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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Stück von zehn. Mehr als die Hälfte geschafft. Aber... sie sah sich die Liste genauer an. Jedes der verbliebenen Stücke bestand aus vier Sätzen, anstelle von drei.
    Victoria schloss die Augen, dann öffnete sie sie wieder. Sie sah auf das Programm hinunter, zählte noch einmal nach und erkannte, dass sie sich tatsächlich nicht geirrt hatte.
    Vampire schienen sich gern bei gesellschaftlichen Anlässen zu zeigen; warum konnte nicht wenigstens einer das Hauskonzert der Straithwaites heimsuchen?
    Es bestand kein Zweifel, dass die Musik wunderschön war; und dazu noch überaus elegant präsentiert. Die vier Töchter waren bezaubernd anzusehen, jede von ihnen in eine andere Schattierung von Blau gekleidet: Eisblau, Taubenblau, Kornblumenblau und Saphirblau. Aber man konnte einfach nur für eine gewisse Weile einem trillernden Piano, einer singenden Violine
oder Viola und einem Cello lauschen, ohne das Bedürfnis zu verspüren, aufzustehen und herumzugehen. Oder einen Vampir zu pfählen.
    Die Enttäuschung ließ sie einen weiteren Blick in das Programmheft werfen, wie um die musikalischen Schwestern durch reine Willenkraft dazu zu bringen, endlich mit Mozarts Klavierkonzert in d-Moll zu beginnen, dem letzten Stück auf der Liste.
    In diesem Moment fühlte Victoria einen Lufthauch in ihrem Nacken. Er war kühl. Alle Schläfrigkeit und Langeweile wie fortgewischt, setzte sie sich kerzengerade in ihrem Stuhl auf. Na endlich. Nun hatte sie etwas, um sich abzulenken!
    Sie versuchte, sich umzusehen, ohne dass es auffiel. Dann bemerkte sie, dass die Kälte verschwunden war, und erkannte, dass die Bewegung der Luft von der leisen Brise stammte, die durch ein Fenster, das zu öffnen jemand die Geistesgegenwart besessen hatte, hereinwehte.
    Victoria saß ganz still und wartete ab, während sie langsam und gleichmäßig atmete, um ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Barometer ihres Nackens zu konzentrieren. Ganz bestimmt hatte sie dort Kälte gespürt. Es war nicht nur der Luftzug.
    Aber nichts geschah.
    Als die Straithwaite-Schwestern dann endlich mit dem letzten Programmpunkt begannen, spürte Victoria hinter sich eine Veränderung - so als ob jemand sie beobachtete. Die Härchen in ihrem Nacken begannen zu kribbeln und sandten einen Schauder über ihre Arme.
    Es war kein Vampir, nein. Das war es nicht, was sie wahrnahm. Das Gefühl war nicht unbehaglich. Es war …

    Victoria ließ absichtlich ihr Programm fallen, dann bückte sie sich danach, ohne auf den missbilligenden Blick ihrer Mutter zu achten, und drehte sich dabei nach hinten um.
    Es war Rockley, der im rückwärtigen Teil des Saals stand - offensichtlich ein später - sehr später - Besucher des Konzerts. Victoria wusste nicht, ob sie sich ärgern sollte, dass er nicht das ganze Programm hatte durchleiden müssen, oder freuen, dass er gekommen war. Aber natürlich gab es keinen Grund anzunehmen, dass er ihretwegen hier war.
    Victoria betrachtete die drei unverheirateten Straithwaite-Schwestern nun mit anderen Augen. War er hier, um einer von ihnen den Hof zu machen? Sie waren alle drei sehr schön, wenngleich die jüngste mit ihren erst sechzehn Jahren noch recht kindlich schien, um schon ihr Debüt zu geben. Und sie waren reich - wesentlich reicher als Victoria.
    Jetzt war sie nicht nur gelangweilt, sondern auch noch verärgert.
    Dann endlich verklang das letzte Stück des Konzerts. Die Streicherinnen zogen ihre Bögen ein letztes Mal über die Saiten. Die Pianistin schob ihre Bank zurück und stand auf, um sich zu einem perfekt einstudierten Knicks zu ihren Schwestern zu gesellen.
    Alle applaudierten, bevor sie sich schließlich von ihren Plätzen erhoben. Victoria nahm an, dass sie froh waren, dass das Konzert zu Ende war.Aber als sie selbst aufstehen wollte, griff Lady Melly nach ihrem Arm und zog sie wieder auf ihren Stuhl.
    »Rockley ist hier«, zischte sie ihr ins Ohr.
    »Ich weiß, Mutter.«
    »Er kommt gerade in unsere Richtung, Victoria. Bleib sitzen. Ich bin sicher, dass er zu uns will.«

    Aber was, wenn nicht?
    Dann... »Lady Grantworth«, ertönte seine angenehme Stimme in ihrem Rücken. Sie klang warm und vertraut und sandte ihr einen wohligen Schauder über den Rücken. »Wie bezaubernd Sie heute Abend wieder aussehen. Ich nehme an, Sie haben das Konzert genossen?«
    Dann stand er plötzlich vor ihr, eingezwängt in den schmalen Gang zwischen den Stuhlreihen. Victoria hörte die Antwort ihrer Mutter auf seine Frage nicht; sie vermutete, dass es eine

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