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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Trainingseinheit mit Kritanu gleich am nächsten Tag bestanden. Wäre sie schneller, stärker, besser vorbereitet gewesen, hätte ihr das vielleicht die vier dünnen Kratzer am Hals, wo der Wächter begonnen hatte, seine Fangzähne in ihrem Fleisch zu vergraben, erspart... ebenso wie das schmerzende Handgelenk und den tiefen Schnitt an Hüfte und Oberschenkel, die sie dem Imperialvampir verdankte.
    Natürlich hatten die Verletzungen schon zu heilen begonnen. In einer Woche würden sie nichts weiter sein als verblasste Narben.
Aber ganz allein einem Imperialen gegenüberzutreten - trotz Sebastians Anwesenheit war sie im Grunde völlig auf sich allein gestellt gewesen -, hatte ihr bewusst gemacht, wie viel sie noch zu lernen hatte. Und wie viel sie das Jahr Pause gekostet hatte.
    »Wir werden morgen mit dem Schwertkampf beginnen«, versprach er. Erfreut stellte sie fest, dass seine Worte dieses Mal etwas abgehackter klangen.
    »Gut.« Sie unterstrich ihre Befriedigung mit einem gezielten Kick, gefolgt von einem niedrigen Schlag gegen seinen Solarplexus.
    Kritanu ließ hinter dem Schild ein leises Hmpf hören und beugte sich vornüber. Doch als er anschließend wieder hochsah, lächelte er. »Das war nicht vorhersehbar.« Dann wandte er den Blick zur Tür und verstummte.
    Victoria drehte sich nun ebenfalls um und sah ihre Tante dort stehen.
    »Sehr gut, cara «, lobte Eustacia mit einem Nicken. »Es ist schwierig, Kritanu zu überrumpeln, so wie du es eben getan hast. Vero , ich versuche das schon seit Jahren. Also, ihr beiden, Wayren ist gerade eingetroffen. Werdet ihr uns im Salon Gesellschaft leisten?«
    Wayren war eine hochgewachsene, schlanke Frau, die Victoria stets an eine Dame aus dem Mittelalter erinnerte. Sie trug ihr blondes Haar offen, sodass es ihr in sanften Wellen über die Schultern fast bis zur Taille fiel. Die beiden Male, als Victoria ihr bisher begegnet war, hatte sie dasselbe unmoderne Kleid getragen: ein langes, mit einer kompliziert geflochtenen Hanfkordel lose gegürtetes Gewand, dessen Schleppenärmel ihr beinahe bis zu den Knien reichten. Das Leinen war cremefarben, so als wäre es nach dem Weben weder gefärbt noch gebleicht worden.

    Sie stand auf, als Victoria in den Raum trat, und schloss sie zu deren Überraschung sanft und doch fest in die Arme. »Es freut mich sehr, Sie wiederzusehen, meine Liebe. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem großartigen Erfolg in Bezug auf das Buch des Antwartha. Max ließ mich wissen, dass der Ausgang der Geschichte Ihnen zu verdanken ist.« Wayren, deren Alter nicht bestimmbar war, die jedoch älter als Victoria und jünger als Eustacia zu sein schien, war von derart grazilem Körperbau, dass Victoria die Kraft ihrer Umarmung erstaunte. »Vor allem aber möchte ich Ihnen sagen, wie unendlich leid mir die Sache mit Phillip tut.«
    Victoria wusste wenig mehr über Wayren, als dass sie und Eustacia sich seit langer Zeit kannten und vertrauten. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass es sie nicht überraschen würde zu erfahren, dass Wayren einer Nymphe gleich in irgendeinem tiefen Wald lebte.
    »Dieses Leben, das wir teilen, ist schon schwer genug, auch ohne dass wir wegen ihm einen geliebten Menschen verlieren.« Wayren gab Victoria frei, ließ jedoch die Hände auf ihren Schultern und sah ihr für einen Moment prüfend ins Gesicht, als wollte sie Victorias Emotionen ausloten. Ihre Augen waren von einem hellen Blaugrau, und als ihr Blick Victoria gefangen nahm, fühlte diese sich ruhig und getröstet - sie spürte, dass Wayren sich wirklich um sie sorgte.
    Schließlich ließ die Frau sie los und bedeutete ihr mit einem liebevollen Lächeln, auf dem Sofa Platz zu nehmen.Victoria wandte sich schüchtern ab, verblüfft darüber, wie sehr sie Wayrens warme Begrüßung bewegte, obwohl sie sie kaum kannte.
    Eustacia, die ihren gewohnten Platz eingenommen hatte zwischen dem Chippendale-Tisch und dem Lehnsessel, in dem
Kritanu saß, ergriff nun das Wort, als würde sie eine Ratssitzung eröffnen. »Ich habe Wayren von den Ereignissen auf Claythorne berichtet, und dass es uns mithilfe von Sebastian Vioget gelungen ist, die Umstände von Polidoris Tod vor den anderen Hausgästen zu verbergen. Einige werden sagen, er sei durch Gift gestorben, andere werden von einem Unfall sprechen. Die widersprüchlichen Versionen sowie das Auslöschen der Erinnerungen aller Anwesenden werden verhindern, dass irgendjemand Genaueres über die Tragödie erfährt.Victoria, würdest du Wayren

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