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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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ihre Vertraute aufzuspielen?
    Die Bilder aus ihrem Traum - von grabschenden, klauenartigen
Händen und funkelnden Obsidiansplittern - stürmten plötzlich von neuem mit solcher Wucht auf sie ein, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde.
    Trotzdem vermochten der Traum und das Böse, von dem er kündete, Victoria jetzt, wo es taghell, sie wach und aus dem Bett aufgestanden war, nicht mehr ganz so sehr zu überwältigen wie zuvor. Noch während sie die Eindrücke abzuschütteln versuchte, wurde ihr mit einem Mal klar, was sie ihr sagten, wovor sie sie warnten. Die Vampirfrau hatte ein Stück von Akvans Obelisken um den Hals getragen, und Akvan war zurückgekehrt. Er war durch die Vernichtung des Obelisken auf die Erde zurückgerufen worden.
    Wenn dieser winzige Splitter schon so bedeutsam war, dass die Untote ihn wie einen Schatz gehütet hatte, wie viel bedeutsamer musste dann wohl jenes größere Fragment sein, das Victoria im Konsilium aufbewahrte?
    Eines stand fest: Victoria würde auch den kleineren Obsidiansporn ins Konsilium bringen, wo er vor neugierigen Augen und Händen sicher wäre. Sobald es ihr gelang, sich unter einem Vorwand von ihrer Mutter und deren Freundinnen zu verabschieden, würde sie den Anhänger aus dem Haus schaffen.
    Bis dahin wäre er in ihrer Rocktasche wohl am besten aufgehoben.

    Als Victoria die Treppe hinunterging, hörte sie aus dem Salon bereits das aufgeregte Geplapper weiblicher Stimmen. Sie blieb für einen Moment stehen, unentschlossen, ob sie um etwas zu essen bitten sollte, bevor sie sich zu den Damen gesellte, aber die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als ein helles
Quieken ertönte, das nur von Lady Winnie stammen konnte und von den beiden anderen mit einem Kichern beantwortet wurde, während gleich darauf die Tür aufging.
    »Victoria«, trällerte die Herzogin. »Komm herein, und leiste uns ein wenig Gesellschaft.«
    »Wir fürchteten schon, du würdest den ganzen Tag im Bett bleiben«, ergänzte ihre Mutter. »Setz dich doch zu uns, damit wir dir von unserem gestrigen Abenteuer erzählen können.«
    Victoria wurde kurzerhand in den eleganten Salon und auf das einzige ungepolsterte Sitzmöbel darin gezogen: ein Stuhl mit gerader Rückenlehne, der zwischen ihrer Mutter und der Herzogin eingeklemmt war. Also exakt der Platz, auf dem sie lieber nicht gesessen hätte.
    Aber noch bevor die Damen die Gelegenheit bekamen, mit ihrem Bericht zu beginnen, klopfte es an der Salontür, und Giorgio trat ein.
    »Für die Signoras «, verkündete er mit einer knappen Verbeugung, an Lady Melly und ihre beiden Gefährtinnen gewandt. Dann trat er zur Seite, um drei weitere, mit in aufsteigender Reihenfolge größer werdenden Blumenbouquets beladene Diener vorbeizulassen.
    Victoria beobachtete amüsiert, wie die drei Damen zwischen dornigen Stielen, farnartigen Blättern und verschiedenfarbigen Blüten herumwühlten, um die den Sträußen beigefügten Briefe aufzuspüren.
    »Für mich?« Lady Winnie drückte das kleinste der Bouquets an ihren üppigen Busen und vergrub das Gesicht in den wunderschönen Lilien, die ihren kostbaren Duft im ganzen Raum verströmten. Sie waren weiß mit rosafarbenen Tupfen in der
Mitte, und als die Herzogin wieder aufsah, war ihre knollige Nase mit gelbem Blütenstaub gesprenkelt. Doch sie schien dies selbst dann noch nicht zu ahnen, als sie so heftig niesen musste, dass die armen Lilien noch mehr Pollen freisetzten. »Sie sind von diesem liebenswürdigen Gentleman, den wir gestern Abend kennen gelernt haben«, keuchte sie atemlos, sobald ihre Niesattacke vorüber war.
    »Also hat er, statt uns seine Aufwartung zu machen, nur Blumen geschickt.« Melly, die die Empfängerin des größten und prächtigsten Blumenarrangements war, schnupperte daran. Es bestand aus Rosen in allen erdenklichen Rottönen, mit einer einzelnen weißen in der Mitte.
    »Aber immerhin hast du das üppigste Bouquet bekommen«, tröstete sie Lady Nilly, die beinahe hinter ihrem Meer aus roséfarbenen Levkojen und roten Tulpen verschwand. »Ganz bestimmt bist du diejenige, auf die er ein Auge geworfen hat.«
    »Trotzdem hat er uns keinen Besuch abgestattet«, erwiderte Lady Melly, die lange, schmale Nase noch immer verachtungsvoll gerümpft. »Für den Fall, dass er hier doch noch auftauchen sollte, werde ich sicherstellen, dass wir morgen nicht zu Hause sind.« Sie stieß Victoria ihren Rosenstrauß entgegen. »Tatsächlich denke ich, dass du uns begleiten solltest, wenn wir ein paar Besuche

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