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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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abzunehmen.
    Vielleicht war Akvan gar nicht zurückgekehrt.
    Doch. Doch, das war er. Oder zumindest etwas ebenso Böses.
    Victoria hatte den Dämon gewittert.
    Sie starrte wieder auf den langen, schwarzen, frevelhaften Splitter hinunter. Neben ihm schimmerte auf der rauen Holzplatte der kleine Anhänger.
    Jetzt, da Victoria sich mit einem Mal sicher war, dass irgendjemand - Akvan, Sebastian, Beauregard oder sie alle - es auf das Stück des Obelisken abgesehen hatte, wollte sie es nicht mehr für jeden sichtbar auf dem Tisch zurücklassen.
    Der große Splitter war, als sie ihn zusammen mit der Lederschnur aufhob, noch immer leicht warm. Der Obsidianpflock fühlte sich gut an in ihrer Hand. Behaglich.
    Sie schloss die Finger darum und hielt ihn so, als stünde ein
Vampir vor ihr, dann ließ sie ihn versuchsweise durch die Luft sausen. Das Zischen und Sirren ihrer Bewegungen durchdrang die Stille der Kammer, während sie sich vorstellte, einem Vampir den Obsidiankeil ins Herz zu stoßen. Lilith. Beauregard. Irgendeiner Kreatur mit roten Augen und blitzenden Fangzähnen.
    Der Splitter würde sie zurück zu Luzifer schicken.
    Mit zusammengepressten Lippen spürte Victoria, wie ein glühender Hass sie durchströmte, Zorn auf diese rotäugigen Untoten, die ihr so viel genommen hatten. Sebastian hatte sie glauben machen wollen, dass manche Vampire nicht vollständig böse waren, dass sie es nicht verdienten, zu ewigem Höllenfeuer verdammt zu werden. Aber er hatte Unrecht.
    Und falls er versuchen sollte, sie aufzuhalten, würde sie ihn gleich mit ins Verderben schicken.
    Victoria spürte, dass der Splitter zunehmend wärmer wurde, und sah zu ihm hinunter. Ihre Finger hinterließen feuchte Abdrücke auf dem glatten, schwarzen Glas. Er musste sicher verwahrt werden. Gut versteckt.
    Sie musste ihn in einer Schublade oder Truhe verbergen. Wo ihn niemand finden würde.
    In der dunkelsten Ecke der Kammer fand sie eine kleine Holzschatulle, die mit nichts weiter gefüllt war als mit aromatisch duftenden Holzlocken, so als hätte jemand sich hingesetzt und sie von einem Zedernast abgezogen. Oder aber einen Pflock geschnitzt.
    Der Splitter und das Lederband passten mühelos in die Schatulle; Victoria klappte mit einem erleichterten Seufzer den Deckel zu, dann stellte sie eine andere Kiste darauf.

    Nun waren die Stücke von Akvans Obelisken endlich in Sicherheit.
    Zeit, sich um Sebastian zu kümmern.
    Victoria stand auf, dann verließ sie mit einem letzten Blick zu der dunklen Ecke, in der die Schatulle mit ihrem gottlosen Schatz stand, eilig die Asservatenkammer.
    Im Gang blieb sie kurz vor Wayrens Bibliothek stehen, doch von drinnen war nichts zu hören. Außer ihr befand sich niemand hier; alles war noch genauso still wie bei ihrer Ankunft. Ihr sachtes Klopfen blieb unbeantwortet, und als Victoria behutsam die Tür öffnete, fand sie das Zimmer dunkel vor.
    Das Konsilium wirkte wie ausgestorben, während sie zurück in den Hauptsaal ging, wo der plätschernde Springbrunnen freundlich vor sich hin murmelte.
    Damit war zumindest eine ihrer Fragen beantwortet: Max musste es gut gehen, denn andernfalls wäre er zusammen mit Hannever hier gewesen, um seine Verletzungen behandeln zu lassen. Ein ernsthaft verwundeter Venator würde zu seinem eigenen Schutz im Konsilium behalten werden, bis er wieder gesund wäre.
    Als ihre Sorge um Max besänftigt war, verließ Victoria das Konsilium über die Wendeltreppe, die in den Geheimgang hinter einem der Beichtstühle der Santo Quirinus mündete.
    Doch anstatt das Hauptportal der kleinen Kirche anzusteuern, ging Victoria in den kleinen Hinterhof und von dort aus weiter in ein altes, marodes Gebäude gegenüber der Kirche. Sie trat auf die fast menschenleere Straße und stellte fest, dass die Dämmerung an diesem eisigen Februarabend tatsächlich längst verstrichen war.

    Der Himmel war so schwarz wie der Splitter, den sie in dem unterirdischen Gewölbe zurückgelassen hatte, und der Vollmond schimmerte hoch und klein zwischen den Sternen. Sie hielt auf den unangenehm scharfen Geruch feuchter Schirmseide zu. Nach der Schwere des Splitters fühlte sich ihr hölzerner Pflock leicht und schwächlich in ihrer Hand an, aber er würde dennoch seine Pflicht erfüllen.
    Es befanden sich jedoch keine Vampire in der Nähe. Was keine große Überraschung war, denn in diesem speziellen Teil des Borgo gab es keine menschliche Beute zu erlegen.
    Victoria hatte schon fast den gesamten Weg bis zum Passetto

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