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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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unbesorgt – uns ist noch niemand entwischt.»
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, trat er einer Sklavin so hart gegen die Schulter, dass sie schreiend vor Schmerzen umkippte. Als ein Mann ihr zu Hilfe eilen wollte, verpasste Feng ihm einen kräftigen Fausthieb vor die Brust, und er ging keuchend in die Knie.
    Fengs Augen blitzten angriffslustig, während er seinen Blick über die vom Fackelschein erhellten Sklaven schweifen ließ. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich Todesangst. «Wenn ihr Bastarde nicht sofort das Mädchen rausgebt, lasse ich euch alle auspeitschen!»
    Auch wenn einige der Sklaven unruhig wurden, wagte es niemand, Rúna zu verraten. Denn wer das getan hätte, hätte die Rache der anderen fürchten müssen.
    «Gut, gut», zischte Feng, «dann wollt ihr es nicht anders.» Er ließ sich von einem seiner Männer eine Peitsche reichen. Sie bestand aus einem Holzknauf, an dem mehrere Lederriemen befestigt waren; normalerweise verwendeten Karrenführer solche Peitschen zum Antreiben störrischer Ochsen.
    «Ich frage euch zum letzten Mal: Wo ist das Weib?»
    Als er noch immer keine Antwort erhielt, wählte Feng aus der Menge wahllos eine Frau mittleren Alters, die nur wenige Schritt von Warba entfernt saß. Er zerrte sie hoch und forderte sie auf, ihren Rücken zu entblößen. Tränen traten der Frau in die Augen, als sie sich zitternd die Tunika über den Kopf zog. Feng beobachtete sie grinsend dabei, dann schlug er zu. Das schreckliche Geräusch des Peitschenknalls hallte durch den Raum. Schon beim ersten Hieb rissen die Lederriemen die Haut der Sklavin auf.
    Rúna zuckte unter der Decke zusammen. Es zerriss sie innerlich, dass jemand für sie leiden musste. Aber Warba hielt sie fest in ihren Schoß gedrückt.
    «Jeder von euch», schrie Feng, während er zum nächsten Schlag ausholte, «wird die Peitsche zu spüren bekommen!» Seine Augen blitzten gefährlich, als er die Lederriemen erneut auf die schluchzende Sklavin niederfahren ließ.
    Da erhob sich ein junger Sklave. «Bitte – hört auf!»
    «Aufhören?» Feng starrte den Mann an. Fassungslos ließ er die Peitsche sinken. «Aufhören? Du verfluchter Bastard sagst mir, ich soll damit aufhören, euch das zu geben, was ihr verdient?»
    Er trat auf den jungen Mann zu. Die Peitsche zuckte in seiner Hand. «Für deine Frechheit werde ich dich   …»
    Ein anderer Sklave stand auf. «Nein, Herr!», rief er.
    Feng wirbelte herum. «Wer hat das gesagt?»
    «Ich!», rief plötzlich eine Stimme aus einer anderen Ecke des Raums.
    Feng erstarrte. Immer mehr Sklaven erhoben sich aus der Menge; erst drei Männer, dann vier, dann ein ganzes Dutzend. Sogar Frauen standen auf.
    «Lasst uns in Ruhe, Herr», rief ihm jemand entgegen. «Die Sklavin, die Ihr sucht, ist hier nicht.»
    Feng wich zu seinen Männern und Gizur zurück.
    «Wir gehören unseren Herren – nicht Euch», rief einer der Sklaven und bewegte sich auf Feng und die anderen Männer zu. Die anderen folgten seinem Beispiel und näherten sich ihm.
    Dem Sklavenhalter entglitten die Gesichtszüge. «Das ist   … ein Aufstand.»
    Er gab seinen Männern ein Zeichen, die sofort die Kurzschwerterzogen. Die Klingen blitzten im Fackelschein auf.
    Da riss Rúna die Decke zur Seite. Sie konnte nicht länger zulassen, dass wegen ihr Menschen zu Schaden kamen.
    Gizur schrie auf. «Da ist ja mein Weib!»
    Warba versuchte, das Mädchen aufzuhalten. «Bleib hier! Der Kryppa wird dich töten. Schau dir doch seine Augen an!»
    Rúna schüttelte traurig den Kopf, löste sich von Warba und trat auf den verschlagen grinsenden Gizur zu. Doch als der Schmied seine Hand nach der Sklavin ausstreckte, sprang sie plötzlich zur Seite und lief auf den Ausgang zu. Einer der Wächter versuchte, sie zu packen, aber sie wich ihm geschickt aus. Dabei verlor der Wächter das Gleichgewicht, strauchelte, und seine Füße verfingen sich in einer der herumliegenden Decken. Die Fackel entglitt seiner Hand. Einen Feuerschweif hinter sich herziehend, flog sie durch den Raum und landete auf einem der Strohlager, die den Sklaven als Betten dienten. Das trockene Stroh fing sofort Feuer. In wenigen Augenblicken breiteten sich die Flammen in der Baracke aus. Dichter, beißender Qualm erfüllte den Raum. Das Feuer züngelte an den Holzwänden empor.
    Die Sklaven schrien vor Angst und drängten auf den Ausgang zu. Die Wächter versuchten sie aufzuhalten, doch es waren zu viele.
    Rúna verlor die Tür aus dem Blick. Der Rauch reizte ihre

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