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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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in einer eleganten Handschrift gehalten, die Victoria mit Erleichterung wiedererkannte: Deine Kutsche wartet draußen.
    »Ich muss gehen«, sagte sie, ohne sich wieder hinzusetzen.
    »Was ist denn?«, fragte Lady Nilly. Doch sie wurde von Lady Melly übertönt.
    »Doch ganz bestimmt nicht jetzt!«, rief die vornehme Dame. »Es ist viel zu früh.«
    Victoria richtete den Blick auf ihre Mutter. »Es tut mir leid, aber es ist dringend.«
    »Aber du kannst nicht gehen«, fing Lady Melly wieder an, doch dieses Mal antwortete Victoria noch bestimmter:
    »Ich muss.«
    Ihre Mutter erhob sich. »Es hat doch hoffentlich nichts mit diesem Monsieur Vioget zu tun, dem du so unbeirrt erlaubst, in deiner Nähe zu sein«, meinte Melly mit scharfer Stimme. »Er ist nicht besser als dieser Kletterwein, den wir immer wieder vom Schornstein wegschneiden müssen.«
    Victoria blinzelte überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass sich ihre Mutter so alltäglicher Dinge überhaupt bewusst war.
    »Ich muss schon sagen, Victoria, ich finde es wirklich lächerlich, wie du ihn ermutigst. Er hat keinen Titel und ist noch nicht einmal Brite, und dann diese feuchte Aussprache!«
    So konnte man es natürlich auch beschreiben, dachte Victoria, während sie krampfhaft versuchte, das Zucken ihrer Lippen zu unterdrücken.
    »Sein Schneider ist wirklich hervorragend«, warf Lady Nilly ein. »Und irgendwie erinnert er mich an den netten Gentleman, der mich mal vor einem Vampir gerettet hatte; oder zumindest habe ich geträumt, dass er …«
    »Oh, Nilly, schweig.«
    »Mutter, ich würde vorschlagen, dass du dich daran gewöhnst, Sebastian hin und wieder zu sehen«, erklärte Victoria energisch. »Denn es besteht die Möglichkeit – die sehr hohe Wahrscheinlichkeit –, dass er eines Tages dein Schwiegersohn wird. Und jetzt«, fuhr sie schnell fort, denn sie war tatsächlich entsetzt, dass sie diese Worte gesagt, ja überhaupt gedacht hatte, »jetzt muss ich wirklich los. Versuch nicht, mich aufzuhalten.« Warum hatte sie das gesagt?
    »Victoria Anastasia!« Lady Melly sprang auf. Teetassen klirrten, und die braune Flüssigkeit schwappte über. »Wie kannst du es wagen, in diesem Ton …«
    »Auf Wiedersehen, Mutter. Ich werde mich bald melden.« Mit diesen Worten stürmte Victoria aus dem Salon und rannte förmlich durch die Halle zur Haustür.
    Der Klang von kreischenden Stimmen und entsetztem Keuchen wurde leiser, als sie in höchst würdeloser Art zur Haustür hinausstürmte. Ihre Kutsche wartete tatsächlich auf sie. Der mitternachtsblaue Anstrich glänzte in der nachmittäglichen Sonne. Die goldenen und silbernen Verzierungen glitzerten, als der Kutscher den Schlag öffnete, und Victoria stieg ein.
    Sie hatte eigentlich gar nicht erwartet, Wayren gleich in der Kutsche vorzufinden, doch sie war da. Die Frau war mittleren Alters – sie wirkte älter als Victoria, aber jünger als Lady Melly. Und doch war sie schon da gewesen, als Tante Eustacia ihre vis bulla angelegt hatte. Die Tasche, die verblüffenderweise immer mehr Bücher und Manuskripte zu beherbergen schien, als möglich war, hockte wie eine Kröte neben ihr.
    Auf ihrem Schoß lag eine geöffnete brüchige Schriftrolle mit braunen Flecken. Wayren schaute auf und blinzelte durch ihre Brille. Sie nahm sie ab, als Victoria sich neben sie setzte. »Hallo, Victoria. Wie geht es dir?«
    Die Worte, so schlicht und häufig ausgesprochen – und so automatisch beantwortet – ohne R ücksicht auf ihre eigentliche Bedeutung, wurden mit so viel Ernst vorgebracht, und der Ausdruck in Wayrens graublauen Augen war so freundlich, dass Victoria spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie zwinkerte heftig und antwortete ganz ehrlich: »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht das Gefühl … wohl eher nicht so gut.«
    Wayren nickte. Ihre Züge waren ganz glatt vor Ernst. »Ja, ich sehe, dass es so ist.«
    Die Kutsche setzte sich mit einem leichten R uck in Bewegung, und Victoria sah ihre Begleiterin an. »Du hast meine Nachricht erhalten. Kannst du mir sagen, ob … Lilith R echt hat? Werde ich … bin ich …?«
    »Der Grund, warum ich nicht früher gekommen bin – denn ich habe deinen Brief natürlich gestern erhalten – ist, dass ich einige Zeit mit Ylito verbracht habe, um in Erfahrung zu bringen, ob er irgendetwas kennt, das die Wirkung des untoten Blutes aufhalten oder zumindest verlangsamen könnte. Das würde uns nämlich Zeit verschaffen, uns eine Behandlung zu überlegen, damit du wieder gesund

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