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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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einmal verführerisch.
    Victoria bemerkte, dass der widerlich süße Geruch stärker geworden war und Zinnani sich hinter die Empore zurückzog. Sie fasste wieder in ihr Kleid, um ihre vis bulla zu berühren, und schloss die Augen.
    Das Ganze ging noch einige Zeit weiter; es kam ihr vor, als wären seit ihrer und Alvisis Ankunft Stunden vergangen, in denen der Sechste stets kurz von jedem der Männer trank, die freiwillig vortraten. Keine der drei Frauen, die Victoria gesehen hatte, war aufgestanden, um ihre erste Prüfung abzulegen, und
sie fragte sich langsam, ob ausschließlich Männer die Chance bekamen, in den inneren Kreis vorzudringen.
    Sie musste das unbedingt herausfinden, denn dieses Zentrum war mit Sicherheit der Ort, an dem Nedas zu finden sein würde.
    Zu ihrem Erstaunen bot Alvisi sich nicht freiwillig an, dann fiel ihr trotz ihrer Benommenheit wieder ein, dass er etwas über eine ›Ebene‹ gesagt hatte. Vielleicht waren die Prüfungen die Ebenen, von denen er gesprochen hatte. Das wiederum brachte sie zu dem Gedanken, welche Ebene oder Stufe er bisher erreicht hatte. Er hatte ihr seine Bissmale gezeigt, also musste er zumindest die erste Prüfung bestanden haben.
    Nachdem alle Freiwilligen der Stufe eins vorgetreten waren, blieb der Sechste mit den Händen in den Hüften auf der Estrade stehen. Er hatte vergessen, die Spuren von seiner letzten Mahlzeit fortzuwischen, und so sickerte jetzt ein kleines Rinnsal Blut sein Kinn hinunter. Seine Lippen waren voll, feucht und blutig, und seine roten Augen funkelten selbstgefällig. »Die erste Prüfung ist damit beendet.Wir haben sechzehn neue Mitglieder für die Tutela gewonnen, sechzehn neue Männer, die die Unsterblichen schützen und ihnen dienen werden!«
    Jubel erhob sich im Saal, gefolgt von demselben Sprechgesang, den Victoria am Anfang der Zusammenkunft gehört hatte. Wie schon zuvor begann er leise und gedämpft, dann wogte er durch den Saal und riss selbst sie in seinen Rhythmus mit. Sie verstand die Worte nicht, aber dieses Mal schwoll die Lautstärke zu immer neuen Höhen an, bis die Atmosphäre schließlich derart aufgeladen war, dass ihr kalte Schauder den Rücken hinabrieselten. Es war unkontrollierbar; das Auf und Ab von Silben und Atemzügen vibrierte durch sie hindurch und um sie herum, während gleichzeitig
der süßliche, hypnotisierende Geruch in der Luft noch stärker wurde.
    Die Männer um sie herum brüllten und stießen die Fäuste nach oben. Überall sah sie Augen, die vor fanatischer Inbrunst leuchteten.
    Der Gesang hielt an, verebbte jedoch zu einer leisen Untermalung, die die nächsten Worte des Sechsten begleitete. »Die zweite Prüfung! Wer will mit der zweiten Prüfung beginnen?«
    Der Choral wurde lauter, der Geruch süßer, der Wahn eskalierte. Jemand stand auf - ein Mann relativ weit vorne, aber keiner von denen, die in dieser Nacht schon an der Reihe gewesen waren. »Ich will!«, rief er freudig.
    Doch statt vorzutreten, wie Victoria es von ihm erwartet hätte, beugte er sich zur Seite und ergriff den Arm der Frau, die neben ihm saß. Obwohl sie sich wehrte - offensichtlich ahnte sie, was als Nächstes geschehen sollte -, zerrte er sie auf die Füße und stieß sie nach vorn.
    Sie geriet ins Stolpern und wäre fast gestürzt, doch der Mann packte sie wieder am Arm und schob sie unsanft vor sich her zur Estrade.
    »Ich biete den Unsterblichen meine Ergebenheit und Treue an«, rief der Mann laut, um über den Sprechchor hinweg verstanden zu werden. Dann versetzte er der jungen Frau einen kräftigen Schubs.
    Der Sechste griff von der Estrade nach unten, bevor sie hinfallen konnte, und zog sie leichthändig auf die Empore. Ihr cremeweißes Kleid schleifte hinter ihr her und wallte über den Rand der Plattform, als sie erneut stolperte.
    »Deine Ergebenheit ist bezeugt«, brüllte der Sechste, der der Frau mühelos die Handgelenke auf dem Rücken festhielt, in die
Raserei hinein. Dann überließ er sie zweien der ausgehungerten Vampire.
    Sie fielen über sie her; von beiden Seiten rammten sie die Fangzähne in ihr weißes Fleisch, einer an ihrem Hals, der andere an der Stelle, wo sich Hals und Schulter trafen. Die Frau kreischte, trat und bäumte sich auf, doch dann tauchte hinter ihr ein dritter Vampir auf und zog ihr die Arme auf den Rücken, um sie ruhig zu halten, während seine Gefährten ihren Hunger an ihr stillten.
    Mit trockenem Mund und rasendem Herzen sah Victoria au ßer sich vor Entsetzen zu. Dies war so anders

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