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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Strickmodell. Hatte er sich vielleicht so zurechtgemacht, um für den Posten eines Showmasters vorzusprechen? Er rückte noch näher an Milo heran. Sagte etwas. Milo drehte sich um und antwortete. Smiley nickte. Milo nahm seinen Hotdog und kam an den Tisch zurück.
    »Freundlicher Zeitgenosse, wie?«, fragte ich.
    »Wer?«
    »Der Typ hinter dir. Er grinst schon, seit er aus seinem Jeep ausgestiegen ist.«
    »Und?«
    »Worüber lächelt er denn so?«
    Milo ließ seine eigenen Mundwinkel ein Stückchen nach oben gleiten. Doch seine Augen wanderten wieder zum Tresen, wo der lächelnde Mann jetzt mit der Verkäuferin redete. »Stört dich irgendwas an ihm?«
    »Er stand so dicht hinter dir, dass er dein Rasierwasser riechen konnte.«
    »Wenn ich welches benutzt hätte«, entgegnete er, beobachtete jedoch weiter, was sich am Tresen tat. Schließlich lehnte er sich zurück und biss in seinen dritten Chili-Hotdog. »Geht doch nichts über gesunde Ernährung.« Er warf einen Blick auf meine halb aufgegessene Wurst. »Was macht deine Magersucht?«
    »Nur so aus Interesse, was hat er denn zu dir gesagt?«
    »O Mann…« Er schüttelte den Kopf. »Er wollte wissen, was ich empfehlen kann, okay? Ich hab ihm gesagt, dass ich alles mag, wo Chili drin ist. Klingt nach einer Riesenverschwörung, was?«
    Ich lächelte. »Oder nach einem Flirt.«
    »Redest du von mir?«
    »Von ihm.«
    »Ach ja, klar, ich werde ja permanent von fremden Männern angemacht. Das ist mein unwiderstehlicher Charme, du weißt schon.«
    Aber dennoch riskierte er noch einen Blick zum Tresen, wo Smiley immer noch mit dem Mädchen plauderte, während er seinen Hotdog bezahlte. Einfach, ohne Chili. Er setzte sich an den Tisch, der unserem am nächsten stand, breitete eine Serviette über seinen Schoß, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, strahlte Milo an und sagte: »Hab mich vor dem Chili gedrückt.«
    »Selber schuld.«
    Smiley lachte. Zupfte sein Revers zurecht. Biss in seinen Hotdog, ein zaghaft kleiner Bissen, der die Form des Brötchens nicht merklich veränderte.
    Ich murmelte: »Ja, ja, der unwiderstehliche Charme.« Milo sagte: »Es reicht«, und wischte sich den Mund ab.
    Smiley knabberte weiter ohne sichtbaren Effekt an seinem Hotdog herum. Tupfte sich das Kinn ab, zeigte seine Beißerchen, unternahm mehrere Versuche, Milos Blicke auf sich zu lenken. Milo manövrierte seine Pfunde in eine neue Position und starrte auf den Fußboden.
    Smiley sagte: »Das sind ja wirklich Riesenportione n.« Ich hatte alle Mühe, nicht loszuprusten.
    Milo stieß mich an. »Gehen wir.«
    Wir standen auf. Smiley sagte: »Schönen Tag noch.«
    Als wir beim Wagen angekommen waren, stand er auf und kam auf uns zugetrabt. In der einen Hand hielt er das Brötchen, mit der anderen winkte er.
    »Was soll der Scheiß?«, murmelte Milo, und seine Hand fuhr unter seine Jacke.
    Smiley griff in seine eigene Jacke, und urplötzlich hatte Milo sich zwischen dem Fremden und mir postiert. Eine menschliche Schutzmauer von gewaltigen Dimensionen - die Anspannung ließ ihn noch größer wirken. Dann entspannte er sich. Smiley winkte immer noch, aber der Gegenstand, den er in der Hand hielt, war klein und weiß. Eine Visitenkarte.
    »Entschuldigen Sie meine Dreistigkeit, aber ich… hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie wollen.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Milo.
    Smileys Lächeln verwandelte sich in eine verstörende, zähnefletschende Grimasse. »Man kann ja nie wissen.«
    Er wedelte mit der Karte. Milo stand reglos da.
    »Na schön«, sagte Smiley und legte die Karte auf die Motorhaube des Seville. Sein neues Gesicht war ernst, entschlossen, verschlagen. Er trabte davon, warf den Hotdog in einen Abfalleimer, stieg in den Jeep und brauste davon, während Milo hastig seine Nummer notierte. Milo nahm die Karte von der Motorhaube, las sie und reichte sie an mich weiter.
    Gebrochen weißes Pergament, das sich ein wenig fettig anfühlte, Prägebuchstaben.
    Paris M. Bartlett Gesundheitsreferent Darunter eine Handynummer.
    »›Man kann ja nie wissen‹«, wiederholte Milo.
    »Gesundheitsreferent. Sehe ich etwa krank aus?«
    »Abgesehen von den Flecken auf deinem Hemd, scheint dir absolut nichts zu fehlen.«
    »Gesundheitsreferent«, sagte er ein weiteres Mal. »Klingt wie irgendwas aus der Aids-Industrie.« Er nahm sein Handy aus der Tasche und tippte Paris Bartletts Nummer ein. Runzelte die Stirn. »Nummer nicht vergeben. Was, zum

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