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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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und konzentrierte sich auf das unter ihr gelegene Fenstersims. Es war nur eine Körperlänge entfernt. Der Spitzbogen über dem Fenster war ein kurzes Stück außer Reichweite, aber als sie sich ein wenig tiefer an dem Seil hinunterließ, konnte sie ihn erreichen und sich an ihm festhalten. Sich halb auf den Bogen stützend, verlagerte Victoria das Gewicht in Richtung Hausmauer und ließ das Seil los.
    Um die Richtung ihres Falls auszutarieren, klammerte sie sich mit den Fingern an der schmalen Steinwölbung fest, dann sprang sie nach unten und kam tatsächlich auf dem schmalen Vorsprung auf, der gerade mal breit genug für ihre Füße war. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, schwang sie sich, wie schon zuvor im vierten Stock, mit wogenden Röcken über die Brüstung. Sie baumelte für einen Moment von der Kante, bevor sie sich fallen ließ und glücklicherweise neben einer Brennnesselstaude auf dem Boden landete.
    Dann stürzte sie auf das kleine Hoftor zu, wobei sie zwei Katzen aufscheuchte, die gerade ein Sonnenbad genossen, als hinter ihr auch schon die Haustür aufgeschlagen wurde und Sebastian ihren Namen brüllte. Sie bog um die Ecke und fand sich in einer schmalen Straße wieder, die von derselben Art von Häusern gesäumt wurde wie das, aus dem sie gerade geflohen war. Er war direkt hinter ihr; sie hörte seine Schritte näher kommen.
    Aber Victoria würde sich jetzt, wo sie es so weit geschafft hatte, nicht aufhalten lassen. Sie hetzte über die Straße, dann eine Seitengasse hinunter, umrundete blindlings Straßenecken, rannte weiter, vorbei an Webereien, Schneidersalons und Backstuben,
bis sich die Schritte hinter ihr schließlich im Geräuschpegel des nachmittäglichen Rom verloren.
    In der Ferne schlug die Turmuhr auf dem Quirinal zwei.
    Ihr blieben zehn Stunden.

Kapitel 22
    In welchem Mr. Starcasset eine Reihe von Informationslücken schließt
    D ie Ruinen des Opernhauses qualmten noch immer, als Victoria dort um kurz vor halb drei eintraf. Es war der erste November, also der Tag vor dem Tag der Toten, oder Allerseelen, wie man ihn gemeinhin nannte. Schaulustige lungerten in der Nähe herum und gafften. Die Betriebsamen liefen vorbei, als ob nichts geschehen wäre.
    Das Feuer hatte nur etwa ein Drittel der Gebäudefront vernichtet, trotzdem war das Theater zweifellos unbenutzbar. Victoria fragte sich, wie viele Menschen wohl darin gestorben sein mochten - entweder an den Folgen von Feuer und Rauch oder durch die Fangzähne der Vampire.
    Trotz ihres Gesprächs mit Sebastian konnte sie einfach nicht akzeptieren, dass Vampire nicht böse sein sollten. Das verstieß gegen alles, was man sie in den vergangenen eineinhalb Jahren gelehrt hatte, und auch gegen jede ihrer eigenen Erfahrungen mit den Kreaturen.
    Victoria zog den Umhang eng um ihre Schultern, um ihre ungewöhnliche Aufmachung zu verbergen. Sie trug locker sitzende, schwarze Hosen und eine passende Tunika - Kleidung, um darin zu kämpfen, sich zu verstecken, zu rennen und zu klettern. Ihre lederbesohlten Schuhe waren robust genug, um sie zu
schützen, dabei aber immer noch so geschmeidig, dass sie sich in ihnen ebenso frei bewegen konnte wie in Slippern. Ihr Haar, das zu einem einzelnen langen Zopf geflochten war, hatte sie hinten in ihr Hemd gesteckt, sodass die Spitze über ihr Kreuz strich. Sie hatte Weihwasser, Pflöcke und ein Messer an verschiedenen Stellen unter ihrer Kleidung versteckt. Miro, der Waffenmeister des Konsiliums, hatte sie zusätzlich mit einer weiteren Waffe ausgerüstet, die sich in dieser speziellen Situation als nützlich erweisen könnte: Ein kleiner Bogen, der es ihr erlauben würde, einen eigens zugeschnitzten Pfeil - besser gesagt einen Pflock - aus der Entfernung abzuschießen.
    Sie wusste, dass sie es niemals nahe genug an Nedas heranschaffen würde, um ihn zu erstechen; damit waren der Bogen und die hölzernen Pfeil-Pflöcke ihre einzige Erfolgschance. Sie war keine herausragende Bogenschützin, aber sie konnte ein Ziel treffen. Insgesamt besaß sie drei Pfeile, und ihr Plan war, Nedas zu töten und in dem anschließenden Chaos, von dem sie hoffte, dass es ausbrechen würde, Akvans Obelisken zu stehlen. Im schlechtesten Fall würde Nedas’ Ermordung - wenn auch nur vorübergehend - die Aktivierung des Obelisken unterbrechen und den Venatoren damit mehr Zeit verschaffen, sollte Victoria in dem zweiten Punkt scheitern.
    Verbena war eher neugierig denn besorgt gewesen, als Victoria in der Villa aufgetaucht war;

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