Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
es eine Woche dauern «, sagte ich. » In dieser Stadt muss es Hunderte von Kirchen geben.«
Er zuckte resigniert die Achseln. » Was soll ich sonst machen? Egal ob Killian oder jemand anders seine Spuren verwischt hat, mittels Magie werde ich ihn nicht finden. « Er nahm seine Jacke. » Was hast du heute vor?«
Ich nahm mir eine Scheibe Toast und versuchte, ein gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. » Robbie und ich wollen ein bisschen durch die Stadt wandern. « Es war keine Lüge– ich war nicht so dumm, Hunter anzulügen–, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit.
Hunter sah mich neugierig an, doch er fragte nicht weiter nach. » Dann sehen wir uns heute Abend zum Kreisritual.«
» Wir sind das perfekte junge Paar «, sagte Robbie, als wir die 49th Street runtergingen. » Ich meine, immerhin hast du einen Ring und alles. « Er blickte auf den falschen Diamantring, den wir gerade in einem schäbigen Geschenkeladen gekauft hatten, und schüttelte den Kopf. » Wow. Ist ein bisschen unheimlich, das Ding an deinem Finger zu sehen.«
» Tja, dann stell dir mal vor, wie es sich anfühlt, ihn zu tragen «, entgegnete ich.
Robbie lachte. » Denk doch nur, was für eine vielversprechende Zukunft vor uns liegt, die in einer Mietwohnung in Hell’s Kitchen ihren Anfang nimmt.«
» Das ist alles, womit Maeve und Angus in diesem Land angefangen haben «, sagte ich und wurde unvermutet sehr traurig. » Die Einträge in ihrem Buch der Schatten zu der Zeit handeln alle davon, wie unerträglich sie es findet, in der Großstadt zu leben. Sie fand, New York sei voller unglücklicher Menschen, die sinnlos durch die Gegend hasten.«
» Na ja, stimmt gewissermaßen ja auch. « Robbie sah mich mitfühlend an. » Und sind sie nicht hergekommen, unmittelbar nachdem Ballynigel zerstört worden war? Ist doch klar, dass sie deprimiert war. Sie hatte gerade ihr Zuhause verloren, ihre Familie und fast alle, die sie liebte.«
» Und sie hatte ihre Magie aufgegeben «, fügte ich hinzu. » Sie schrieb, es sei, als lebte sie in einer Welt, die plötzlich aller Farben beraubt worden sei. Das macht mich ganz traurig.«
Inzwischen standen wir vor dem Haus. Heute kam es mir noch heruntergekommener vor. Robbie grinste mich an. » Also, Ms Rowlands. Sind Sie bereit für Ihre erste Mietwohnungsbesichtigung?«
» Hey, meine Mutter ist Maklerin «, erinnerte ich ihn. » Ich weiß wahrscheinlich mehr über Mietwohnungen als der Hausmeister.«
Trotzdem raste mein Herz, als ich auf die Klingel der Hausmeisterwohnung drückte. Gleich würde ich das einstige Zuhause meiner leiblichen Eltern sehen! Wie die Wohnung wohl war? Und würde ich die Uhr finden?
» Wer ist da? «, fragte eine weibliche Stimme über die knisternde Wechselsprechanlage.
» Hier sind Morgan und Robbie Rowlands «, antwortete ich. » Ich habe gestern mit der Hausverwaltung über die freie Mietwohnung gesprochen. Man hat mir gesagt, Sie würden sie mir heute Mittag zeigen.«
Robbie tippte auf seine Uhr. Wir waren pünktlich.
» In Ordnung «, sagte sie nach einem kurzen Moment des Zögerns. » Ich komme gleich.«
Wir warteten weitere fünf Minuten, bevor das Maschendrahttor geöffnet wurde und eine kleine, stämmige Frau Ende sechzig vor uns stand. Durch die grauen Löckchen war ihre rosa Kopfhaut zu sehen.
Sie betrachtete Robbie und mich und ich sah das Misstrauen in ihren Augen.
» Kommen Sie «, grummelte sie.
Wir folgten ihr eine Treppe hinauf und dann einen engen Flur runter. Von den Wänden blätterte die Farbe und es stank nach Urin. Ich hoffte, es war nicht so schlimm gewesen, als Maeve und Angus hier gewohnt hatten. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass meine Mutter, die eine so tiefe Liebe zur Erde gehegt hatte, sich jeden Tag inmitten all dieser Hässlichkeit bewegt hatte.
Die Frau holte einen Schlüsselbund aus der Tasche ihres Hauskleids und öffnete die Tür mit der Nummer2 darauf. » Die Miete beträgt sechshundertfünfundsiebzig im Monat «, erklärte sie uns. » So was findet man in Manhattan nicht mehr. Greifen Sie am besten schnell zu.«
» Also, eigentlich sind wir hier, um Wohnung Nummer drei zu sehen «, sagte ich. » Bei der Hausverwaltung hat man mir gesagt, die Drei sei frei.«
Sie bedachte mich mit einem Blick, der mich sehr an den der Angestellten im Amt für Statistik erinnerte. » Da haben die sich getäuscht. In der Drei wohnt jemand «, sagte sie. » Die ist nicht zu vermieten. Diese hier schon. Wollen Sie sie jetzt sehen oder
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