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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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weiß denn, ob es überhaupt eine Party gegeben hat?«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil Kinder ihre Eltern anlügen.« Schwinn drehte sich plötzlich zu Milo um. »Was sollen denn die ganzen Scheißfragen? Hast du vielleicht vor, Jura zu studieren?«
    Milo hielt daraufhin die Klappe, und der Rest der Fahrt war das gewohnte gesellige Beisammensein. Einen Block vor dem Revier sagte Schwinn unvermittelt: »Wenn du unbedingt irgendwelche Anrufe wegen nächtlicher Ruhestörung in der Westside ausgraben willst, tu dir keinen Zwang an, aber ich für meinen Teil glaube, dass Blondie ihre Mama wie üblich angelogen hat, weil nämlich so eine schnieke Party in der Westside genau das Richtige war, um die Nerven der Alten zu beruhigen. Ich wette hundert zu eins, dass Blondie und Janie geplant hatten, sich auf dem Strip aufgabeln zu lassen und sich Dope zu besorgen, vielleicht im Tausch gegen Blowjobs oder was auch immer. Sie sind an den Falschen geraten und in Downtown gelandet. Janie war einfach zu blöd, um aus ihrer Erfahrung zu lernen, oder, wie gesagt, vielleicht hat es ihr ja Spaß gemacht, sich fesseln zu lassen. Sie war eine Kifferin. Wahrscheinlich alle beide.«
    »Deine Quelle hat eine Party in der Westside erwähnt.«
    »Diese Gerüchte, die auf der Straße kursieren, sind wie Wassermelonen, du musst die Kerne vom Fruchtfleisch trennen. Worauf es ankommt, ist, dass Janie in Downtown gefunden wurde. Und es ist gut möglich, dass Melindas Leiche auch irgendwo dort in der Nähe auftaucht, falls sie so einem Typen in die Hände gefallen ist und er sie umgelegt hat. Was wissen wir denn schon, vielleicht hat er sie ja die ganze Zeit im Kofferraum gehabt, während er Janie an der Beaudry zurechtgelegt hat. Dann ist er wieder rauf auf den Freeway, und inzwischen könnte er schon in Nevada sein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Diese dämlichen Kids. Die zwei haben gedacht, sie hätten die ganze Welt in ihren süßen kleinen Händchen, und dann hat die böse Welt sie in den Finger gebissen.«
    Im Büro raffte Schwinn seine Sachen vom Schreibtisch zusammen und verschwand, ohne ein Wort zu Milo zu sagen. Er hielt es nicht einmal für nötig, sich auszutragen. Niemandem fiel es auf. Die anderen Detectives ignorierten Schwinn ganz einfach. Milo wurde allmählich klar, dass Schwinn ein Außenseiter, ein Ausgestoßener war. Ist es Zufall, dass sie mich mit ihm zusammengesteckt haben? Er schob solche Überlegungen zur Seite und hängte sich gleich ans Telefon. Bis weit nach Einbruch der Dunkelheit klapperte er jede einzelne Polizeieinheit westlich der Hollywood Division nach Beschwerden wegen Ruhestörung durch Partys ab. Auch bei einigen privaten Sicherheitsfirmen versuchte er sein Glück, bei Bel Air Patrol und anderen Diensten, die in den Bezirken Beverlywood, Cheviot Hills und Pacific Palisades tätig waren. Er musste bald feststellen, dass die Privaten die meisten Schwierigkeiten machten niemand wollte reden, ohne vorher die Genehmigung seiner Vorgesetzten eingeholt zu haben, und Milo musste seinen Namen und seine Dienstnummer hinterlassen und auf Rückrufe warten, die wahrscheinlich nie kommen würden. Er machte unbeirrt weiter, warf sein Fangnetz bis nach Santa Monica aus und noch darüber hinaus, nahm sogar noch den südlichen Grenzbereich von Ventura County mit, weil Melinda Waters einmal über den Pacific Coast Highway bis Oxnard getrampt war, um ihren Vater zu besuchen. Und natürlich versammelten sich die Jugendlichen mit Vorliebe am Strand, um dort Partys zu feiern, er hatte so manche schlaflose Nacht damit verbracht, die Küstenstraße auf und ab zu fahren, und immer wieder hatte er die Feuer vor dem Hintergrund des Ozeans aufblitzen sehen, hatte die schwachen Umrisse von Paaren ausgemacht. Hatte sich gefragt, wie es wohl wäre, jemanden zu haben. Vier Stunden Arbeit, und am Ende waren nur zwei mickrige Treffer dabei herausgekommen. Entweder war in L. A. nichts mehr los, oder es beschwerte sich einfach niemand mehr über Lärmbelästigung.
    Zwei riesige Nullen: Die Feier zum fünfzigsten Geburtstag eines Augenchirurgen am Roxbury Drive in Be verly Hills hatte am Freitagabend gegen Mitternacht einen schlecht gelaunten Nachbarn zu einer Beschwerde veranlasst.
    »Jugendliche? Nein, eher nicht«, lachte der Kollege vom Beverly-Hills-Revier. »Wir reden hier von Typen mit Frack und Fliege, kaltes Büfett mit allem Drum und Dran. Lester Lanins Orchester hat gespielt, und trotzdem hat jemand gemeint, er müsste unbedingt meckern.

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