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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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hinauf auf die Bühne.
    Victoria konnte kaum atmen; sie wagte nicht einmal zu blinzeln.
    Ihre Tante hielt sich so stolz und aufrecht, wie ihre Statur es ihr erlaubte. Sie trug nicht mehr dieselbe kunstvolle Frisur wie im Konsilium, sondern hatte das Haar am Hinterkopf zu einem schlichten Knoten aufgesteckt. Ihr Umhang klaffte ein wenig auseinander, sodass das schwarze Kleid darunter zum Vorschein kam. Allem Anschein nach hatte man ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt.
    »Nedas. Nun lernen wir uns also endlich kennen.« Eustacias klare Stimme war bis in den letzten Winkel des Saals klar vernehmbar.
    »Ja, endlich. Nur leider wird die Begegnung sehr kurz ausfallen.« Sein Lächeln war kalt.
    »Jeder Moment in deiner Gegenwart ist schon zu lang für meinen Geschmack. Ich bete täglich für deinen Niedergang und den deiner Rasse.«

    »Wie bedauerlich, dass meine Wünsche lange vor deinen in Erfüllung gehen werden.«
    Victorias Atem ging in kurzen, abgehackten Stößen, während sie zusah und abwartete.Was sollte sie bloß tun? Konnte sie eingreifen in was auch immer als Nächstes geschehen würde?
    Sie musterte Max. Seine Miene war noch undurchdringlicher als sonst. Groß und unheilvoll stand er vor Eustacia und Nedas.
    Max hatte einen Plan. Natürlich hatte er den, und ihre Tante war eingeweiht. Falls Victoria sich auf irgendeine Weise einmischte, würde sie ihn vielleicht zunichte machen. Dennoch … Sie zog sich aus der Öffnung zurück, durch die sie gespäht hatte, nahm den Bogen von der Schulter und hielt ihn auf dem Schoß. Ihre Finger waren so verkrampft, dass sie sie kaum bewegen konnte; ihre Handflächen schmerzten, wo sie die Nägel hineingekrallt hatte.
    »Nun, Maximilian Pesaro, du hast dich verpflichtet, der Tutela deine unverbrüchliche Loyalität zu beweisen und uns einen der deinen zu bringen. Du wirst dein Schicksal besiegeln und eins werden mit der Tutela, indem du diese letzte Aufgabe erfolgreich erfüllst.« Nedas brachte ein langes, blitzendes Schwert zum Vorschein.
    Selbst von ihrem Ausguck aus erkannte Victoria, wie schwer und scharf die Klinge war. Ihr Herz schlug immer schneller, und in ihrer Kehle bildete sich ein hässlicher Knoten.
    Max nahm das Schwert, vollführte einen sirrenden Testhieb durch die Luft, dann nickte er Nedas zu, während er prüfend den Daumen über die Schneide gleiten ließ.Victoria sah den schmalen, roten Blutstreifen, den der flinke Streich über sein Fleisch hinterlassen hatte.
    Wie erstarrt beobachtete Victoria, was als Nächstes geschah;
sie wappnete sich, um Max und Eustacia zu Hilfe zu eilen, sobald sie sie brauchten.
    Die dunklen Augen auf Max und Eustacia gerichtet, trat Nedas zur Seite. »Richte die Frau hin.«
    Max wandte sich seiner Mentorin zu. Ihm kaum bis zur Schulter reichend, stand sie aufrecht und mit auf dem Rücken gefesselten Armen vor ihm und blickte ihn ruhig an. Victoria konnte sehen, wie gleichmäßig sich ihre Brust hob und senkte. Greifbare Anspannung hing in der Luft.
    Max umfasste das Schwert mit beiden Händen, so als wollte er sich in den Kampf gegen einen wilden Krieger stürzen. Seine Miene war noch immer so regungslos und gleichgültig wie eine Steinmauer, sein Mund ein dünner Strich. Das dunkle Haar hatte er zu einem kurzen Schwanz zusammengebunden, sodass nicht der kleinste Schatten auf sein düsteres Gesicht fiel.
    Victoria sah ihn schlucken, sah, wie seine Kehle sich bewegte. Sie beobachtete, wie er Luft holte, wie Brust und Schultern sich hoben. Die Ellbogen scharf abgewinkelt, holte er mit beiden Armen aus, sodass sein Gesicht für einen Sekundenbruchteil verdeckt war, dann schlug er mit aller Kraft zu.
    Die Klinge funkelte silbern im Schein der Kerzen, als sie in weitem Bogen durch die Luft sauste. Mit stockendem Atem wartete Victoria darauf, dass Eustacia ihre Arme befreien und gemeinsam mit Max den Kampf eröffnen würde.
    Eine Woge von Schmerz verdunkelte Max’ Gesicht; er stieß einen leisen, gutturalen Klagelaut aus und schloss die Augen, als die Klinge dort traf, wo er beabsichtigt, wohin er gezielt hatte. Es kam kein Ton von Eustacia, als sie langsam zu Boden sackte und ihr Kopf neben ihrem Körper auftraf. Abgetrennt. Für sich. Und Blut über den Boden und auf Max’ Beine spritzte.

    Ungläubig starrte Victoria für einen Moment auf die Szene; sie wartete auf irgendetwas, das ihr sagen würde, dass ihre Augen sich täuschten.
    Als das nicht geschah, begriff sie, dass ihre Tante wirklich tot in einer riesigen,

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