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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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dass sie die Bar betreten und einen Sitzplatz gefunden hatten, ohne auch nur einen einzigen neugierigen Blick auf sich zu ziehen.
    Damit war eine der Fragen beantwortet, die Victoria ihrer Tante noch hatte stellen wollen: Konnten Vampire die Gegenwart eines Venators wittern? Die Antwort lautete offensichtlich nein.
    Jetzt, da sie im Silberkelch saßen, umgeben von Vampiren, die wahrscheinlich von dem Buch des Antwartha wussten, wurde ihr klar, dass sie nicht weiter als bis zu dieser Stelle geplant hatte. Vielleicht hatte sie nie wirklich daran geglaubt, dass sie es tatsächlich bis hierher schaffen würde. Aber das hatte sie... und sie musste handeln, bevor Verbena vor Angst ohnmächtig würde.
    Wie es schien, waren sie doch nicht gänzlich unbemerkt geblieben, denn kaum hatten sie Platz genommen - es war viel einfacher, beim Hinsetzen die Rockschöße eines Mantels zu lüften, als anmutig die Falten eines Kleides auszubreiten -, als eine Kellnerin sich mit den Ellbogen den Weg zu ihnen bahnte.
    »Was solls’n sein.« Es war nicht wirklich eine Frage, vielmehr eine gelangweilte, ungeduldige Feststellung.
    Um eine Antwort verlegen, sah Victoria Verbena an. Da sie ihren Pompadour zu Hause gelassen hatte, hatte sie kein Geld bei sich.
    »Zwei Bier«, erwiderte Verbena unverzüglich. Sie knallte zwei Münzen auf den klebrigen Tisch und verzog die Mundwinkel zu einem stolzen Grinsen.
    Victoria sah sie an. Das war nun schon das zweite Mal in dieser Nacht, dass Verbena ihr, einem Venator, zu Hilfe kam. Vielleicht hatte Victoria die Entscheidung, das Abenteuer allein zu wagen, doch ein wenig voreilig getroffen.

    Aber da der Form nun Genüge getan war, konnte Victoria sich ihren nächsten Schritt überlegen. Sie würde Tante Eustacia ihre Fähigkeiten beweisen, und dem mürrischen Max, und der heimatlosen Wayren, die Max mit solch großen, blauen Augen angesehen hatte, dass Victoria sich ein Lachen hatte verbeißen müssen. Es war einfach ungeheuerlich, dass ausgerechnet er ihr vorgehalten hatte, sich von ihrer Mission ablenken zu lassen.
    Wie sich herausstellte, musste Victoria sich keinen nächsten Schritt überlegen, da sie, kaum dass sie damit fertig war, das Lokal und seine Gäste unter die Lupe zu nehmen, aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm und sich gleich darauf ein Mann zu ihr und Verbena an den Tisch gesellte.
    Zuerst dachte sie, es sei Max.
    Aber nein. Nicht Max. Nein, dieser Gentleman war auf gar keinen Fall Max.
    »Guten Abend, meine Herren.«
    Die wohlklingende, von einem Pariser Akzent gefärbte Stimme gehörte einem gut aussehenden Mann, der sie sofort an eine faszinierende Mischung aus Gold und Bronze denken ließ - von seiner gebräunten Haut, den bernsteinfarbenen Augen und dem goldbraunen Haar mit den blonden Spitzen bis hin zu seiner schokoladenfarbenen Weste und der rehbraunen Hose, die unverkennbar von einem Schneider mit einigem Talent angefertigt worden waren.
    Er saß neben Victoria, und das so nah, dass sie sich fragte, ob Männer in ihren Privatclubs üblicherweise so eng zusammensa ßen. Sein Bein berührte ihres unter dem Tisch, was ihr Unbehagen bereitete. Trotzdem zog sie es nicht weg.
    Sie bemühte sich, ihre Stimme seinem Tenor anzupassen, als
sie antwortete: »Guten Abend, Sir.« Wenn Männer unter sich waren, mussten sie sich dann einander vorstellen, bevor sie sich unterhielten? Oder nahmen sie sich einfach die Freiheit, ohne derartige Formalitäten miteinander zu sprechen?
    »Sie scheinen das erste Mal im Silberkelch zu sein. Da er so schwierig zu finden ist, genießen wir nicht oft das Vergnügen, neue Gesichter zu sehen. Sind Sie aus irgendeinem bestimmten Grund hier?«
    Wollte er ihnen eine Warnung zukommen lassen, oder versuchte er nur, freundlich zu sein? Victoria wusste nicht, wie sie angemessen antworten sollte, deshalb entschied sie sich für den direkten Weg. Je schneller sie herausfand, ob die Schenke ihr weiterhelfen würde, desto eher konnte sie Verbena nach Grantworth House zurückbringen. »Wir sind auf der Suche nach einer Information.«
    In diesem Moment kehrte die Bedienung zurück und knallte zwei Blechkrüge vor sie hin. Das Bier schwappte auf den Tisch und ergoss sich über das Handgelenk und die Manschetten des Mannes. »Verdammt, Berthy, kannst du nicht ein bisschen aufpassen? Das ist Alençon-Spitze!«
    »Sie sollten so feine Sachen auch nicht an’nem Ort wie dem hier anhaben«, schnappte Berthy, dann zuckelte sie vor sich hin brummend davon.
    Der Mann zog

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