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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Diese Barbaren dienen abscheulichen Götzen.»
    «Wir sind keine Barbaren», protestierte Rúna.
    «Ihre Götter sind Wesen mit vielen Köpfen», entgegnete Ansgar. «Es sind blutrünstige Bestien. Die heidnischen Sclavi opfern ihren Götzen Menschenblut, sogar das ihrer eigenen Kinder.»
    «Stimmt das?», wollte Helgi wissen.
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern. «Mein Vater hat gegen diese Blutopfer angekämpft. Aber   …»
    Ansgar unterbrach sie. «Gott wird seinen Grimm über dieses Königreich ergießen, das seinen Namen nicht anruft!»
    Rúnas Augen funkelten böse. «Wir lassen uns nicht sagen, an welche Götter wir zu glauben haben, alter Mann.»
    Sie zeigte auf Helgi. «Du wolltest wissen, wie mein Name ist? Gut, ich werde es dir sagen, und dann kehre ich zu meinem Volk zurück, um meine Familie zu rächen und diejenigen zu vernichten, die für mein Schicksal verantwortlich sind.»
    Sie holte tief Luft. «Meine Eltern haben mich Teška genannt. Und ich will niemals wieder hören, dass jemand den Namen Rúna verwendet!» Dann spie sie abermals aus, wirbelte herum und lief zum Ufer hinunter.
    Als Helgi ihr folgen wollte, hielt Ansgar ihn zurück. «Es ist nur ein störrisches Weib. Lass sie. Glaub mir, meinSohn, sie wird wieder zur Besinnung kommen und dem Mann folgen, den sie liebt.»
    Doch daran zweifelte Helgi in diesem Moment erheblich. Sein Blick wanderte hin und her zwischen Ansgar und der jungen Frau, die mit in die Hüfte gestemmten Fäusten am Ufer stand. Teška hieß sie. Er sagte den Namen leise für sich.
    Helgi musste eine Entscheidung treffen, hier und jetzt. Die Aussicht auf eine gesicherte wirtschaftliche Zukunft in Haithabu war verlockend. Aber niemals würde er sein Leben wieder als lebenswert empfinden können, wenn Teška nicht bei ihm wäre. Und sie hatte ihn unmissverständlich vor die Wahl gestellt: entweder sie oder Haithabu!
    Helgi sah Ansgar tief in die Augen. «Wir fahren nach Osten. Ich habe geschworen, das Mädchen zu beschützen, und wenn sie nicht davon abzubringen ist, in ihre Heimat zurückzukehren, dann werde ich sie begleiten.»
    Ansgar stöhnte gequält auf. «Das ist dein Untergang, Junge.»
    «Ich habe meine Wahl getroffen. Jetzt triff du deine: Du kannst mitkommen oder allein hierbleiben.»
    Ansgar sah so unschlüssig aus wie ein Verurteilter, den man vor die Wahl gestellt hatte, ob man ihm die rechte oder die linke Hand abhacken solle.
    «Das Weib hat dich verzaubert», raunte er.
    Vielleicht hat der Alte recht, dachte Helgi. Aber welches Schicksal auch immer die Götter für sein weiteres Leben vorgesehen hatten – er würde mit Teška zusammenbleiben, und wenn es so sein sollte, dann eben auf Rujana.

3.
    Das Meer schäumte.
    In der Nacht war der Wind aufgefrischt. Heftige Böen schlugen den Reisenden entgegen und machten eine Fahrt unter Segel unmöglich. Hohe Wellen klatschten gegen den Bug. Die Luft war erfüllt von kühler Gischt.
    Nachdem Helgi das Boot durch die Mündung manövriert hatte, zog er die Ruder kräftig durch, um auf den richtigen Kurs zu kommen. Zunächst würden sie eine Weile nach Süden fahren müssen, denn Helgi wollte in Sichtweite der Küste bleiben.
    Er stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die Ruder. Dennoch kam es ihm vor, als würde sich das Boot nicht von der Stelle bewegen. Kaum hatte er die Ruder durchgezogen, schoben Wind und Strömung den Kahn wieder in die entgegengesetzte Richtung zurück.
    Ansgar hockte mit finsterer Miene im Heck und ließ Helgi nicht aus den Augen. Entgegen Helgis Erwartung hatte der Alte am Morgen seinen Platz im Boot wieder eingenommen. Das Buch hatte er wie einen kostbaren Schatz in ein Tuch gewickelt und unter seiner Kutte versteckt.
    Über ihnen flogen zwei Schwäne an der Küste entlang nach Norden. Sie nutzten den Rückenwind und rauschten mit breiten Schwingen davon.
    Ansgars Blick wurde noch düsterer. «Sieh dir die Vögel an, Junge. Den Südwind hat uns der Herr gesandt, um uns nach Jellinge zu führen. Du handelst gegen Gottes Willen – und das ist eine Sünde. Denn der Herr spricht: Wohl dem, der sein Vertrauen auf den Herrn setzt und der sichnicht zu den Aufgeblasenen wendet und zu den abtrünnigen Lügnern   …»
    Helgi verdrehte die Augen, verkniff sich aber einen Kommentar.
    Als die Sonne gegen Mittag ihren höchsten Stand erreichte, nahmen die Böen weiter zu. Helgi schwitzte aus allen Poren. Immer wieder befeuchtete Teška seine Stirn und hielt einen mit Süßwasser gefüllten

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