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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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hinein, häufig bis zum Mittag, dann standen sie auf und kleideten sich für Nachmittagsbesuche an. Spät am Nachmittag kehrte man nach Hause zurück, um sich für Abendveranstaltungen umzuziehen, bei denen es sich um einen Theaterbesuch, eine Dinnerparty oder auch um einen Ball handelte, bei dem man bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages aß, tanzte und Klatsch austauschte.
    Victorias heutiger Besuch bei Gwendolyn war etwas früher erfolgt als sonst üblich. Sie hatten im Salon zusammen den Lunch zu sich genommen, wo sie von Spitze, Seide und Bändern umgeben waren.
    Nachdem sie das Stadthaus der Starcassets verlassen hatte, kam Victoria der Forderung ihrer Mutter nach, sie auf deren Nachmittagsbesuchen zu begleiten. Lady Melly war nicht länger bereit, darauf zu warten, dass ihre Tochter aus eigenem Antrieb wieder am gesellschaftlichen Leben teilnahm, und hatte gedroht, ihre Freunde in Scharen in St. Heath’s R ow einfallen zu lassen, wenn Victoria nicht kooperierte. Und so saß Victoria nun auf dem unbequemsten Stuhl – der zufälligerweise auch der Mittelpunkt eines Raumes voller schnatternder Damen war, in dem es höchst penetrant nach einer scheußlichen Mischung süßlicher Parfüms duftete und vor kaum verhüllter Neugier strotzte.
    »Wir freuen uns so, dass du von deiner Italienreise zurückgekehrt bist«, säuselte Lady Winnie, die Herzogin von Farnham, die eine von Lady Mellys besten Freundinnen war. Sie zog Victoria in eine erstickende Umarmung an ihren ausladenden Busen, wobei ihre runden Arme mehr Kraft entwickelten, als ihnen anzusehen war. »Es war ein reizender Aufenthalt, als wir dich dort besuchten, aber der ton rief – natürlich mussten wir zurück.« Sie ließ Victoria los und machte sich voller Anmut über drei kleine Ingwerplätzchen und ein Zitronentörtchen her.
    Victoria unterdrückte ein Lächeln. Glücklicherweise war Lady Winnie dank Tante Eustacias goldener Scheibe nicht in der Lage, sich daran zu erinnern, wie viel Spaß ihnen der Besuch bei ihr gemacht hatte. Mit Wayrens Hilfe hatte Victoria alle Erinnerungen der Damen daran, wie sie versucht hatten, den Conte R egalado zur Strecke zu bringen und zu pfählen, auslöschen können. Lady Winnie hatte dabei mit einem Holzpflock hantiert, der so dick wie ihr Arm gewesen war.
    »Der Aufenthalt in R om – oder sollte ich R oma sagen? – war ziemlich aufregend«, fügte Lady Petronilla hinzu. Die Begeisterung, mit der sie das R rollte, war ihr deutlich anzumerken. Lady Nilly war eine von Lady Mellys engsten Freundinnen und fast so etwas wie eine Tante für Victoria. »Besonders der Karneval war spannend, aber ich denke, die Krönungsfeierlichkeiten werden ein noch größeres Ereignis sein. Ich habe gehört, dass er mehr als vierundvierzigtausend Pfund ausgegeben hat … nur für seine R obe!«
    »Ich hatte nie die Gelegenheit, Ihnen persönlich mein Beileid auszusprechen, Lady R ockley«, sagte Mrs. Winkledon und drängelte sich zwischen Lady Melly und Lady Nilly auf das Sofa. »Über den Verlust Ihres lieben R ockley. Es war doch eine Liebesheirat, nicht wahr?« Ihre spitze Nase zitterte vor neugieriger Erregung, als rechnete sie damit, Victoria könnte zugeben, Phillip gar nicht geliebt zu haben. Im Grunde spielte das keine R olle, denn nur selten gab es im ton Liebesheiraten. Man betrachtete es fast schon als überholt, den eigenen Gatten zu lieben.
    »Danke, Mrs. Winkledon«, erwiderte Victoria. »Ich vermisse Phillip ganz schrecklich.« Das zumindest entsprach der Wahrheit.
    »Es war ein Unfall auf einem Schiff, nicht wahr?«, fragte Lady Breadlington und beugte sich mit einem Lächeln nach vorn. Ihre Zähne, die nicht nach vorn gewölbt waren, sondern eher flach wirkten, sahen aus, als wären sie ihr von einem Pferd eingetreten worden. »Wie schrecklich, dass er auf See verschollen ist. Wohin wollte er noch? Spanien, oder? Stimmt es, dass sein Leichnam nie gefunden wurde?«
    »Ja, das ist richtig«, antwortete Victoria. Allerdings nur, wenn man den Haufen Asche nicht mitzählte, der sich über ihr ganzes Schlafzimmer verteilt hatte. Eine winzige Menge davon bewahrte sie in einem kleinen Behälter in ihrem Ankleidetisch auf. »Trotzdem haben wir eine Trauerfeier abgehalten … und, Verzeihung, aber ich kann mich nicht erinnern, ob Sie daran teilgenommen haben?«
    »Äh, nein, es tut mir leid, meine Liebe, aber da hatten wir uns bereits wieder aufs Land begeben. Wegen der Moorhuhnsaison.« Lady Breadlington besaß den

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