Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Sprache oder Hieroglyphe lesen zu können, die sie benötigte, während sich Victorias Kenntnisse auf Englisch, Italienisch und ein wenig Latein beschränkten.
Wayren blätterte vorsichtig durch die Seiten, überflog die Zeilen
mit ihrem schlanken Finger, bevor sie einige Minuten später sagte: »Ah, ja. Ich dachte mir schon, dass ich es hier finden würde.« Sie sah auf. »Akvans Obelisk ist ein hoher, speerartiger Stein. Sobald er erst einmal aktiviert ist, verleiht er der Legende zufolge einem Dämon oder Vampir die Fähigkeit, die Seelen der Toten herbeizurufen und zu kontrollieren. Stellt euch eine solche Armee von Toten, nicht Vampiren, einmal vor, die noch nicht einmal menschliches Blut brauchen, um sich zu nähren; ein Heer von Leichen, die wie Marionetten an den Fäden ihrer Seelen geführt werden, zurückgerufen aus dem Jenseits auf die Erde. Es wäre verheerend für uns, gegen eine Streitmacht von solcher Stärke und Überzahl ankämpfen zu müssen.«
Sie blickte wieder auf das Manuskript und zog mit dem Finger sanfte Kreise um eine Abbildung. »Diesem Buch zufolge war Akvans Obelisk ein Geschenk des Bergdämons Akvan an seine Geliebte Millitka, die später in einen Vampir verwandelt wurde. In einem Anfall von Zorn - denn wie ihr wisst, sind Dämonen und Vampire in unsterblicher Feindschaft verbunden - nahm Akvan Millitka den Obelisken wieder weg und stieß ihn in seiner Rage in die Erde. Er drang so tief ein, dass niemand ihn je wieder finden konnte. Falls Polidori Recht hatte und es Nedas irgendwie gelungen ist, ihn an sich zu bringen, könnte es für uns schlimme Konsequenzen haben, wenn er ihn aktiviert.Vorausgesetzt, die Legende ist wahr.«
Die anderen blieben stumm, als Wayren sich wieder in das Buch vertiefte und weiterlas. »Es ist unmöglich, den Stein zu vernichten. Sobald er erst einmal aktiviert und in den Händen seines Meisters ist, ist er unfehlbar und unzerstörbar. Es erfordert mehrere Schritte, ihn in Kraft zu setzen, aber sobald das geschehen ist, gibt es kein Zurück mehr.«
»Akvans Obelisk ist also unzerstörbar... Aber was ist mit Nedas? Könnte man ihn töten?«, wollte Victoria wissen.
Wayrens Blick zuckte zu Eustacia, dann zurück zu Victoria. »Wenn man ihn tötete, würde das die Verbindung zwischen ihm und dem Obelisken durchtrennen... Doch es würde die Macht des Steins nicht mindern. Ein anderer könnte ihn anschließend von Neuem in Kraft setzen.«
»Trotzdem hast du Recht, cara . Nedas muss liquidiert werden. Wir müssen die Tutela infiltrieren, um ihn aufzuspüren und zu töten, bevor er mit der Aktivierung beginnt.«
»Nedas ist ein Vampir - ein Sohn Liliths, also ist er sehr mächtig. So viel konnten wir bisher in Erfahrung bringen. Allerdings wussten wir nicht, dass er Akvans Obelisken gefunden hat«, bemerkte Wayren.
»Wir?«, fragte Victoria, obwohl sie die Antwort bereits kannte. »Max und ich. Der Machtzuwachs der Tutela war einer der Gründe, warum er nach den Ereignissen des letzten Jahres so rasch nach Italien zurückgekehrt ist.«
»Also wird Max Nedas töten?«
Wieder wechselten Eustacia und Wayren einen Blick. Dieses Mal geschah es viel subtiler, doch Victoria war nicht grundlos ein Venator. Sie bemerkte es trotzdem. »Was ist los?«
»Kurz nachdem wir in Rom ankamen, begannen die von Lilith stammenden Bisse an Max’ Hals ihn mehr zu peinigen als sonst«, erwiderte Wayren. »Ihr wisst, dass diese Bisse nie verheilt sind, und das nutzt sie zu ihrem Vorteil - mehr als irgendetwas sonst wünscht sie sich, Max ganz unter ihrer Kontrolle zu haben. Er war immer in der Lage, dagegen anzukämpfen, aber es wurde schwieriger, seit sie ihn letztes Jahr, nachdem ihr das Buch des Antwartha gestohlen hattet, noch einmal gebissen hat.«
»Wo ist Lilith jetzt?« Victoria dachte an den schrecklichen Anblick zurück, als der starke Max hilflos unter dem Bann der Vampirkönigin gestanden hatte.
»Ich bin sicher, sie versteckt sich in ihrem Schlupfwinkel in den Bergen, irgendwo in den Muntii Fagaras in Rumänien. Sie ist dort, seit ihr sie letztes Jahr aus London vertrieben habt, und ich sehe keinen Grund zu der Annahme, dass sie ihr Versteck verlassen hat.«
»Was stimmt dann nicht mit Max?«
»Wie ich schon sagte, wurden seine Bisswunden immer schmerzhafter, und dann verschwand er plötzlich für mehrere Wochen. Ich weiß, dass er zurückgekehrt ist, denn ein anderer Venator, Zavier, hat ihn gesehen; doch dann wurde ich nach Paris gerufen und konnte nun schon
Weitere Kostenlose Bücher