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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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zu halten.
    Dann wurde sie sich eines leisen Gemurmels bewusst. Sie verstand die Worte nicht, aber es klang wie ein Sprechgesang. Er ging von den Männern auf der Estrade aus und schwoll an, um den ganzen Raum zu erfüllen; gleichzeitig war er so tief und leise, als müsste er nahe am Boden bleiben, damit seine wahre Bedeutung nicht entdeckt wurde. Alvisis Mund bewegte sich, formte Worte, aber Victoria verstand sie nicht.
    Das Gefühl der Benommenheit hatte nicht nachgelassen; Victoria legte die Hand auf ihren Bauch und ließ die Finger durch das kleine Loch schlüpfen, wo mehrere Stiche am Saum ihres Mieders und Unterrocks entfernt worden waren, sodass sie ihre vis bulla ertasten konnte, dieses verlässliche, gesegnete Silber, das ihr innere Ruhe und Stärke schenkte. Als sie es berührte, schloss sie die Augen, atmete tief ein und ließ seine Macht durch sie hindurchströmen.
    Das Schwindelgefühl ebbte ab. Es verschwand nicht vollständig, aber es lockerte seinen Würgegriff.
    Der Gesang hörte auf, und einen Moment lang gab es kein anderes Geräusch als das Zischen und Brutzeln des Feuers in seinem riesigen Steinmantel.
    Dann ergriff Zinnani von Neuem das Wort. Seine Stimme
war leise und sanft. »Wir sind Berufene, alle die wir hier sind.Wir sind unter den Sterblichen auserkoren, jene zu beschützen, die nicht in der Sonne wandeln können, so wie wir es tun. Jene zu beschützen, die nicht im Licht leben können, die zur Dunkelheit verdammt wurden.«
    Zustimmendes Gemurmel begleitete seine Ansprache, in der er die segensreichen Pflichten und Belohnungen der Tutela aufzählte. »Beschützt sie!«
    »Jene unter den hier Versammelten, die den Test bestehen und sich als würdig erweisen, werden in Sicherheit leben.«
    »Sicherheit!«
    »Indem wir den Untoten dienen, werden wir vor Schaden bewahrt bleiben. Man wird uns weder jagen noch vernichten, so wie es den Ungläubigen ergeht. Wir werden nicht ihr Angriffsziel sein, wenn sich die Unsterblichen zur Herrschaft erheben.«
    »Erhebt euch, Unsterbliche! Erhebt euch!«
    »Wir werden eine Wonne erfahren, wie wir sie nie gekannt haben.«
    »Wonne!« Diese Erwiderung war ein weiches Keuchen, beinahe ein Flüstern.
    »Das Spenden von Lebenskraft ist das erotischste und lustvollste Erlebnis, das einem Menschen zuteil werden kann. Und es wird für immer unser sein, wann immer wir es uns wünschen! Wir werden fühlen, was wir nie zuvor gefühlt haben! Wir werden fühlen, und wir werden zum ersten Mal wirklich leben! Wir werden das Geschenk der Unsterblichkeit erhalten!«
    »Unsterblichkeit!«
    »Unsterblichkeit!«
    » Unsterblichkeit! «

    Das Wort schlängelte sich in ihre Ohren, füllte sie, drang in ihr Bewusstsein vor. Unsterblichkeit. Jene Belohnung, nach der die Menschen seit Jahrhunderten strebten, von den Alchimisten bis hin - falls man der Legende Glauben schenken durfte - zu den Rittern der Tafelrunde auf der Jagd nach dem Heiligen Gral.
    War es da ein Wunder, dass es Menschen gab, die sich mit dem Bösen verbündeten, um das ewige Leben zu erhalten?
    Unsterblichkeit, die Belohnung der Tutela. Unsterblichkeit, bis sie gepfählt oder geköpft würden... und dann ewige Verdammnis. Sie schauderte, denn sie wusste, dass das die Wahrheit war.
    Victoria wandte sich Alvisi zu, um etwas zu ihm zu sagen, um zu versuchen, den Nebel zu durchdringen, der ihn in seiner Gewalt hatte, aber selbst als sie ihn mit aller Kraft am Arm zog, taumelte er nur auf sie zu, bevor er sich wieder gerade hinsetzte und sich auf Zinnani konzentrierte.
    Und dann spürte sie es: ein kühles Streicheln in ihrem Nacken, das zu eisiger Kälte wurde. Mit den Fingern noch immer die vis bulla drückend, ließ Victoria den Blick durch den Saal wandern, ohne dabei den Kopf zu drehen, um nach irgendwelchen Neuankömmlingen Ausschau zu halten. Sie mussten entweder durch den Eingang neben der Estrade kommen oder aber durch die Tür, die sie und Alvisi benutzt hatten. Sie konnte diese Tür nicht sehen, ohne sich umzudrehen, was sie jedoch nicht wagte, da sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
    Die kalten Eisnadeln wurden immer stechender. Es mussten mindestens fünf oder sechs Vampire hier sein.
    Und dann stürmten sie an ihr vorbei, drängten sich einer nach dem anderen, insgesamt waren es sechs von ihnen, durch die unordentlichen Stuhlreihen bis vor zur Estrade.Victorias ganzer Körper wurde nun von einem kalten Schauder erfasst. Nie zuvor
war sie einem Vampir so nahe gekommen, ohne gegen ihn zu

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