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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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einem Jahr einmal erwähnt hatte, war Victoria überrascht gewesen, dass es überhaupt ein solches Organ gab. Doch Eustacia hatte ihr erklärt, dass schließlich jemand dem Papst Bericht erstatten musste und sie außerdem eine
Möglichkeit brauchten, das Wissen der Venatoren über die Jahrhunderte zu verwalten und weiterzugeben. Sie mussten teilen können, was sie in Erfahrung brachten, und sie mussten sich versammeln können.
    Als Victoria jetzt hinter ihrer Tante die Treppe hinunterstieg, fühlte sie dieselbe Erneuerung von Energie, wie sie sie beim Betreten der Kirche empfunden hatte, und sie glaubte, nun auch den Grund zu kennen. Dies war das Zentrum der Venatoren, jener Ort, an dem Entscheidungen getroffen, wo die vis bullae geschmiedet und gesegnet wurden, wo ihre Führer sich trafen, beteten und diskutierten.
    »Jeder könnte hier eindringen«, flüsterte Victoria, die das Gefühl hatte, eine normale Tonlage wäre schlicht blasphemisch an diesem Ort. »Die Tür war nicht verschlossen.«
    Eustacia trat von der letzten Stufe auf den Steinboden, dann drehte sie sich zu ihr um. Ihre Augen funkelten dunkel und lebhaft im Schein der Laterne. »Nein, das war sie nicht. Aber hast du nicht die anderen in der Kirche gesehen? Es sind unsere Lehrer, unsere Komitatoren, jeder Einzelne von ihnen.«
    »Ich sah nur einen betenden Mann.«
    » Si , und zwei hinter ihm, neben der Tür, durch die du hereinkamst. Und noch einer in der Apsis gegenüber der Statue oberhalb dieser Treppe. Du hast sie nicht bemerkt, weil sie nicht bemerkt werden wollten, aber trotzdem waren sie da.« Als sie nun lächelte, zeigte ihr elegantes Gesicht zarte Falten um die Mundwinkel. »Wayren und Santo Quirinus haben dafür gesorgt, dass wir hier gut geschützt sind. Selbst wenn die Vampire oder die Tutela herausfinden sollten, dass diese winzige, schlichte Kirche zu unserem Konsilium führt, wären sie nicht in der Lage, die Schwelle zu übertreten. Die Türen sind mit Silber beschlagen
und mit Kruzifixen bestückt; mehrmals täglich wird alles mit Weihwasser besprenkelt. Und unsere Komitatoren sind, wenn auch keine Venatoren, so doch bestens gerüstet, um es mit jedem Eindringling aufzunehmen.«
    Victoria nickte und sah sich erwartungsvoll um. Ihre Handflächen kribbelten, als ihre Tante den dunklen Schleier ablegte, unter dem sie sich verborgen hatte. Sie glättete ihr schwarzes Haar, das zu einer mit Perlen und Smaragden durchwobenen Lockenfrisur hochgesteckt war, welche ihr ein königliches Aussehen verlieh. Als sie ihren schweren, schwarzen Mantel ablegte, kamen darunter ein prächtiges grünes Kleid und eine schmalärmelige, lange Pelerine aus waldgrünem Brokat zum Vorschein, der so dunkel war, dass er fast schon schwarz wirkte.
    In nur wenigen Augenblicken war Eustacia von einer gebeugten, andächtigen alten Frau zu einer eleganten, einflussreichen Matriarchin geworden.
    Ihr Anblick ließ Victoria ihre eigene Aufmachung in kläglicher Bestürzung betrachten. Zwar waren ihr Haar gemacht und ihre dichten, dunklen Locken zu einer hübschen Frisur aufgetürmt, doch fanden sich darin keine Edelsteine oder Perlen, nein, noch nicht einmal ein schlichtes Band. Allerdings hatte Verbena nur für den Notfall einen schlanken Pflock darin versteckt. Und auch Victorias Kleid war nichts weiter als ein einfaches Nachmittagsgewand aus blassgelber Seide mit einer schlichten, cremewei ßen Lage Spitze darüber.
    Sie kam sich vor wie ein kleines Mädchen, das noch immer eine Schürze trug.
    Eustacia raffte Schleier und Mantel zu einem Bündel zusammen, das sie auf einen kleinen Tisch am Fuß der Treppe legte. Aufrecht und würdevoll öffnete sie die Tür und trat hindurch.
    Victoria folgte ihr.
    Sie fand sich in einem riesigen Raum wieder, und ihr kam der Gedanke, dass so eine Kathedrale aussehen würde, wenn sie rund wäre. Die Wände und der Boden bestanden aus schwerem, glänzendem, schwarz-grauem Marmor. Der ganze Saal war von Säulen aus demselben Stein eingefasst, zwischen denen spitz zulaufende Arkaden zu kleineren Alkoven oder Türöffnungen führten. Durch einen dieser Bögen betraten Eustacia und Victoria nun den Saal.
    In seiner Mitte befand sich ein rundes Becken mit einem Springbrunnen. Der Raum dehnte sich so weit aus, dass Victoria nicht sehen konnte, was auf der anderen Seite des Brunnens lag. Überall waren Stühle und Tische, Bänke und Pulte verteilt, und obwohl der Raum unter der Erde lag, wurde er durch Laternen und Fackeln sehr gut

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