtet, wie sie sich über den Schulhof begaben. Er wollte dem Internatsleiter Bericht erstatten, doch Mr. Goodman war nirgends anzutreffen.
    *
    Nachdem Pater Richmon die vier wieder allein gelassen hatte, schlenderte er gemächlich über den Schulhof. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Langsam näherte er sich der Kirche. Durch einen Seiteneingang betrat er das Gotteshaus. Mehrere Kerzen erhellten den Bereich des Altares. Das übrige lag in völliger Dunkelheit. Leise schloß er die Tür. Lautlos begab er sich in den Schein der Kerzen. Das Gemälde mit dem Knaben und dem Engel, das Rouven so sehr in Anspruch genommen hatte, wurde immer wieder von dem Licht der flackernden Kerzen getroffen. Vor diesem Bild blieb der Pater regungslos stehen. Eine Viertelstunde war verstrichen, als er sich auf einmal mit der rechten Hand bekreuzigte.
    „Herr“, rief er mit lauter, deutlicher Stimme. Von allen Seiten hallte es wider. „Wie Du es vor vielen Ewigkeiten niedergeschrieben hattest, ist es nun eingetroffen. Er, der Zögling Deines Willens, der wahre Besitzer des Schwarzen Buches, nun wird er an unsere Seite treten. Mit seiner Berufung, über das Schwarze Buch zu herrschen, werden wir das Übel dieser Erde für endgültig beseitigen.“ Der Pater machte eine kurze Pause. Wie fest verwurzelt stand er da und starrte auf das Gemälde.
    „Dein Wille, o Herr, wird geschehen. Für ihn hast du damals Dein Leben gelassen. Für ihn, daß er vollenden kann Dein Werk.“ Wieder machte er eine Pause. Unheimliche Ruhe umgab den Pater. Langsam breiteten sich seine Arme offenbarisch auseinander.
    „Zeig ihm den Weg, o Herr“, sprach er weiter. „Zeig Deinem Zögling den Pfad, auf dem er das Schwarze Buch zu finden weiß. Führe ihn durch seine Gedanken, o Herr.“ Die Arme des Paters senkten sich wieder. Mit geschlossenen Lidern wandte er sich von dem Gemälde ab. Plötzlich vernahm Pater Richmon ein leises Geräusch, das vom Eingangsbereich der Kirche stammen mußte. Wie wenn jemand die schwere Eichentür leise in das Schloß schnappen ließ. Schritte, dumpfe, kurze Schritte näherten sich ihm. Vergeblich versuchte der Pater die Dunkelheit zu durchdringen. Auf einmal trat der späte Besucher in den Schein der Kerzenlichter. Über Richmons Gesicht flog ein erfreutes Lächeln. Rouven stand vor ihm. Mit großen runden Augen sah er den Pater an, der von dem Podest herab auf ihn niederblickte. Richmon streckte ihm seine Hand entgegen.
    „Guten Abend, Rouven“, begrüßte ihn der Pater. Rouven ergriff die Hand des Geistlichen. Richmon bückte sich, so daß er Rouven unmittelbar vor sich hatte. Er blickte dem Jungen direkt in die Augen.
    „Das Bild“, sagte er nur. Rouven nickte. Er nahm seine Hand zurück und wandte sich dem Gemälde zu. Pater Richmon hinderte ihn nicht daran. Von der Seite musterte er den Jungen, dann das Gemälde. Im Schein des Kerzenlichtes hatte der Knabe auf dem Bild annähernd so rotes Haar, wie Rouven es hatte. Erst jetzt fiel dem Pater diese Ähnlichkeit auf. Ein leichter Schauer überfiel ihn. Nun war er sich seiner Sache sicher. Das Buch hatte recht.
    „Du weißt von dem Bild“, unterbrach der Pater die Ruhe, mit der Rouven das Gemälde betrachtete.
    Langsam richtet Rouven seinen Blick zu Richmon. Seine Augen waren feucht.
    „Mein Vater“, erwiderte er leise. „Von meinem Vater weiß ich davon.“
    Der Pater horchte auf. „Von deinem Vater?“ fragte er erstaunt.
    Rouven nickte. „Es ist der

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