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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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überprüfte sie ihren Hut, um sich zu vergewissern, dass keine verräterische Locke entschlüpft war.
    Obwohl es eine wolkenverhangene Nacht war, lag die Straße dank der vereinzelten Gaslampen, die vor einigen der Schenken baumelten, nicht in völliger Dunkelheit. Victoria benutzte ihren tödlichen Spazierstock, um sich abzustützen, als sie aus der Droschke stieg. Anschließend ging sie zu Barth, um ihn zu instruieren. »Warte hier, ganz gleich, was geschieht.«
    »Wo befindet sich der Silberkelch?«, fragte sie dann, während ihr zum ersten Mal auffiel, dass das ein seltsamer Name war für ein Etablissement, in dem sich Vampire trafen.

    »Da runter.« Barth gestikulierte mit einem zittrigen Finger, während er mit der anderen Hand sein Kruzifix umklammerte.
    Victoria drehte sich zu Verbena um, die gerade aus der Droschke stolperte und dabei gegen sie rempelte. »Ich sehe da nur ein ausgebranntes Gebäude.«
    »Da runter , direkt dahinter.«
    Victoria trat näher und entdeckte, was er meinte: eine Öffnung von der Breite zweier Türen, die hinter dem Fundament des abgebrannten Hauses kaum erkennbar war.Als sie sich darauf zubewegte, versetzte ihr von hinten jemand einen derart heftigen Stoß, dass sie fast gestürzt wäre. Mit erhobenem Spazierstock fuhr sie herum und sah, wie Verbena vor drei bedrohlichen Gestalten zurückwich. Der Mund ihrer Zofe war zu einem stummen Schrei aufgerissen, und Victoria hatte Mühe, eine ähnliche Reaktion zu unterdrücken und sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie nicht wehrlos war. Sie war ein Venator.
    »Was ham denn wohl zwei so rausgeputzte junge Herrn in diesem Teil der Stadt verlorn, frag ich mich«, sagte einer der drei Männer. Gold glitzerte in seinem Mund, und er musterte sie mit einem eindeutig lüsternen Grinsen. Dann sah Victoria, wie etwas Silbernes in seiner Hand aufblitzte.
    Die drei Kerle, die sie umringten, standen so nahe, dass Victoria die Ausdünstungen von Alkohol und andere unerfreuliche Gerüche in die Nase stiegen. Jeder von ihnen trug schwarze Kleidung, die zwar nicht sehr sauber war, trotzdem aber in recht gutem Zustand zu sein schien. Sie waren keine Vampire; Vampire benötigten keine Messer. Ein Pflock mochte diese drei Sterblichen nicht abschrecken, aber Victoria wusste, dass sie stärker war als sie. Trotzdem... ihre Handflächen wurden feucht.
Sie hatte nicht daran gedacht, eine ganz normale Art von Waffe mitzubringen.
    »Ich meine gehört zu haben, dass die jungen Herrn nach dem Silberkelch suchen«, erwiderte sein Gefährte, so als wären Victoria und Verbena nichts weiter als unbeteiligte Zuhörer ihrer Unterhaltung.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte sie und bemühte sich, mit tiefer Stimme sprechen. »Wir machen uns jetzt auf den Weg dorthin.« Verbena rempelte sie wieder an, und Victoria unterdrückte das Bedürfnis, zurückzurempeln. Sie konnte jetzt keine Zofe gebrauchen, die sich an sie klammerte und sie aus dem Gleichgewicht brachte, während sie sich vielleicht in Kampfstellung bringen musste.
    »Man kann da nich rein ohne Einladung«, sagte nun der dritte Mann. Er hätte schon vor mindestens drei Wochen eine Rasur nötig gehabt, und seine Stirn und seine Wangen glänzten fettig und verschwitzt im Dämmerlicht. »Wenn ihr zwei Hübschen mit uns kommt, werden wir euch gern zu einer verhelfen.«
    »Gegen eine Gebühr, nehme ich an«, erwiderte Victoria. Verbena stieß sie wieder an, und Victoria war kurz davor, sie anzubrüllen, als sie etwas Kaltes und Schweres neben ihrer Hand spürte und begriff, warum das Mädchen so nahe stand. Sie schloss die Finger darum. Eine Pistole.
    Victoria machte eine Bewegung, und plötzlich zeigte die Pistole auf den Mann, der ihnen am nächsten stand. Sie war ruhig, ihr Atem ging gleichmäßig, doch ihre Finger zitterten. »Ich denke nicht, dass wir Ihnen heute Abend irgendetwas zahlen werden, Gentlemen. Nun verschwinden Sie, bevor mein Zeigefinger noch nervöser wird.«

    Obwohl Eustacia ihr im Zuge ihrer Ausbildung nie beigebracht hatte, eine Pistole zu bedienen, wusste Victoria, wie sie damit umgehen musste. Sie hatte anderen dabei zugesehen. Man musste nur den Abzug betätigen, und das Ding würde eine Kugel ausspucken. Ob sie tatsächlich jemanden treffen würde, war eine andere Sache; allerdings stand das Gaunertrio so nahe, dass sie sich darum eigentlich keine Sorgen machte.
    Vorausgesetzt natürlich, dass Verbena sie geladen hatte.
    Die Männer schienen ihre Drohung offensichtlich ernst zu nehmen,

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