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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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wo sie mit den Fingern herumtastete, um einen Halt an dem Metall zu finden.
    Doch dann entdeckte sie etwas Besseres. Das Gusseisen war rau und verschnörkelt, und ihr Handrücken schrammte über eine Stelle, die ziemlich scharfkantig war. Wenn sie es schaffte, sich so zu positionieren, dass sie die Stricke an ihren Handgelenken gegen die Kante wetzen konnte ….
    Es dauerte eine lange Zeit. Ihre Arme schmerzten von ihrer unbequemen Haltung und all dem Ziehen; aber sie war nicht grundlos ein Venator. Dann endlich waren die Seile zerschlissen genug, dass sie sie zerreißen konnte.
    Victoria setzte sich auf, schüttelte ihre nun befreiten Arme aus, dann nahm sie sich die Fesseln an ihren Knöcheln vor. Kurz darauf sprang sie auf den Boden und rannte mitsamt dem Seil zum Fenster. Es war noch immer taghell - aber dem Stand der Sonne
nach bereits früher Nachmittag. Ihr blieben damit weniger als zwölf Stunden, um von wo auch immer sie gerade sein mochte zurück ins Opernhaus zu gelangen und Nedas zu töten.
    Sie könnte durch die Tür gehen und gegen die Vampire kämpfen; es würde ihr erhebliche Genugtuung bereiten, dem, der von ihrem Blut gekostet hatte, einen Pflock in die Brust zu rammen. Doch das würde Zeit kosten, außerdem bestand die Gefahr, dass man sie erneut gefangen nahm. Dieses Risiko war zwar nicht groß, aber dennoch vorhanden.
    Sie befand sich im vierten Stock, deshalb sollte Sebastians Seil nun endlich einen deutlich sinnvolleren Zweck erfüllen. Und wenn sie erst einmal draußen und auf dem Weg nach unten wäre, würden ihr die Vampire wegen des Sonnenlichts nicht folgen können.
    Und dann sah sie es: Die Silhouette des Petersdoms. Sie war noch immer in Rom! Endlich einmal eine gute Nachricht.
    Sie blickte nach unten, dann trat sie fluchend von dem Fenster zurück.Aber zu spät - Sebastian, der gerade aus einer Kutsche gestiegen war, hatte sie bemerkt. Er salutierte spöttisch, so als wollte er sagen: Netter Versuch , dann rannte er die Eingangsstufen hoch.
    Also glaubte er nicht, dass sie wirklich durch das Fenster flüchten würde. Sie hätte gedacht, dass er sie besser kannte!
    Mit wogenden Seidenröcken schnappte Victoria sich das metallene Fußteil, das noch immer auf dem Bett lag, und stieß es durch das Fenster, das so oft überstrichen worden war, dass es sich nicht mehr öffnen ließ. Sie hörte donnernde Schritte auf der Treppe unter ihr und wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Mit flinken Fingern befestigte sie das Seil vor dem schmalen Fenstersims an der Steinbrüstung des kleinen Balkons, der etwa die Größe eines Kissens hatte.

    Die Zimmertür flog auf, und die Vampire stürmten herein, aber sie war schon draußen im gleißenden Sonnenlicht und kletterte mit dem Seil in der Hand über die Brüstung.
    Victoria konnte Sebastian fluchen hören, als er in den Raum gerannt kam, doch sie befand sich schon auf Höhe des dritten Stocks, wo die leichte Brise ihre Röcke aufbauschte, sodass ihr die Sicht nach unten versperrt wurde. Die Mauer vor ihr war mit einem dunkelorangefarbenen Putz gestrichen, der abblätterte, als sie versuchte, sich mit den Füßen daran abzustützen.
    Zum Glück mündete die Rückseite des Gebäudes in einen kleinen, von einer Backsteinmauer eingefriedeten Hinterhof, statt in eine Straße, wodurch ein geringeres Risiko bestand, dass jemand wegen einer Frau, die sich von einem Fenster abseilte, Alarm schlagen würde.
    An der Innenseite der Mauer wucherte dichtes Brennnesselgestrüpp dem Licht entgegen und verdeckte dabei die Vortreppe und die Hälfte der Fenster. Sie würde aufpassen müssen, dass sie nicht darauf landete.
    Direkt unter dem Fenster des dritten Stocks endete das Seil, und Victoria sah nach oben. Sebastian starrte inzwischen nicht mehr zu ihr hinunter; offensichtlich war er wieder nach drinnen gegangen, um die Treppe zu nehmen und sie dann unten aufzuhalten. Sie musste eine Entscheidung treffen: Entweder kletterte sie durch das Fenster ins Innere und versuchte, sich auf einem anderen Weg hinauszuschleichen, oder sie ließ sich einfach fallen und hoffte, dass sie auf dem winzigen Balkon im zweiten Stock landete. Ins Haus zurückzukehren würde das Risiko einer neuerlichen Konfrontation mit den Vampiren deutlich erhöhen, aber nach unten zu springen war ebenfalls gefährlich - und würde ihr vielleicht nicht die Zeit geben zu flüchten.

    Sie musste sich entscheiden.
    Victoria blickte an ihrem Rock, der ihr teilweise die Sicht versperrte, nach unten

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