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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Regen prasselte in unverminderter Stärke weiter auf die Erde nieder.
    Richmon hatte das Tor erreicht. Er legte seine Hand an den Griff, um es zu öffnen. Ein gellender Schrei ließ ihn zusammenzucken. Jäh drehte er sich um. Es war viel zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Ihm war, als höre er dumpfe Schläge, die aus der Steinhütte herrührten. Ohne Zögern eilte der Pater zurück. Vorsichtig näherte er sich dem Eingang. Die dumpfen Schläge wurden deutlicher. Richmon traute seinen Augen nicht, als er durch die Öffnung blickte. Sallivans Finger hatten sich in ein Bein des Internatsleiters gekrallt. Goodman schlug mit der Faust auf das Gesicht von Sallivan ein. Richmon wußte augenblicklich nicht, wie er Goodman zu Hilfe kommen sollte. Plötzlich hielt dieser in der anderen Hand ein Messer, das er aus der Innentasche seiner Jacke gezogen hatte. Er setzte es an das Handgelenk Sallivans. Langsam bohrte sich die Klinge in das Fleisch. Goodman schnitt so lange, bis er sie vom Arm abgetrennt hatte. Richmon war es, als vernehme er ein leises Röcheln, das von Sallivan herrührte. Plötzlich öffneten sich dessen Augen. Entsetzt machte der Pater einen Schritt zurück.
    „Mein Gott, er lebt noch“, hauchte der Pater. Starr richtete sich Sallivans Blick zu Goodman empor. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Gleichzeitig öffnete sich sein Gebiß. Goodman versuchte sich loszureißen. Vergebens! Selbst mit einer Hand gelang es Sallivan, ihn festzuhalten. Wie ein wildes Tier, das seiner Beute die Kehle durchbeißen wollte, fletschte Sallivan mit den Zähnen. Goodman setzte das Messer an Sallivans Hals. Mit der anderen Hand versuchte er seinen Kopf von sich zu drücken. Mehrmals schnitt er, bis Sallivans Haupt abgetrennt zu Boden fiel. Der Griff an seinem Bein löste sich. Der Pater machte noch einen Schritt zurück, so daß er von Goodman nicht gesehen werden konnte. Goodman mußte sich an der Wand abstützen. Von der Klinge seines Messers tropfte Blut. Schwer, unregelmäßig, ging sein Atem.
    „Pontakus“, vernahm Richmon die zischende Stimme Goodmans. Dessen Atem verriet ihm, daß er sich langsam auf die Tür zubewegte. Richmon hastete in die Richtung des Tores. Er wollte nicht von Goodman gesehen werden.
    „P O N T A K U S“, schrie Goodman lauthals über den Friedhof. „ICH WEISS, DASS DU HIER BIST.“ Kurz schallte das Echo wider, das jedoch von dem strömenden Regen verschluckt wurde. „DER JUNGE IST ES, DER DICH ZURÜCKGERUFEN HAT“, brüllte Goodman weiter. „DER JUNGE, ROUVEN BLANDOW, ICH WEISS ES. ER HAT DEINE RUHE GESTÖRT.“
    Richmon war eben im Begriff, das Eisentor zu öffnen. Zum zweiten Mal zuckte er zusammen. Regungslos blieb er stehen.
    „ICH WERDE IHN TÖTEN, PONTAKUS“, hörte er Goodman weithin brüllen. „SEIN TOD WIRD AUCH DER DEINIGE SEIN. DER JUNGE WIRD STERBEN, PONTAKUS. ER WIRD STERBEN!“ Schallendes Gelächter übertönte den Regen. Es war Goodman, der dieses Gelächter von sich gab.
    „STERBEN, PONTAKUS. HÖRST DU? – STERBEN! “
    Leise versuchte der Pater das Tor zu öffnen. Es gelang ihm, fast kein Geräusch dabei zu verursachen. Weder achtete er auf die linke, noch auf die rechte Seite, als er den Kiesweg entlanghetzte. Richmon begann an sich selbst zu zweifeln. Er konnte nicht begreifen, wie er sich zu solch einer Tat hatte hinreißen lassen. War es wirklich nur der Umstand, die schrecklich zugerichtete Leiche Sallivans vor den Kindern zu verbergen?
    Goodman wußte mehr! Das war eines, das auf jeden Fall sicher ist. Nur, wußte Goodman auch von der Existenz des Buches? Er gab Rouven die Schuld an Pontakus’ Wiederauferstehung. Aber warum? Pater Richmon wußte keine Antwort darauf. Noch nicht!
    Das Ende der Allee hatte er erreicht. Plötzlich hörte es auf zu regnen. Schlagartig legte sich auch der Wind. Allmählich schoben sich die Wolken vor dem Mond auf die Seite. Das Licht genügte, um etwas erkennen zu lassen. Der Zugang zu der Allee war noch geöffnet. Auch die Eingangspforte des Internates. Einen Moment lang kam dem Pater der Gedanke, Goodman auszuschließen. Doch sofort verdrängte er den Gedanken wieder. Goodman durfte keinen Verdacht schöpfen. Jetzt galt es nur, Rouven vor dem Internatsleiter zu beschützen.
    Nachdem er das Internatsgelände betreten hatte, eilte er direkt auf die Kirche zu, in der Hoffnung, Rouven darin anzutreffen. Vorsichtig begab er sich durch den Hintereingang in die Kathedrale. Erwartungsvoll betrat er den Bereich des

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