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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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sein würde, die dazu angetan war, seine Aufmerksamkeit von ihr auf ihre Tochter zu lenken. »Miss Grantworth«, begrüßte er sie mit einer Verbeugung und einem leisen Lächeln. »Ich stelle fest, dass mich noch immer derselbe Durst plagt wie letzte Nacht. Hätten Sie Lust, mir auf ein Glas Limonade Gesellschaft zu leisten?«
    Als sie nun von ihrem roten Samtstuhl aus zu ihm hochblickte, spürte Victoria, wie ein Lächeln der Erleichterung ihre Gesichtszüge entspannte. Er sah sie an, als wären sie alte Freunde... vielleicht sogar mehr als das. Als er ihr seine Hand anbot, ergriff sie sie, und er zog sie hoch. Der Stoff ihrer Handschuhe rieb gegeneinander, aber sie war sicher, dass das nicht der einzige Grund war, weshalb sich ihre Hand plötzlich warm anfühlte. »Ich bin furchtbar durstig«, erwiderte sie und legte die Hand auf seinen Arm. Es fühlte sich gut an, so als gehörte sie genau dorthin. »Limonade klingt ganz ausgezeichnet, Lord Rockley.«
    Darum zu bitten, dass man sie entschuldigte, erübrigte sich; Lady Melly schob sie geradezu weg und drehte sich dann um, um mit einer Bekannten zu sprechen.
    Victoria, die fühlte, wie ihr vor Verlegenheit das Blut in die
Wangen stieg, sah zu Rockley hoch und sagte: »Es ist kein Geheimnis, was meine Mutter von Ihrem Durst hält. Tatsächlich fürchte ich, sie würde Sie auch in die Wüste schicken, nur um ganz sicherzugehen, dass er nicht gestillt wird.«
    »Gut möglich. Ich fürchtete bereits, dass sie aufstehen und mich zu Ihnen hinüberzerren würde, wenn ich meinen Weg nicht schnell genug selbst finde.«
    Victoria stieß gegen seinen Arm, als er sie sanft um eine Ecke dirigierte, um den anderen aus dem Ballsaal zu folgen. Sie blickte zu ihm hoch, und in ihren Zügen brannte heiße Demütigung. »Ach du liebe Zeit... ich habe das doch nur im Scherz gesagt, Lord Rockley! Meine Mutter benimmt sich wirklich wie eine bissige Bulldogge. Ich werde sie augenblicklich zur Räson rufen …«
    »Miss Grantworth, ich habe ebenfalls nur gescherzt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich nicht nur das Glück habe, Sie zwei Abende hintereinander zu sehen, sondern dass es mir außerdem auch noch gelungen ist, quer durch die Menschenmenge an Ihre Seite zu kommen, bevor irgendein anderer Ihrer Verehrer Sie erreicht hat.«
    Er sprach leichthin, aber als sie durch den Eingang des Speisesaals traten, las sie etwas anderes in seinen Augen. Er sah sie unter seinen schweren Lidern, die einen anderen Mann träge oder unbekümmert hätten wirken lassen, mit solcher Intensität an, dass sie sich einer Ohnmacht nahe fühlte, beinahe so benommen wie am Vorabend, kurz bevor der Vampir sie gebissen hatte.
    Bei diesem Gedanken griff Victoria rasch nach oben zu der Locke, die ihr auf die Schulter hing, um sich zu vergewissern, dass sie noch immer die vier roten Male verdeckte. Mit nervösen
Fingern zog sie sie lang, dann ließ sie sie sanft wieder in ihre verhüllende Korkenzieherform springen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er ihr eine Frage gestellt hatte. Und auf eine Antwort wartete.
    »Zu viele, um sie zu zählen, Miss Grantworth?« Seine Stimme klang ruhig, aber trotz des steigenden Lärmpegels durch die anderen Konzertbesucher nahm sie den veränderten Tonfall wahr. »Offensichtlich hätte ich meinem Verlangen, heute das Tattersall’s zu besuchen, widerstehen und stattdessen Grantworth House mit meiner Anwesenheit beehren sollen.«
    »Meine Mutter und ich hätten Sie auf das Liebenswürdigste empfangen, wenn Sie beschlossen hätten, uns Ihre Aufwartung zu machen.«
    »Ich weiß, dass das auf Ihre Mutter zutrifft, doch fürchte ich, dass die Sache komplizierter ist. Sie haben mir recht freimütig erklärt, dass Sie keine Eile haben, sich zu vermählen, und obgleich ich das erfrischend - und ein wenig entmutigend - finde, wüsste ich gern genauer, wie schwierig es für einen Gentleman wäre, Sie auf diesen Weg zu führen.« Sie waren neben einer Gruppe von Gästen stehen geblieben, die die Tische mit Essen und Getränken umringten. Drei Dutzend Menschen drängten sich hier, aber trotzdem hatte Victoria, als sie zu Lord Rockley hochsah, das Gefühl, allein mit ihm zu sein.
    Er hatte, während sie gegangen waren, ihr Handgelenk fest an seinen Körper geschmiegt gehalten, aber als er sich nun zu ihr umdrehte, den Rücken dem Saal zugekehrt, so als wollte er sie vor dem Gedränge abschirmen, glitt es herunter.
    Über Victorias Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln. »Lord

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