Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
aufzuckender Blitz in ihrem Kopf, ein Schemen von Geistesgegenwart. Klarheit. Ihr war Klarheit geschenkt worden.
Ein leises Lachen erklang neben ihrem Ohr. »Der, zu dem du da betest, kann dir jetzt nicht mehr helfen.« Der Vampir war zu nahe; sie würde die Phiole nicht mehr rechtzeitig erreichen, obwohl das Senken seines Kopfes Stunden in Anspruch zu nehmen schien... Tage. Ihre Finger tasteten linkisch herum; sie zwang sich zu blinzeln, um den Bann zu brechen; dann zog sie an der Phiole.
Während ihre Blicke sich voneinander lösten und der Vampir sich gleichzeitig die letzten Zentimeter zu ihrem Hals hinunterbeugte, glitt die Phiole in ihre Hand. Sie nestelte an dem Verschluss herum, als seine spitzen Fangzähne schon sachte ihre Haut berührten. Mit allerletzter Kraft zog sie ein Knie an, warf sich zur Seite, zog den Korken hervor und schüttete ihm das Weihwasser mitten ins Gesicht.
Brüllend ließ der Wächtervampir von ihr ab; er schlug die Hände über die Augen und stieß dabei mörderische Wutschreie aus.Victoria suchte fieberhaft nach dem Pflock, den sie fallen gelassen hatte, aber noch bevor sie ihn finden konnte, sah sie etwas Besseres.
Neben ihren Füßen funkelte ein Schwert: die verlorene und in Vergessenheit geratene Waffe eines Imperialvampirs. Blitzschnell bückte sie sich und hob die schwere Klinge auf.
Mit einem flinken Hieb, ähnlich jenem, mit dem sie den Dämon im Silberkelch geköpft hatte, holte sie weit aus und schwang es genau in dem Moment nach unten, als der Vampir wieder auf sie zukam.
Sein Kopf wurde abgetrennt und zerfiel zu Staub, noch bevor er den Boden berührte.
Der letzte Rest seiner Kontrolle über sie fiel von ihr ab, und Victoria kehrte abrupt in die Gegenwart zurück.Verblüfft stellte sie fest, dass Sebastian gerade mit seinem eigenen Schwert gegen einen der Imperialen kämpfte.
Mit blitzenden, rhythmisch klirrenden Klingen lieferten sich die beiden in dem schmalen Korridor ein Duell. Sebastian parierte die Attacken des Vampirs Schlag für Schlag, und ihre Schwerter wetzten gegeneinander, wenn sie sie voneinander lösten. Der zweite Imperialvampir war nirgends zu sehen; doch die Tür zum zweiten Zimmer stand offen.
Victoria zögerte kurz, und Sebastian brüllte: »Lauf! Polidori!« Er war seinem Gegner unterlegen, und sie wusste, dass er sterben würde, wenn sie ginge. Ein Schwert war im Kampf gegen einen Vampir nur dann wirkungsvoll, wenn man ihn damit köpfte.Wohingegen ein Sterblicher durch ein Schwert an jeder Stelle seines Körpers verwundet, verstümmelt oder sogar getötet werden konnte.
Sebastian besaß weder die Kraft noch die Schnelligkeit, um dem Vampir dauerhaft Widerstand zu leisten, und es war Victoria ein Rätsel, wie er überhaupt so lange hatte durchhalten können. Glücklicherweise verhinderte die niedrige Decke, dass der Imperialvampir in die Luft springen und wie ein Raubvogel nach unten schießen konnte, denn ansonsten wäre der Kampf zu Ende gewesen, noch bevor er begonnen hatte.
»Victoria! Geh!«, schrie er noch einmal, und sie traf ihre Entscheidung. Sie konnte sich später den Kopf darüber zerbrechen, weshalb Sebastian bereit war, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Mit einer anmutigen Bewegung beugte sie sich nach unten und hob den Pflock auf, dann stürzte sie, in der anderen Hand noch immer das Schwert, zu dem Imperialvampir.
Sie schaffte es jedoch nicht an ihm vorbei, denn er bemerkte sie und holte mit einer kreisenden Bewegung zu einem Hieb aus, der dazu gedacht war Sebastian und Victoria mit einem einzigen Streich in Stücke zu hacken. Das Klirren und Sirren der drei Schwerter war ein ebenso schrecklicher wie befriedigender Tumult.
Victoria erkannte eine Gelegenheit, schwang mitsamt ihrem Schwert herum und schlüpfte neben den Vampir, der gerade sein eigenes hob, um einen Angriff Sebastians abzuwehren. Als Victoria ihres mit aller Kraft auf den Vampir herabsausen ließ, nahm er eine Hand von seinem Heft, sodass er gleichzeitig Sebastian attackieren und nach ihr greifen konnte.
Sie schlug zu, wobei sie anstelle seines verletzlichen Halses jedoch nur seinen Arm durchtrennte, dann sprang sie hinter ihn.
Der Arm löste sich von seinem Körper und zerstob zu einer Staubwolke, bevor ihm einen Wimpernschlag später ein neuer wuchs.
Victoria, die sah, dass Sebastian an der Wand kauerte, holte wieder aus, doch der Imperiale parierte ihren Angriff unverzüglich. Ihre Schwerter trafen sich mit lautem Geklirre, wetzten aneinander entlang,
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