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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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geraten sollte, oder falls man es je zu ihm zurückverfolgen würde, könnte er immer noch leugnen, etwas damit zu tun zu haben. Er hat auch mit allen Mitteln dafür gesorgt, dass ma n es nicht mit ihm in Verbindung bringen würde, es sind keine Fingerabdrücke darauf. Außer dir würde sich wahrscheinlich niemand daran erinnern, dass sein Hobby die Fotografie war, und so den Bezug herstellen. Vielleicht hatte er ursprünglich geplant, dir das Album selbst zu schicken, hat es sich dann aber anders überlegt und einen Mittelsmann eingeschaltet, als zusätzliches Sicherheitspolster.«
    Er musterte das Foto des Schwarzen. Blätterte zu dem Lastzug-Albtraum zurück, wandte sich dann wieder Janie zu. Dann wiederholte er den ganzen Vorgang.
    »Stellvertreter für Willie und Caroline… das ist einfach zu abgefahren.«
    Ich deutete auf die Leiche des Schwarzen. »Wie alt schätzt du ihn?«
    Er kniff die Augen zusammen und studierte das aschfahle Gesicht. »Anfang Vierzig.«
    »Wenn Willie Burns noch am Leben wäre, dann wäre er heute dreiundvierzig. Das bedeutet, dass Schwinn den Toten als Stellvertreter für Willie im Hier und Jetzt ansah. Beide Fotos sind verblasst, vermutlich Jahrzehnte alt. Aber Schwinn hat sie zur Gegenwart hin orientiert. Was bedeutet, dass er das Album erst vor relativ kurzer Zeit fertig gestellt hat und wollte, dass du dich auf die Gegenwart konzentrierst.«
    Milo rollte das leere Whiskeyglas zwischen den Handflächen.
    »Der alte Sack war ein guter Detective. Wenn das Department ihn geschasst hat, weil irgendjemand sein Wissen über Janie fürchtete, dann heißt das, dass sie sich wegen mir keine Sorgen gemacht haben.«
    »Du warst ja noch ein Anfänger«
    »Ich war der blöde Arsch, bei dem sie sich sicher sein konnten, dass er einfach alle Befehle befolgen würde. Und rate mal, was ich gemacht habe?« Er lachte.
    »Es liegt nahe, dass Schwinn sich in seinem Verdacht bestätigt fühlte, als er erfuhr, dass er gezwungen worden war, den Dienst zu quittieren, du aber nicht. Vielleicht dachte er, du hättest bei seiner Entlassung die Finger mit im Spiel gehabt. Deshalb hat er dir auch all die Jahre über nicht verraten, was er über Janie in Erfahrung gebracht hatte.«
    »Und dann hat er es sich doch anders überlegt.«
    »Er hat seine Bewunderung für dich entdeckt. Hat es Marge erzählt.«
    »Mr. Gelassenheit«, sagte er. »Also, er spannt seine Freundin oder irgendeinen abgetakelten Cop als Mittler ein. Aber warum hat diese Person, wer immer es war, sich bis sieben Monate nach Schwinns Tod Zeit gelassen?«
    Darauf wusste ich keine Antwort. Milo versuchte auf und ab zu gehen, aber in der engen Waschküche kam er nur zwei Schritte weit.
    Er sagte: »Und dann fällt der Kerl vom Pferd.«
    »Ein Pferd, bei dem die gute Marge keine Bedenken hatte, Schwinn damit allein in die Berge reiten zu lassen. Aber Akhbar hat trotzdem gescheut. Marge sagte, irgendetwas hätte ihn erschreckt. Vielleicht war es ja irgendjemand.«
    Er starrte an mir vorbei, ging wieder in die Küche, spülte das Whiskeyglas aus, kam wieder zurück und betrachtete das Album mit finsterer Miene. »Nichts spricht dafür, dass Schwinns Tod kein Unfall war.«
    »Gar nichts.«
    Er drückte mit den Handflächen gegen die Wand, als wollte er sie mit aller Gewalt umstürzen.
    »Schweine«, sagte er. »Wer?«
    »Alle.«
    Wir setzten uns in sein Wohnzimmer, zermarterten uns beide schweigend das Gehirn, doch weder ihm noch mir kamen irgendwelche brillanten Ideen. Wenn er genauso erschöpft war wie ich, dann brauchte er dringend eine Pause.
    Das Telefon klingelte. Er riss den Hörer von der Gabel. »Am Apparat… was? Wer, ja, eine Woche. Ja… hab ich gemacht… richtig. Wie bitte? Ja, hab ich Ihnen doch gerade gesagt. Sonst noch was? Okay, alles klar. He, warten Sie mal, warum geben Sie mir nicht einfach Ihren Namen und Ihre Durchwahl, dann kann ich…«
    Der Gesprächspartner legte auf. Milo hielt den Hörer in der ausgestreckten Hand und biss sich auf die Unterlippe.
    »Wer war das?«, fragte ich.
    »Ein Typ, der behauptete, er sei von der Personalabteilung Downtown und wolle nachfrage n, ob ich tatsächlich Urlaub genommen hätte, und wenn ja, wann ich wiederzukommen gedächte. Ich habe ihm gesagt, ich hätte alle Formulare ausgefüllt.«
    »Er behauptete, von der Personalabteilung zu sein?«
    »Ich habe es noch nie erlebt, dass das Department solche Anrufe macht. Und als ich ihn nach seinem Namen gefragt habe, hat er aufgelegt. Er hat sich

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