Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
die Hand, bevor sie Filbert zunickte, damit er ihr die Haustür öffnete.
»Auf Wiedersehen, Gwendolyn. Ich werde mich mit dir in Verbindung setzen, sobald ich zurück bin.«
Victoria sah zu, wie die Geschwister Starcasset ihre reich verzierte, gut gefederte Kutsche bestiegen, dann öffnete ihr der große blonde Mann namens Oliver die Tür ihrer eigenen.
Sobald sie hinter ihr geschlossen war, sank Victoria auf ihren Platz und stellte fest, dass sie nicht allein war.
»Sebastian? Verdammt, wie um alles in der Welt bist du hier reingekommen? Und schon wieder in Hemdsärmeln!«
Er lehnte gemütlich in der Ecke ihr gegenüber. Sie hatte ihn beim Einsteigen nicht bemerkt, weil sie zu ihrem Sitz geschaut hatte und er umsichtig genug gewesen war, seine Füße vom Boden fernzuhalten - wo sie sie sicherlich entdeckt hätte.
Der Mann hatte wirklich ein Talent dafür, unerwartet aufzutauchen - und dabei auch noch völlig gelassen zu wirken.
Er hatte die Beine auf der Sitzbank ausgestreckt und den Kopf gegen die Kutschenwand gelehnt. Sein Hut mit der gewellten Krempe lag auf seinem Schoß, wo er ihn mit seinen eleganten Händen festhielt. Die dunkle Jacke hatte er ausgezogen und an einen Haken über seinen Füßen gehängt. Er lächelte träge, als sie ihr Kleid ordentlich auf der Sitzbank arrangierte und beim Anfahren der Kutsche leicht zur Seite schwankte.
»Zumindest ist er nicht so rücksichtslos wie Barth«, murmelte sie.
»Wer? Ach so, dein neuer Kutscher. Ja, er ist ein recht gefälliger Bursche, dieser Oliver. Es war nicht sonderlich schwierig, seinen Namen und seine Herkunft in Erfahrung zu bringen, während wir uns unterhielten. Und er ließ sich auch ohne weiteres auf ein Schwätzchen zu dem anderen Kutscher schicken, während du deinem Verehrer George Lebewohl gesagt hast; ich bin übrigens sicher, er ist wegen deiner Abreise am Boden zerstört. Und Olivers tiefschürfende Unterhaltung mit dem Kutscher der Starcassets gab mir Gelegenheit, mir einen Platz in deiner Kutsche zu sichern.« Seine Lippen verzogen sich zu einem verschwörerischen Lächeln, während die Kutsche sanft um eine Ecke bog.
»Gewiss bist du nicht hier, um dich darüber zu beklagen, dass du nicht um mich werben kannst, während ich in Italien bin?« Victoria bemühte sich nach Kräften, den Blick von Sebastians Lippen abzuwenden; sie erinnerte sich nur allzu gut daran, wie sie sich anfühlten, auch ohne auf seinen Mund zu starren.
Mit ihm darin wirkte die Kutsche viel kleiner, als sie tatsächlich war, und wenn sie aufmerksamer gewesen wäre, anstatt über den unerwarteten Besuch der Starcassets nachzudenken, hätte sie
gleich beim Einsteigen den scharfen Nelkengeruch in der Luft bemerkt.
Sie zerbrach sich gar nicht erst den Kopf darüber, woher er wusste, dass sie im Begriff war nach Italien aufzubrechen. Da er derjenige war, der Polidoris Notizen gefunden hatte, hatte er bestimmt eine vage Ahnung, weshalb sie dorthin reiste, aber sein Zeitplan war wie immer abscheulich perfekt. Es musste ein Geschenk des Himmels für ihn sein, dass Victoria Verbena mit dem Großteil ihres Gepäcks und einigen Möbelstücken vorausgeschickt hatte, um ihre Kabine auf dem Schiff herzurichten, denn sonst hätte er einen Weg finden müssen, sie loszuwerden. Das Schlimme daran war, dass es ihm gelungen wäre.
»Werben? Das ist ein ziemlich starkes Wort für das, was ich im Sinn hatte.«
Er musste seine Position in der Kutsche bewusst gewählt haben, um sein Gesicht so gut es ging im Dunkeln zu verbergen. Wieder einmal. Aber sie würde schon dafür sorgen, dass sie sich irgendwann einmal bei vollem Tageslicht begegneten.
»Was auch immer es ist, das du im Sinn hattest, es wird auf Eis gelegt werden müssen, während ich weg bin«, antwortete sie kühl. »Es sei denn, du hattest vor, es jetzt auf der Fahrt zum Hafen zu Ende zu bringen.«
Ihre spöttische Neckerei überraschte sie selbst ebenso sehr wie ihn, seinen geweiteten Augen und dem plötzlichen Grinsen nach zu schließen.
»Na schön.« Er schwang die Füße zu Boden und setzte sich aufrecht. »Das war zwar nicht der eigentliche Grund, warum ich mich in deine Kutsche geschlichen habe,Victoria... Aber wenn du darauf bestehst, bin ich dir nur allzu gern zu Diensten.«
»Ich versuche nur zu verstehen, weshalb du in meine Kutsche
eingedrungen bist, obwohl ich heute das Land verlasse. Auf keinen Fall wollte ich damit sagen, dass ich mich auch darauf einlassen würde.«
Seine Augen waren nun nicht
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