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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Befreiung von diesem Leben. Ein reines Gewissen. Sie würde von all diesem Übel nichts mehr wissen. In derselben glückseligen Unwissenheit leben wie ihre Mutter.
    Und dabei geschützt sein vor ihnen.
    Die Abkapselung von dem Wissen um die Existenz der Untoten.
    Victorias Herz schlug schneller. Ihre Hände bewegten sich, verschwanden in der Tasche. Der Ledereinband des Buches fühlte sich rau an, die Bindung rissig. Die Seiten knisterten, als sie sie berührte.
    »Geben Sie mir das Buch.« Lilith stand ganz nahe, aber sie wagte es nicht, danach zu greifen, bevor Victoria es ihr gab. Aus freien Stücken.
    Victoria konnte ihre Aufregung spüren, ihre Gier nach den gebundenen Seiten.
    Was tauschte sie da ein? Ihr Leben, Phillips Leben - gegen ein Buch.
    Ein Buch, das vielleicht große Macht besaß. Vielleicht aber auch nicht.
    »Treten Sie zurück«, befahl Victoria. Ihre Entscheidung war gefallen. »Ich stimme dem Handel zu.«

Kapitel 27
    Ein höchst gelegen kommendes Seilende
    Nachdem Lilith sich von ihm entfernt und ihre ganze, machtvolle Konzentration auf Victoria gerichtet hatte, gelang es Max endlich, wieder gleichmäßig zu atmen. Sein Hals pochte und brannte, aber er wusste aus Erfahrung, dass es schlimmer hätte kommen können.
    Viel schlimmer.
    Warmes Blut rann über seine Haut. Mit zitternden Armen stemmte er sich hoch und kämpfte sich auf die Füße, wobei er dem Wächter, der die Dreistigkeit besaß, auf ihn zuzukommen, einen finsteren Blick zuwarf. Niemand würde es wagen, sich an Liliths Eigentum zu vergreifen, was ihn auf gewisse Weise schützte.
    Rockley war zu einem Untoten geworden. Max hatte das schon befürchtet, war sich jedoch nicht sicher gewesen - bis jetzt, als er sah, wie Rockley seine Ehefrau mit ungezügelter Gier anstarrte. Auf Liliths Befehl hin würde er Victorias Blut trinken, bis sie starb - oder Schlimmeres. Aber nicht, bevor er von seiner Herrin die Erlaubnis bekam. Sie hatte ihm nicht nur gestattet, von ihrem eigenen Blut zu trinken, sondern sie hielt ihn außerdem hin, um sich seiner vollständigen Ergebenheit zu versichern.
    Max fasste an seine vis bulla , schloss die Augen, nahm ihre Macht in sich auf und ließ Liliths Niedertracht aus seinen Poren
sickern. Sie mussten einen Weg finden, mitsamt dem Buch von diesem Ort zu fliehen. Für Rockley gab es keine Hoffnung mehr.
    Dann hörte er Victoria sprechen. »Treten Sie zurück. Ich stimme dem Handel zu.«
    Was?
    Sie wollte Lilith das Buch überlassen? Und alles zunichte machen, wofür sie gekämpft hatten?
    Nein!
    Er versuchte, die Stufen der Estrade hinunterzulaufen, und wurde von den Schwertern zweier Imperialvampire abgeblockt.
    Victoria hatte ihn bemerkt; sie sah ihn an. Durchdringend. Dann schweifte ihr Blick zu seiner Linken, zuckte nach oben und nach unten. Zurück zu der Tasche, die vor ihrer Schulter hing. Sie tastete mit einer Hand darin herum; die andere hing seitlich neben ihrer locker sitzenden weißen Hose herab.
    Sie war in Kampfmontur. Ihr schwarzes Haar war streng nach hinten gekämmt und im Nacken zu einem Knoten gezwirbelt, sodass ihre Augen groß und dunkel in einem Gesicht schimmerten, das die Farbe des Lebens hatte, nicht die des Todes. Trotz Liliths leuchtendem Haar war Victoria diejenige, die strahlte.
    Max atmete tief ein, konzentrierte sich. Zu seiner Linken stand die große, flache Feuerschale auf ihren metallenen Füßen. Daneben befand sich ein Holzstoß, die Scheite viel zu dick, um als Pflöcke zu taugen. Aber das Feuer selbst …
    »Treten Sie zurück«, wiederholte Victoria, und plötzlich verstand Max den Grund. Sie hielt eine Pistole in der Hand. Das war hilfreich.

    Lilith tat, wie ihr geheißen, wirkte jedoch nicht überrascht. »Sie haben sie Ihrem Mann weggenommen. Es ist keine Kugel darin, die mich verletzen könnte. Sie sind die Einzige, der von einer solchen Waffe Gefahr droht.« Dann wandte sie sich zu Max um, der noch immer von zwei überkreuzten Schwertern in Schach gehalten wurde. »Und ihm natürlich.« Ihre Brauen schossen nach oben, und sie schenkte ihm ein sengendes Lächeln. »Aber vielleicht möchten Sie ja mögliche Zeugen Ihres Sinneswandels eliminieren.«
    Victoria hob die Waffe und richtete sie auf Max. Es war schon eine Weile her, dass er sich zuletzt auf der falschen Seite eines Pistolenlaufs befunden hatte, und er merkte jetzt, dass er es kein bisschen vermisst hatte. Die Imperialvampire ließen sogar die Schwerter sinken, so, als wollten sie Victoria freie Schussbahn

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