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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gemacht?«
    »Wie immer. Träum schön.«
    »Vielen Dank, Norman Bates.« Er trampelte zur Tür hinaus, verschwand im hinteren Teil des Hauses und kam nach zirka zehn Minuten wieder, ohne Krawatte, das Hemd aus der Hose hängend. Sah aus, als hätte er eine ganze Nacht voller Albträume in sechshundert Sekunden hineingestopft.
    »Was ich tun werde«, sagte er, »alles, was ich tun werde, ist, dass ich einen einzigen Versuch unternehme, Schwinn zu finden. Will sagen, ich versuche ihn anzurufen. Wenn ich ihn finde und sich herausstellt, dass er das Album geschickt hat, dann werden wir uns mal in aller Ruhe unterhalten, er und ich, das kannst du mir glauben. Und wenn er's nicht war, vergessen wir das Ganze.«
    »Klingt wie ein Plan.«
    »Wie? Gefällt er dir etwa nicht?«
    »Mir soll's recht sein«, sagte ich.
    »Gut. Das wär nämlich alles.«
    »Prima.«
    Er zog wieder Handschuhe an, nahm die Mordakte, ging zur Haustür und sagte: »Sayonara. Hat beinahe Spaß gemacht.« Im Hinausgehen fügte er noch hinzu: »Geh dran, wenn Robin anruft. Stell dich dem Problem, Alex.«
    »Mach ich.«
    »Ich mag es nicht, wenn du plötzlich mit allem einverstanden bist.«
    »Dann verpiss dich doch.« Er grinste. »Ah.«
    Ich blieb noch lange sitzen und fühlte mich mies. Fragte mich, ob Robin aus Eugene anrufen würde. Dachte mir, falls sie es innerhalb der nächsten zwei Stunden nicht tun würde, dann würde ich weggehen, irgendwohin.
    Ich schlief am Esszimmertisch ein. Zwei Stunden später weckte mich das Klingeln des Telefons.
    »Alex.«
    »Hallo.«
    »Hab ich dich endlich erwischt«, sagte sie. »Ich hab's schon so oft probiert.«
    »Ich war nicht da. Sorry.«
    »Bist du weggefahren?«
    »Bloß zum Einkaufen. Wie läuft's?«
    »Gut. Ganz toll, die Tournee. Wir haben eine fantastische Presse. Immer ausverkauft.«
    »Wie ist Oregon?«
    »Grün, ganz hübsch. Aber ich sehe kaum was außer Bühnenaufbauten.«
    »Wie geht's Spike?«
    »Gut… er passt sich an… Du fehlst mir.«
    »Du fehlst mir auch.«
    »Alex?«
    »Ja?«
    »Was, geht's dir gut?«
    »Klar… Aber sag mal, ist das denn nun wirklich so toll mit Sex and Drugs and Rock-'n'-Roll, wie man immer hört?«
    »Es ist ganz anders«, sagte sie.
    »Was? Der Sex oder die Drogen?«
    Pause. »Ich arbeite wirklich schwer«, sagte sie. »Das tun alle hier. Der logistische Aufwand ist unglaublich, der ganze Aufbau.«
    »Aufregend.«
    »Es ist befriedigend.«
    »Das hatte ich gehofft.«
    Längere Pause. »Ich habe das Gefühl«, sagte sie, »du bist sehr weit weg von mir. Und nimm das jetzt bitte nicht wörtlich.«
    »Also soll ich es metaphorisch nehmen?«
    »Du bist wütend.«
    »Bin ich nicht. Ich liebe dich.«
    »Du fehlst mir wirklich, Alex.«
    »Nichts hindert dich daran, nach Hause zu kommen«, sagte ich.
    »So einfach ist das nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte ich. »Ist es jetzt vielleicht eine Heavy-Metal-Tournee, mit Handschellen und Ketten?«
    »Lass das bitte, Alex.«
    »Was denn?«
    »Diesen Sarkasmus, diese indirekten Anspielungen. Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, und das ist wahrscheinlich der wahre Grund, weshalb du nicht gleich zurückgerufen hast, aber«
    »Du gehst weg, und ich bin plötzlich der Böse?«, sagte ich.
    »Ja, der wahre Grund, warum wir uns verpasst haben, war der, dass ich nicht in der Verfassung war, mit irgendjemandem zu reden. Es ist nicht Wut, ich hab mich bloß auf einmal so… leer gefühlt. Danach habe ich versucht, dich anzurufen, aber wie du schon sagtest, du warst sehr beschäftigt. Ich bin nicht wütend. Ich… Tu, was du tun musst.«
    »Willst du, dass ich aussteige?«
    »Nein, das würdest du mir nie verzeihen.«
    »Ich will bleiben.«
    »Dann bleib.«
    »Ach, Alex…«
    »Ich werde versuchen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen«, sagte ich.
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Das würde mir wohl sowieso niemand abnehmen. Ich war noch nie ein Showtalent, ich würde wohl nicht besonders gut zu deinen neuen Freunden passen.«
    »Alex, bitte… ach, Mist, bleib dran! Ich werde gerufen, irgendwas läuft gerade schief, verdammt, ich will nicht so auflegen«
    »Tu, was du tun musst«, sagte ich.
    »Ich ruf dich später noch mal an, Ich liebe dich, Alex.«
    »Liebdichauch.« Klick.
    Gute Arbeit, Delazuare. Haben wir dich dafür Psychotherapie studieren lassen? Ich schloss die Augen, bemühte mich, meinen Kopf von allen Gedanken zu leeren, und füllte ihn dann mit erinnerten Schnappschüssen. Endlich fand ich das Bild, das ich wollte, und

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