Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
deine venatorischen Fähigkeiten verlieren würdest, wenn das Band, das dich mit Lilith verbindet, durchtrennt wird.«
»Behalt das verdammte Ding ruhig.«
Sie griff danach und schob es in den kleinen Beutel, der an ihrem silbernen Gliedergürtel hing. »Ich nehme an, dass du jetzt, da du zurück bist, uns heute Abend im Konsilium Gesellschaft leisten wirst. Und dass du wieder eine vis bulla trägst.« Sie sah ihn durch ihre eckigen Brillengläser wissend an.
Max nahm wieder seinen bevorzugten Pflock zur Hand und strich über das Silberkreuz. Victoria hatte ihn beschützt. Verdammt. »Natürlich werde ich da sein. Ganz der pflichtbewusste Soldat.«
Als Victoria am nächsten Tag zu später Stunde die Santo Quirinus endlich erreichte, steckte sie in einer Zwickmühle.
Da sie bis zum Morgengrauen auf gewesen war, hatte sie bis weit nach Mittag geschlafen, sich dann mit den Ladys Melly, Winnie und Nilly zum Essen getroffen, die zwitschernd ihrem Entzücken über die Gastfreundschaft der Tarruscellis, die fantastische Aussicht auf das Karnevalstreiben von ihrem Balkon aus und ihrem Bedauern darüber, dass es während der vierzigtägigen Fastenzeit kaum gesellschaftliche Anlässe geben würde, Ausdruck verliehen hatten.
Oh, und natürlich ihrem Mitgefühl für Victoria, die wegen eines Migräneanfalls das Bett hatte hüten müssen und damit die ausgelassenste, schönste und aufregendste Nacht von allen versäumt hatte. Ob sie denn inzwischen wieder auf dem Posten wäre?
Victoria, die wusste, dass das Trio sich nicht wirklich Sorgen wegen ihrer angeblichen Unpässlichkeit machte, erklärte, dass sie die lästigen Kopfschmerzen recht gut überstanden habe. »Und es tut mir wirklich leid, dass ich den Nachmittag nicht hier bei euch sein kann, um alles über eure Abenteuer zu erfahren, aber ich habe versprochen, mich heute wegen eines neuen Bildes von Eustacia mit einem Porträtmaler zu treffen.«
»Du armes Mädchen«, seufzte Lady Winnie, an deren rundlichen Fingern eine Vielzahl von Rubinen und Smaragden aufblitzte, als sie Victorias kleinere Hand tätschelte. »Nachdem du letzte Woche so oft krank warst, solltest du dich lieber ausruhen, statt in der Gegend herumzulaufen.«
»Du siehst noch immer ein wenig blass aus«, ergänzte Lady Nilly. »Vielleicht könnte ein helleres Kleid etwas mehr Farbe auf deine Wangen zaubern. Ich werde meine Rudgers mal ein Wörtchen mit deiner Zofe reden lassen.«
Trotz ihrer Eile, ins Konsilium zu gelangen, um Wayren von ihrer Begegnung mit Max letzte Nacht zu erzählen, musste Victoria lächeln. So herrisch und anstrengend die beiden manchmal auch waren, hatten sie doch nur ihr Bestes im Sinn - und das ihrer Mutter natürlich.
»Falls du sehr spät zurückkommen solltest, sind wir vielleicht schon ausgegangen«, erklärte Lady Melly. »Die Party … äh … die Zusammenkunft beginnt um acht Uhr.«
»Eine Party? Aber es ist doch Fastenzeit.« Victoria hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Gleichzeitig war sie mehr als erleichtert, von ihren Plänen zu hören. Alles, was die drei Damen beschäftigt hielt und sie vergessen ließ, sich nach Eustacias persönlichen Besitztümern zu erkundigen, war gut für sie.
»Es ist keine Party «, insistierte Lady Nilly und riss dabei unschuldig die spärlich bewimperten, hellblauen Augen auf. »Auf keinen Fall würden wir hingehen, wenn es eine Party wäre. Ganz gewiss nicht.«
»Es ist nur eine Zusammenkunft«, betonte die Herzogin mit einem energischen Nicken. »Nichts weiter. Zwar mit Essen, aber ohne Musik oder Tanz.«
»Wie bedauerlich, dass ich euch nicht begleiten kann.« Victoria ließ die Stuhllehne los und machte den alles entscheidenden ersten Schritt vom Tisch weg. »Aber es ist vermutlich das Beste, wenn ich mich später wieder ausruhe. Trotzdem wünsche ich euch natürlich einen wundervollen Abend.«
»Oh, den werden wir ganz bestimmt haben.« Lady Melly strich die Serviette in ihrem Schoß glatt. »Ich weiß zwar nicht, weshalb die Palombaras ihre Par- äh, Zusammenkunft ausgerechnet auf den Aschermittwoch legen mussten, aber - Was ist mit dir, mein Schatz? Ist es wieder dein Kopf? Benedicto, bitte etwas Tee für die junge Lady.«
»Palombara?« Victoria war an der Tür so schnell herumgeschossen, dass es tatsächlich zum Teil ihr Kopf war, der sich drehte. Ihre Gedanken waren der andere Teil. »Erzähl mir von dieser Party, Mutter.«
»Es ist gar keine richtige Party«, beharrte Lady Winnie noch immer. »Liebe
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