Das Buch der Toten
überhaupt aussteigen konnten.«
»Wo war diese zweite Party?«
»Das war die, bei der es richtig rund ging, einen Heidenlärm haben die gemacht. Upper Stone Canyon Creek, ein gutes Stück hinter dem Hotel.«
Der Ort, den Schwinns Quelle erwähnt hatte. »Wem gehört das Haus?«
»Es steht leer«, antwortete Del Monte. »Die Familie hat sich ein größeres gekauft, ist aber noch nicht dazu gekommen, das erste zu verkaufen, und die Eltern waren in Urlaub gefahren, hatten die Kids allein zu Hause gelassen. Und die Kids, wen wundert's, haben beschlossen, in dem alten Haus mal richtig die Sau rauszulassen und haben die halbe Stadt eingeladen. Da müssen sich zwei-, dreihundert Teenies rumgetrieben haben auf dem Grundstück, überall Autos, Porsches und andere Luxusschlitten, aber auch jede Menge andere Gefährte, die definitiv nicht aus Bel Air kamen. Als wir dort eintrafen, war die Party schon in vollem Gange. Es ist ein großes Grundstück, fast ein Hektar, und die nächsten Nachbarn sind auch ein ganzes Stück weg, aber trotzdem hatten die allmählich die Nase voll von dem Lärm.«
»Allmählich?«, fragte Milo. »Das war also nicht das erste Mal?«
Stille. »Wir sind da schon ein paar Mal hingerufen worden. Haben versucht, die Eltern zu erreichen, aber wir hatten kein Glück; die sind ständig auf Reisen.«
»Verwöhnte Bälger.«
Del Monte lachte. »Das haben Sie aber nicht von mir gehört. Sagen Sie mal, warum stellen Sie mir eigentlich all diese Fragen?«
»Wir versuchen die Bewegungen eines Mordopfers zu rekonstruieren.«
Wieder war es kurz still. »Mord? Ach was, das kann ich mir nicht vorstellen. Das waren Kids, die eine wilde Party gefeiert haben.«
»Sicher haben Sie Recht«, sagte Milo. »Aber mir liegen da Gerüchte vor, dass mein Mordopfer vielleicht auf einer Party in der Westside gewesen sein könnte, also muss ich nachfragen. Wie heißt denn die Familie, der das Haus gehört?«
Eine noch längere Stille. »Hören Sie mal«, sagte Del Monte.
»Diese Leute, Wenn Sie mich da in was reinreiten, dann darf ich demnächst Autos einparken. Und glauben Sie mir, niemand hat irgendetwas Schlimmeres beobachtet als Kids, die sich voll laufen lassen und ein bisschen rumvögeln, ja, gut, vielleicht hat auch der eine oder andere Joint die Runde gemacht. Was ist denn schon dabei? Wir haben den Laden jedenfalls dichtgemacht.«
»Das ist nur eine routinemäßige Überprüfung, Officer«, sagte Milo. »Ihr Name wird nirgendwo auftauchen. Aber wenn ich der Sache nicht nachgehe, dann parke ich demnächst Autos ein. Wem gehört das Haus, und wie lautet die Adresse?«
»Ein Gerücht?«, sagte Del Monte. »Es muss doch an dem Abend haufenweise Partys gegeben haben, schließlich war es ein Freitag.«
»Wir überprüfen jede Party, von der wir hören. Deshalb wird Ihre auch nicht weiter auffallen.«
»Okay… die Familie heißt Cossack.« Del Monte gab dem Namen ein eigentümliches Gewicht, als ob er meinte, Milo müsse etwas damit anfangen können.
»Cossack«, wiederholte Milo in neutralem Ton.
»Ich sage nur: Bürogebäude, Einkaufszentren - Garvey Cossack, der große Immobilien-Tycoon. Gehört zu der Gruppe von Leuten, die ein weiteres Football-Team nach L. A. holen wollen.«
»Ja, klar«, log Milo. Als kleiner Junge hatte er mal Baseball gespielt, aber seither hatte sein Interesse an Sport rapide nachgelassen. »Cossack, im Stone Canyon. Wie ist die Adresse?«
Del Monte seufzte und las ihm die Zahlen vor.
»Wie viele Kinder gibt's in der Familie?«
»Drei, zwei Jungs und ein Mädchen. Die Tochter habe ich dort nicht gesehen, aber sie könnte dabei gewesen sein.«
»Kennen Sie die Kinder persönlich?«, fragte Milo.
»Nein, nur vom Sehen.«
»Die Jungs haben also die Party geschmissen. Die Namen?«
»Der Große ist Garvey junior, und der Jüngere heißt Bob, aber alle nennen ihn Bobo.«
»Wie alt?«
»Junior dürfte ein oder zweiundzwanzig sein, und Bobo ist vielleicht ein Jahr jünger.«
Also keine Kinder mehr, dachte Milo.
»Sie haben uns keine Schwierigkeiten gemacht«, sagte Del Monte. »Sind halt einfach nur zwei Jungs, die gerne einen draufmachen.«
»Und das Mädchen?«
»Hab ich nicht gesehen.«
Milo glaubte, einen neuen Ton in Del Montes Stimme vernommen zu haben. »Name?«
»Caroline.«
»Alter?«
»Sie ist jünger, vielleicht sechzehn. War wirklich keine große Sache, haben sich alle sofort zerstreut. Auf meiner Notiz heißt es, dass Sie vom Central-Revier sind. Wo wurde Ihr
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