Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
zwei gehen rein.“
Dumpkin nickte ihm zustimmend entgegen. „Das machen wir“, sagte er. „Wir beide gehen in die Kirche, Showy und Champy stehen Schmiere. Seid ihr einverstanden?“ Erwartungsvoll sah er von Showy auf Champy.
„Meinetwegen“, entgegnete Showy. „Wenn ihr nicht zu lange drinnen bleibt.“
Champy zuckte nur mit der Achsel. „Mir ist es egal, ob ich nun vor der Kirche warte, oder in der Kirche herumschnüffele.“
„Dann ist ja alles klar“, erwiderte Ellinoy. „Heute nacht punkt zwölf Uhr.“ Abrupt stand er auf. „Bereiten wir uns jetzt schon darauf vor. Wir müssen auskundschaften, an welcher Stelle ihr euch am besten postiert.“
Showy öffnete den Eingang. Nachdem er ihn sorgfältig wieder geschlossen hatte, eilten sie so schnell es ging durch den Wald. Auf dem Schulhof war ein reges Treiben. Überall wurde gespielt oder man saß zusammen und redete nur miteinander. Dumpkin ließ seine Blicke suchend über das Gelände schweifen. Auf einmal hielt er inne. Melanie. Zwischenzeitlich hatte er ihren Namen herausbekommen. Mit dem Rücken stand sie zu ihm. Plötzlich wandte sie sich um. Eine ihrer Gesprächspartnerinnen machte sie auf Dumpkins Blicke aufmerksam. Freundlich lächelte sie ihm zu. Dumpkin brachte es nur zu einem Grinsen. Keiner seiner Freunde hatte diesen kurzen Blickkontakt bemerkt. Ellinoy betrachtete aufmerksam die Kathedrale, jedoch so, daß es von anderen nicht gesehen werden konnte.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Schmiere zu stehen“, sagte er nach einer Weile.
„Was meinst du?“ fragte Dumpkin, aus seinen Gedanken gerissen.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Schmiere zu stehen“, wiederholte sich Ellinoy. „Einmal vor dem Haupteingang und einmal vor dem Seiteneingang.“
Langsam näherten sie sich dem Haupteingang. Auf einmal wurde dieser geöffnet. Pater Richmon verließ die Kathedrale. Unmerklich zuckten sie zusammen. Schwester Maria trat ebenfalls aus der Kirche hervor.
„Dann bis heute abend“, sagte sie eben zu dem Pater.
„Nach der Abendmesse“, gab Richmon darauf zurück. Schwester Maria verschwand hinter der Kirchenmauer, ohne die vier gesehen zu haben. Der Pater blieb vor der Eichentür stehen. Etwas Ernstes lag auf seinem Gesichtsausdruck. Erst nachdem die Schwester verschwunden war, bemerkte er sie nicht unweit von ihm stehend. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
„Hallo Jungs“, rief er ihnen entgegen. „Vor wenigen Minuten habe ich noch an euch gedacht.“
„Wirklich?“ lächelte Ellinoy zurück. Sie näherten sich dem Pater.
„Habt ihr schon die Bekanntschaft mit euerem neuen Schulkameraden gemacht?“ fragte Richmon, keinen dabei ansehend. Verwundert blickten sie sich gegenseitig an. Gleichzeitig schüttelten sie ihren Kopf.
„Ihr wißt doch, wen ich meine?“ Richmon räusperte sich.
Keiner von ihnen gab eine Antwort. Jeder wartete darauf, daß der andere etwas sagen würde.
„Ich meine Rouven. Der Junge mit den roten Haaren“, versuchte Richmon ihnen auf die Sprünge zu helfen.
„Ach so“, erwiderte Dumpkin in gelassenem Tonfall. Weiter sagte er nichts.
„Er ist ein netter Junge“, sprach der Pater weiter. „Gottes Wege haben ihn zu uns geführt. Rouven braucht noch Zeit, um sich daran zu gewöhnen.“ Richmon sah direkt auf Dumpkin. Für einen Moment hatte Dumpkin den Eindruck, daß der Pater seine Gedanken lesen konnte. „Wir sehen uns ja heute abend im Gottesdienst“, setzte Richmon hinzu. Gewandt drehte er sich um. Verdutzt sahen sie zu, wie der Pater in der Kirche verschwand.
„So langsam wird er mir unheimlich“, raunte Showy seinen Freunden zu.
„Der Rotschopf hat gepetzt“, zischte Dumpkin. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Dafür drück’ ich ihm eine rein!“ Wütend blickte er um sich.
Ellinoy legte eine Hand auf seine Schulter. „Erst das Buch“, sagte er leise. „Auf keinen Fall dürfen wir jetzt auffallen.“
„Du hast recht“, schnaubte Dumpkin. „Das Buch! Wir müssen es finden, bevor Rotschopf es findet!“
Der Abend brach herein. Die Kathedrale war gefüllt bis zum letzten Platz. Links saßen die Jungen, rechts die Mädchen. Das Lehrpersonal hatte das vordere Drittel auf der rechten Seite eingenommen. Die Unzertrennbaren befanden sich in der letzten Reihe. Dumpkin besetzte den äußersten Platz am Gang. Von dort aus konnte er ohne weiteres direkt auf den Altar blicken. Aber nicht das war der Grund, warum er unbedingt diesen Platz wollte. Melanie
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